Silberband 089 - Sie suchen Menschen
versuchen, im Raumanzug zu Ihnen zu kommen.«
Bobs Brille war mittlerweile beschlagen. Mit zitternden Fingern wischte er seinen Schweiß ab. Die Distanz zwischen beiden Raumschiffen schmolz viel zu schnell.
Erneut Gegenschub … Unendlich vorsichtig diesmal. In einer Distanz von weniger als tausend Metern kam das Beiboot fast zum Stillstand.
»Lehnen Sie sich jetzt zurück, Bob, und berühren Sie nichts mehr!«, befahl Bully. »Lizan hat sich soeben ausgeschleust. Blicken Sie auf die Ortungsschirme, rechts von Ihnen. Vielleicht können Sie ihn dort schon sehen.«
»Tatsächlich«, rief Bob. »Da kommt etwas.«
»Nichts berühren!«, brüllte Bully.
Bob Bays fuhr zurück. Die Warnung war gerade noch rechtzeitig gekommen. »Am besten stecke ich die Hände in die Hosentasche«, sagte er.
»Das ist eine gute Idee«, stimmte Bully schwitzend zu. »Vay, gehen Sie bitte zur Schleuse und betätigen Sie den Kontakt. Versuchen Sie es nicht vom Steuerpult aus«, sagte er eindringlich.
Vay erhob sich. Sie fühlte sich maßlos erschöpft. Doch jetzt raffte sie sich noch einmal auf und konzentrierte sich ganz auf die einfache Aufgabe. Wenig später leuchtete ein grünes Licht am Innenschott auf, und dann kam der Erste Offizier der GEMINI an Bord.
Attra Rauent saß am Steuerpult eines großen lemurischen Beiboots, dessen Hauptteil einem Ei glich, dem ein klobiger Abstrahltrichter angesetzt worden war. Vor ihm wuchs ein Raumschiff zu unüberschaubarer Größe an.
Erst jetzt wurde er sich seines Vorteils wirklich bewusst. Er flog ein lemurisches Raumschiff. Musste darin ein eventueller Beobachter nicht eine geringere Bedrohung sehen als in einem jeden anderen Raumer?
Das Raumschiff schien unbesetzt zu sein. Niemand reagierte auf seine Annäherung. Trotzdem spürte Attra Rauent in seinem tiefsten Innern, dass da irgendetwas war, was ihn nicht aus dem Auge ließ.
Er versuchte, das Gefühl zu ignorieren, das einen seltsamen Druck im Brustkorb auslöste.
Seine Hände glitten über sich verändernde Schaltfelder, seine Augen nahmen die ausgewiesenen Werte auf, ohne eine gefühlsmäßige Reaktion auszulösen. Daran änderte sich auch nichts, als die Arbeitstemperatur des Triebwerks eine alarmierende Höhe erreichte. Attra Rauent leitete die entsprechenden Gegenmaßnahmen ein. Für wenige Minuten pendelte sich alles auf Normalwert ein, dann schnellten die Anzeigen wieder in die Höhe.
Kurz entschlossen schaltete Attra Rauent das Triebwerk ab. Der Druck auf sein Herz nahm zu, das Atmen fiel ihm plötzlich schwer. Attra griff nach einer Sauerstoffmaske und presste sie sich aufs Gesicht. Die Beschwerden ließen fast augenblicklich nach.
Das Ruflicht vor ihm blinkte. Er nahm den Anruf entgegen und blickte in das Gesicht des Kommandanten der PHARAO.
»Was ist bei Ihnen los?«, platzte Rik Radik heraus. »Seit fünfzehn Minuten versuche ich, eine Verbindung zu bekommen. Warum melden Sie sich nicht?«
»Das muss ein Irrtum sein«, erwiderte Rauent verwirrt. »Das Rufzeichen kam erst vor wenigen Sekunden.«
Rik Radik runzelte besorgt die Stirn. »Attra, etwas stimmt nicht bei Ihnen. Wehren Sie sich, falls jemand versucht, Sie zu beeinflussen. Wir glauben, dass Sie minutenlang völlig weggetreten waren.«
Attra Rauent wischte sich mit der Hand über die Augen. Seine Stirn klebte vor Schweiß.
»Das kann schon sein«, antwortete er matt. »Wie weit bin ich noch vom Ziel entfernt?« Er betrachtete die Schirme und Messskalen, ohne die Anzeigen wirklich in sich aufzunehmen.
»Attra, schalten Sie die Triebwerke wieder ein«, rief Radik, »sonst fliegen Sie am Ziel vorbei!«
»Das … ist … eine … gute Idee«, erwiderte Rauent mühsam. Eine plötzliche Müdigkeit lähmte ihn. Er hatte kaum noch die Kraft, den Kopf hochzuhalten.
Rik Radik brüllte den Namen des Zweiten Offiziers der PHARAO, bis Rauent die Augen endlich wieder öffnete. »Wachen Sie auf!«, schrie der Kommandant. »Das Ding da in dem Zielschiff bringt Sie um, merken Sie das denn nicht?«
»Mich?«, fragte Attra verständnislos.
Er sah die Zahlen, die ihm anzeigten, dass die Distanz zum Ziel in rasender Eile zusammenschmolz.
»Attra, wachen Sie auf!«, drängte Radik.
Der Zweite Offizier fuhr sich mit dem Handrücken über den Mund. Dann ließ er sich aus dem Sessel kippen und rollte sich mehrere Meter zur Seite. Ausgestreckt und schwer atmend blieb er auf dem Rücken liegen.
Er fühlte sich plötzlich viel besser. Die Müdigkeit war wie weggewischt, und
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