Silberband 089 - Sie suchen Menschen
Beziehung.
»Die Kelosker behaupten, dass SENECA-Shetanmargt von einer Art Septadim-Koller befallen wurde«, rief ich ihm zu. »Momentan wissen noch nicht viele davon. Der eigentliche Flug auf der Septadim-Parallelspur ist zwar beendet, aber wir hängen noch zwischen den Dimensionen fest.«
»Die Kelosker werden mit solchen Problemen schon fertig«, sagte er leichthin.
»Eben nicht. Ich weiß von Atlan, dass sich das Shetanmargt in seine Bestandteile auflöst.«
Joscan wurde blass. Ich fuhr fort: »Wenn der Rechenverbund ausfällt, könnte das bedeuten, dass wir für alle Zeiten in den übergeordneten Dimensionen gefangen sind.«
In Joscan Hellmuts Augen blitzte es auf. »Damit hätten wir SOL-Geborenen das Schiff für immer als unsere Heimat.«
»Die SOL würde zu unser aller Grab werden«, sagte ich überzeugt, »denn wie sollen wir zwischen der 6. und 7. Dimension das Nachschubproblem lösen?«
»Mit Hilfe der Kelosker könnten wir sicherlich eine neue Daseinsform finden«, erwiderte Joscan verträumt. »Wer sagt, dass wir unsere menschlichen Körper zum Leben brauchen? Der Geist ist ausschlaggebend.«
»Das ist der Traum eines Geistesgestörten«, behauptete ich.
Joscan boxte mich in die Seite. »Man wird sich doch noch einen Scherz erlauben dürfen. In meinen Worten steckt schon ein Körnchen Wahrheit, aber ich muss zugeben, dass mich der Gedanke, meinen menschlichen Körper zu verlieren, doch sehr erschreckt.«
»Dann kämpfe dagegen an«, forderte ich ihn auf. »Atlan hat mir zu verstehen gegeben, dass deine Hilfe benötigt wird.«
»Was kann ich tun, wenn nicht einmal die Kelosker weiterwissen?«
»Du könntest wenigstens den Versuch machen, die Lage zu verbessern. Wir müssen uns zur Hauptzentrale durchschlagen. Die Posbis stehen bestimmt noch auf meiner Seite, obwohl auch sie vom Rechenverbund beeinflusst werden. Und vielleicht erhältst du von Romeo und Julia Unterstützung.«
Hoch über unseren Köpfen schwebte plötzlich eine Leuchterscheinung durch den Raum. Schatten wurden wieder zu Menschen, aber sie erstarrten zur Bewegungslosigkeit – so wie ich. Nur wer unter der Leuchterscheinung stand, konnte sich aus irgendeinem undefinierbaren Grund wieder bewegen. Gleich würde auch mich dieses Leuchten erreicht haben … Ich erhielt einen kräftigen Stoß in die Seite, als es so weit war.
»Bring dich in Sicherheit, Galto!«, rief Joscan mir zu. Der Schlag und seine Stimme klärten meine Sinne. Die Leuchterscheinung war kein Segen, sie brachte nicht die Erfüllung, sondern versklavte.
Ich rannte mit gewaltigen Sätzen davon, hinter mir folgte Joscan Hellmut. Wir erreichten ein offenes Schott, stürmten hindurch – und Joscan betätigte den Verschlussmechanismus.
»Hast du es erkannt?«, fragte er erschöpft. In seinen Augen war Panik zu erkennen. »Das war ein Fragment des Shetanmargts. Es scheint, als hätte sich der Rechenverbund dazu entschlossen, die Menschen der SOL für das Dasein in den übergeordneten Dimensionen vorzubereiten.«
Augenblicke später endeten die Erscheinungen. Ich konnte nur hoffen, dass sich die Lage wirklich normalisierte. Denn die Transportbänder liefen wieder an, die Sperren an den Antigravschächten erloschen, und sogar die Bordkommunikation klappte wieder.
Über Rundruf erfolgten Aufrufe an alle nicht der Schiffsführung angehörenden Besatzungsmitglieder, sich aus den Sektionen mit den Shetanmargt-Fragmenten zurückzuziehen. Aber genau das verriet mir, dass die Situation noch keineswegs bereinigt war. Die Dezentralisierung des Shetanmargts warf ohnehin völlig neue Probleme auf, denn nun mussten die über alle SOL-Zellen verteilten Energiefragmente an ihre ursprünglichen Positionen zurückgebracht werden. Ich selbst war mit dem keloskischen Superrechner nicht vertraut genug, um die sich daraus ergebenden Konsequenzen erkennen zu können.
Wir stießen unvermittelt auf eine von Robotern errichtete Sperre. Wenige Dutzend Meter hinter ihnen sahen wir einen Kelosker, der unter einem Fragment des Shetanmargts stand. Das Energiegebilde hatte sich in eine Deckenvertiefung verkrochen und deren Form angepasst. Der Kelosker starrte wie hypnotisierend zu dem Fragment hinauf.
»Es war schwierig genug, die vielen Einzelteile des Shetanmargts in SENECA unterzubringen und zu integrieren«, erklärte mir Joscan atemlos. »Doch zu dem Zeitpunkt herrschten die denkbar günstigsten Bedingungen. Nichts und niemand in der SOL lief Gefahr, durch die magnetischen und
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