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Silberband 092 - Das MODUL

Silberband 092 - Das MODUL

Titel: Silberband 092 - Das MODUL Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Perry Rhodan
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unerlässliche Gebrauchsgüter mitgenommen worden waren, die aber tatsächlich kein Mensch an Bord der SOL benötigte.
    Ich wusste selbst nicht recht, was mich in diese verlassene Zone getrieben hatte – vielleicht suchte ich nur die Einsamkeit. Ohne lange zu überlegen, eilte ich in den Lagerraum. »Ich bin gleich da und helfe dir …«, rief ich.
    Ich hatte die Vorstellung von einem Kind, das sich verlaufen hatte und sich nun ängstigte. Umso überraschender war der Anblick, der sich mir bot. Eingekeilt zwischen Container-Türmen kauerte eine grobschlächtige Gestalt. Es war ein humanoides Wesen und zweifellos auch ein Mensch, aber sein Aussehen schockierte mich im ersten Augenblick.
    Obwohl der Körper des Mannes gekrümmt war, schätzte ich ihn auf eine Größe von über zwei Metern. Seine Schultern waren breit und fleischig, der Oberkörper massig. Er trug undefinierbare Kleider. Lumpen eigentlich.
    Er wimmerte noch. Dabei ruderte er mit der linken in der Luft, weil die andere Hand unter einem tonnenschweren Container eingeklemmt war.
    Er hatte einen riesigen, runden Kopf, von dem ich zuerst nur die langen, schmutzig braunen und verfilzten Haare sah. Dann zeigte er mir sein abstoßend hässliches Gesicht. In diesem Gesicht stimmten keine Proportionen. Augen, Nase und Mund waren so groß wie bei anderen Menschen auch, aber sie waren auf einer riesigen Gesichtsfläche verteilt. Die Augen standen so weit auseinander, dass zwei Männerfäuste dazwischen passten. Die tief darunter liegende kleine Nase wirkte irgendwie verloren, und die Haut um den winzigen, knapp über dem ausladenden Kinn sitzenden Mund war ungewöhnlich grobporig.
    Der Mund zuckte, und aus den aufgerissenen Augen sprach unsäglicher Schmerz. Als ich in diese Augen blickte, da hatte ich sein Aussehen sofort vergessen. Ich wollte nur helfen. Als ich mich jedoch näherte, stieß der unglaubliche Mann einen winselnden Laut aus.
    »Hab keine Angst!«, redete ich auf ihn ein. »Ich will dir helfen. Wir werden die Hand schon freibekommen.«
    Urplötzlich grub er seine Zähne in das Gelenk der eingeklemmten Hand. Ich erstarrte vor Entsetzen, als ich die kauende Bewegung seiner ausladenden Kiefer sah. Es gab schmatzende Geräusche – und dann hörte ich das Krachen von Knochen. Jäh riss er den Arm los. Ich sah einen blutigen Stummel. Mit einem Aufschrei stürzte er nach hinten und taumelte gegen einen Stapel unterschiedlicher Behältnisse.
    Fassungslos stand ich da. Er hatte sich die Hand einfach abgebissen. Als er das Entsetzen in meinen Augen sah, verbarg er den blutenden Armstummel unter den Fetzen seiner Kleidung, wirbelte herum und versuchte, den Container-Turm hinaufzuklettern. Er gebärdete sich wie ein in die Enge getriebenes Tier. Nach einigen Versuchen sah er schließlich ein, dass es unmöglich war, mit nur einer Hand das Hindernis zu überwinden, und ließ sich erschöpft zu Boden fallen. Er rollte sich zusammen, immer noch darauf bedacht, den Armstummel zu verbergen.
    »Ich kann dir helfen«, redete ich ihm zu. »Du musst mir nur vertrauen, dann werde ich deine abgetrennte Hand wieder anwachsen lassen.«
    Er schüttelte den Kopf so heftig, dass sein langes Haar durcheinander wirbelte. Dann sprach er zum ersten Mal, mit hoher, kindlicher Stimme. »Fürchte mich gar nicht«, sagte er, und es klang trotzig. Er hielt den Kopf gesenkt. Seltsamerweise war sein großflächiges Gesicht nicht mehr von Schmerz gezeichnet.
    »Warum wolltest du dann fliehen?«, fragte ich und fügte, ohne eine Antwort abzuwarten, hinzu: »Zeig mir deine Wunde.«
    Wieder schüttelte er den Kopf.
    Ich seufzte. Meine Gedanken wirbelten durcheinander. »Wie heißt du?«, fragte ich.
    Nach einer Pause antwortete er: »Antapex.«
    Das war wenigstens etwas. »Ich heiße Irmina Kotschistowa. Du darfst mich Irmina nennen. Einverstanden?«
    »Ja – Irmina.« Er hielt den Kopf gesenkt.
    »Wie kommt es, dass ich dich noch nie gesehen habe, Antapex?« Was für ein seltsamer Name, doch irgendwie kam er mir vertraut vor. Ich hatte ihn bestimmt schon gehört, nur wusste ich nicht, in welchem Zusammenhang. »Ich kenne viele Leute auf der SOL, eigentlich ist mir niemand an Bord fremd, und wenn ich dir schon begegnet wäre, würde ich mich bestimmt daran erinnern.«
    »Ich bin hässlich, ich weiß«, stieß er hervor.
    »Das finde ich gar nicht«, sagte ich, und das war nicht einmal gelogen, denn sein Aussehen hatte mich nur im ersten Moment der Überraschung abgestoßen. Inzwischen

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