Silberband 089 - Sie suchen Menschen
bedauerte der Zellaktivatorträger. »Es haben sich jedoch einige Dinge ereignet, die deine Unschuld mehr oder weniger beweisen. Im NEI ist es zu einer Selbstmordwelle der Mucys gekommen. Unter diesen Umständen wird sich kein Richter bereit finden, dich länger festzuhalten.«
»Wo ist er?«
»Atlan? Niemand weiß es. Er hat sich in private Bereiche zurückgezogen. Ich glaube, dass er völlig verbittert ist. Vielleicht könntest du ihm signalisieren, dass die Angelegenheit beendet ist.«
Rhodan straffte sich.
»Keineswegs!«, stieß er hervor. »Jetzt, da sich alles aufgeklärt hat und Atlans Einfluss im Schwinden ist, kann ich endlich meine Politik verwirklichen. Die Neue Menschheit wird begreifen, dass ich die richtige Zielsetzung habe.«
Tifflor schüttelte seufzend den Kopf.
Perry Rhodan nahm es kaum wahr. Ungeduldig fragte er: »Da ich frei bin, kann ich mich überall auf Gäa bewegen, wie ich es für richtig halte?«
Tifflor sah unglücklich aus, aber er nickte.
»Gut«, sagte Rhodan. »Lass uns sofort an die Arbeit gehen. Ich denke, dass du mich unterstützen wirst. Außerdem brauche ich die Hilfe der Altmutanten.«
»Nein«, sagte Julian Tifflor.
»Nein?« Rhodan war überrascht. »Was heißt das?«
»Die Menschen des NEI werden dich auch jetzt nicht akzeptieren. Du hast gegen ihre Interessen verstoßen und bist keiner von ihnen. Ich persönlich werde mich neutral verhalten.«
»Du bist auch keiner von ihnen.«
»Richtig«, pflichtete Tifflor bei. »Aber ich war von Anfang an hier. Ich habe das NEI mit aufgebaut. Jeder kennt mich und weiß, was er von mir zu halten hat. Du bist der Großadministrator eines Imperiums, das nicht mehr existiert. Man kennt deinen Namen, das ist alles. Ebenso gut hätte Alexander der Große auftauchen und seinen Führungsanspruch erheben können.«
»Du sprichst nur für dich«, sagte Rhodan. »Ich bin überzeugt davon, dass die Altmutanten nicht derart von Atlan beeinflusst worden sind.«
»Beeinflusst?« Tifflor war betroffen. »Du hast Gelegenheit, mit einem der Bewusstseinsinhalte zu sprechen. Ich habe Betty Toufry mitgebracht, die sich bei dir für ihre Rettung bedanken möchte.«
»Das ist richtig«, bestätigte die Mutantin mit Tifflors Stimme. »Du hast mich davor bewahrt, für alle Zeiten im Hyperraum verbannt zu sein. Ich hoffe, dass du mich verstehst, wenn ich mich ebenfalls neutral verhalten werde.«
»Ich schaffe es auch allein«, sagte Rhodan verbissen. »Das ist nicht zum ersten Mal, dass ich mit meiner Meinung allein stehe. Die Menschen des NEI denken nicht so kompliziert wie ihr, sie werden begreifen, was ich will.« Er schaute Tifflor an. »Kann ich jetzt gehen?«
»Niemand hält dich auf. Draußen steht ein Gleiter bereit, der dich zur SOL bringen wird.«
Als Rhodan gegangen war, dachte Betty traurig: Warum mussten sie sich nur so entzweien? Das macht sie blind und taub füreinander.
Wahrscheinlich, weil sie sich so ähnlich sind, antwortete Tifflor niedergeschlagen.
22.
Farmer Thonks, Regierungssprecher für die Dekade Februar 3582 im Parlament des NEI, lächelte verbindlich und sagte: »Natürlich wollen wir uns Ihnen nicht in den Weg stellen, Perry Rhodan. Ich habe den Präsidenten des Gäa-TV gebeten, Ihnen die Sendezeit zur Verfügung zu stellen, die Sie beanspruchen.«
Rhodan war zusammen mit Galbraith Deighton und Geoffry Abel Waringer in das Regierungsgebäude gekommen. Sein Antrag, vor dem Parlament sprechen zu dürfen, war mit der Bemerkung abgelehnt worden, dass darüber allein der Prätendent des NEI entscheiden könnte. Atlan hatte sich jedoch an einen unbekannten Ort zurückgezogen.
Umso überraschter war Rhodan, dass man ihm diesmal entgegenkam.
»Sie werden mich entschuldigen«, sagte Thonks höflich. »Unter den gegebenen Umständen kann ich Ihnen nicht länger zur Verfügung stehen. Das NEI hat durch den Verlust des Pseudo-NEI und die Selbstmordwelle bei den Mucys viele Probleme.« Er deutete eine Verbeugung an und verließ den Raum.
Rhodan hatte das Gefühl, überrumpelt worden zu sein. Wie alle Gäaner hatte Thonks sich verbindlich gezeigt, aber seine Art besaß nichts Herzliches.
»Sobald ich über Fernsehen zu der Bevölkerung gesprochen habe, wird sich die Haltung der Regierung ändern«, prophezeite Rhodan. »Es ist schließlich gleichgültig, ob ich jetzt oder in ein paar Tagen vor dem Parlament spreche. Die Regierung wird dem Druck der Öffentlichkeit nachgeben.« Vielleicht, fügte er in Gedanken hinzu,
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