Silberband 089 - Sie suchen Menschen
gehörigen Schrecken eingejagt. »Bedeutet das, dass die Kursberechnungen der Kelosker nicht stimmen?«, platzte ich heraus. »Haben sie den Rasterplan falsch berechnet?«
Erst jetzt bemerkte Rhodan meine Anwesenheit. »Werden Sie nicht gleich hysterisch, Galto«, ermahnte er mich. »Es war doch nichts anderes zu erwarten.«
»Dann haben Sie die ganze Zeit über gewusst, dass wir die Erde nicht erreichen können?«, stammelte ich.
»Wir werden es schaffen«, behauptete Rhodan. »Die Kursberechnungen der Kelosker waren richtig. Wir haben nur die Koordinaten angeflogen, an denen sich Medaillon und Terra vor über hundertzwanzig Jahren befanden.«
»Und wo ist Terra jetzt?«, fragte ich noch immer verständnislos.
»Überlegen Sie, Galto! Sie haben sich die Unterlagen über den Mahlstrom doch beschafft. Demnach wissen Sie, dass es verschieden starke Strömungen gibt. Und in einer solchen Drift befindet sich auch Terra.«
»Jetzt ist mir alles klar«, sagte ich aufatmend.
»Ähnlich könnten auch andere reagieren«, sagte Atlan. »Darum halten wir die Ortungsergebnisse vorerst geheim. Zuerst müssen wir eine Aufklärungskampagne starten.«
Ich nickte. Ausgehend vom ehemaligen Standort der Erde im Solsystem, hatten die Kelosker jene Position im Mahlstrom errechnet, an der die Erde im Jahre 3460 materialisiert war. Der Planet befand sich hier aber längst nicht mehr – das wussten Rhodan und alle, die den Sturz Terras in den Mahlstrom mitgemacht hatten. Denn schon bis zum Jahr 3540, als die SOL gestartet war, hatte die Erde in der Drift des Mahlstroms ein beträchtliches Stück zurückgelegt.
Dobrak meldete sich. Seine ersten Worte bekam ich vor Aufregung nicht mit, aber dann spitzte ich die Ohren.
»… der Rechenverbund ist wieder voll einsatzfähig, obwohl noch Teile des Shetanmargts fehlen«, erklärte Dobrak gerade. »Sie können innerhalb der nächsten Stunde eine Aufstellung der durch den Septadim-Koller entstandenen Schäden bekommen. Wollen Sie auch eine Abhandlung über die Natur des Septadim-Kollers haben?«
»Nein!«, wehrte Rhodan schnell ab. »Ich würde aus diesen Erklärungen ohnehin nicht schlau werden, auch wenn Sie sie noch so allgemein verständlich abfassen. Es genügt mir zu wissen, dass Sie die Situation bereinigt haben. Mich interessiert nur, wie viele Nug-Behälter wir noch auf Vorrat haben.«
»Sie sollten besser fragen, wie viel davon verbraucht wurden – nämlich fast alle. Damit mussten Sie rechnen, Rhodan, obwohl wir durch die Septadim-Modifikation Treibstoff einsparten …«
Nachdem die Verbindung unterbrochen war, sagte Atlan: »Ich kann mir nicht helfen, aber ich habe den Eindruck, dass sich die Kelosker hinter ihrer n-dimensionalen Logik verschanzen, um uns keine klaren Auskünfte geben zu müssen.«
»Das siehst du falsch, Atlan«, erwiderte Rhodan. »Dobrak hat sich immer ehrlich bemüht, uns sein Wissen zu vermitteln. Aber er kann einfach nicht aus seiner Haut heraus. Die Kelosker haben sich in ihrer Entwicklung so weit von uns entfernt, dass sie nicht mehr in für sie so primitiven Bahnen denken können.«
In die entstandene Stille hinein sagte ich: »Bleibt immer noch das Problem der Treibstoffbeschaffung.«
»Sind Sie eine Nervensäge, Galto«, schnauzte Atlan mich an. »Warum bleiben Sie nicht einfach bei Ihren Posbis und Willys und lassen sich verhätscheln.«
»Aber die Treibstofffrage ist ein Problem«, beharrte ich.
»Unsere Hoffnung ist, dass wir auf der Erde auftanken können«, erklärte Rhodan. »Unser Nug-Vorrat reicht jedenfalls, um Terra zu erreichen.«
»Glauben Sie, die Aphiliker dazu bewegen zu können, uns die benötigten Nug-Behälter zu geben?«, bohrte ich weiter. Ich hatte mich eingehend mit den Geschehnissen auf Terra bis zum Jahr 3540 beschäftigt und glaubte, die dortigen Verhältnisse so gut zu kennen wie jemand, der den Sturz in den Mahlstrom mitgemacht hatte.
Rhodan machte eine müde Handbewegung. »Ich kann verstehen, dass Sie sich sorgen, Galto«, sagte er zu mir. »Aber wir sollten nichts überstürzen. Immerhin sind seit unserem Start zweiundvierzig Jahre vergangen. In dieser Zeit kann viel geschehen, und wer weiß, vielleicht sind die Verhältnisse auf der Erde heute ganz anders, als wir sie in Erinnerung haben.«
Bericht Galto ›Posbi‹ Quohlfahrt
Perry Rhodans Befürchtungen, dass es zu einer Panik kommen würde, waren unbegründet. Es wäre gar nicht notwendig gewesen, die Mannschaft schonend darauf vorzubereiten.
Die
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