Silberband 092 - Das MODUL
Breiskoll hielt sich zusammen mit anderen SOL-Geborenen in einer Informations-Zentrale auf. Sie sah ihren Sohn am Eingang auftauchen und verließ die Gruppe sofort, um Bjo zu begrüßen.
»Was studierst du?«, erkundigte er sich, obwohl er ihren Gedanken längst entnommen hatte, dass sie sich mit geologischen Begriffen auseinander setzte. Seit angenommen werden konnte, dass die SOL in absehbarer Zukunft auf der Heimatwelt der Menschen landen würde, stieg das Interesse der SOL-Geborenen an den Daten, die über diesen Planeten zur Verfügung standen. Dieser Lerneifer war keineswegs ein Zeichen des guten Willens gegenüber den Terranern an Bord, sondern hing mit dem Wunsch der SOL-Geborenen zusammen, den Mutterplaneten nicht unvorbereitet betreten zu müssen.
»Geologie der Erde«, erwiderte Lareena und schaute ihren Sohn zärtlich an. »Du bist beunruhigt?«
Obwohl sie nicht einmal latent telepathisch begabt war, erkannte sie leicht die geringsten Spuren innerer Unsicherheit an ihrem Sohn. Für Bjo war das ein Beweis dafür, dass die Sinne vieler Menschen über das durchschnittliche Leistungsvermögen hinaus geschärft werden konnten.
Er schaute sich suchend um. »Lass uns allein reden«, schlug er vor.
Lareena deutete auf eine Doppelkabine für Hypnoschulung. Bjo nickte.
Als sie eingetreten waren, veränderte er die Lichtbrechung der Scheiben, so dass niemand mehr von außen hereinblicken konnte, und ließ sich, obwohl ein zweiter Sitzplatz frei war, zu Lareenas Füßen nieder.
Die Frau warf ihrem Sohn einen missbilligenden Blick zu. »Du hast mir versprochen, diese animalischen Gewohnheiten aufzugeben, Bjo. Du weißt, wie alle anderen darüber denken. Was macht es schon aus, wenn du in einem Sessel Platz nimmst?«
»Wir sind allein …«
»Trotzdem!«, beharrte Lareena. »Du musst unter Menschen leben und bist ein Mensch – also benimm dich auch so.«
Er richtete sich widerwillig auf und rutschte auf den Sessel.
Lareena blickte ihn lächelnd an. »Du wirst älter, Bjo. Sobald wir Terra erreichen, wirst du in das Mutantenkorps eintreten.«
Ihre Gedanken bewiesen, dass die frohe Erwartung, die sie äußerlich zeigte, nicht ihren Gefühlen entsprach. In Wirklichkeit machte sie sich Sorgen um Bjo.
»Manchmal«, sagte der rot-braun gefleckte Katzer, »empfange ich einen merkwürdigen Impuls. Das geht schon seit Monaten so, aber ich habe bisher nicht gewagt, mit jemand darüber zu sprechen.«
»Was heißt das, mein Junge?«, fragte Lareena irritiert.
»Etwas Fremdartiges wird in mir spürbar, aber ich weiß nicht, woher es kommt. Ich glaube nicht, dass es etwas Bösartiges ist, denn ich empfinde kein Unbehagen dabei.« Bjo beugte sich im Sessel vor und stieß seinen Kopf an Lareenas Oberarm. Dann schnurrte er leise, und sie kraulte sanft seinen Nacken.
Nach einer Weile fuhr er im Flüsterton fort: »Zweifellos handelt es sich um parapsychologische Wahrnehmungen. Ich glaube, es sind Informationen, die ich von irgendjemand oder von irgendetwas erhalte. Ich kann aber nichts damit anfangen, denn die Impulse sind unverständlich.«
»Hast du einen Verdacht?«
»Nein!« Er las in ihren Gedanken und fügte hinzu: »Ich bin ganz sicher, dass keiner der Mutanten damit zu tun hat.«
»Und die Kelosker?«
»Bestimmt nicht!«
Sie dachte an die drei Forscher der Kaiserin von Therm, die an Bord gekommen waren, aber bevor Bjo sie korrigieren konnte, besann sie sich, dass diese Fremden vom MODUL nichts damit zu tun haben konnten, denn dafür hielten sie sich noch nicht lange genug in der SOL auf.
»Du solltest mit Fellmer Lloyd sprechen«, forderte Lareena ihren Sohn auf. »Er ist Telepath, genau wie du. Ich nehme an, dass er diese Impulse ebenfalls empfangen hat und genau weiß, worum es sich handelt.«
Bjo hatte bereits selbst mit diesem Vorhaben geliebäugelt, war aber bisher davor zurückgeschreckt. Er wusste auch nicht, was ihn davon abhielt, mit Lloyd oder Gucky über sein Problem zu reden.
»Vielleicht hört es von selbst wieder auf«, meinte seine Mutter.
Bjo schüttelte den Kopf. »Es wiederholt sich häufiger und nimmt an Intensität zu, Lareena.«
Er ist einsam, der arme Kerl!, dachte sie. Er braucht Kontakt zu gleichaltrigen Frauen. Ob sie ihn meiden, weil er etwas von einer Katze an sich hat?
Er richtete sich auf und fauchte leise. »Bjo«, sagte sie verlegen. »Ich wollte dich nicht kränken!«
Er glitt aus dem Sessel. Lareena sah ihm bewundernd zu. Alles an ihm wirkte ästhetisch, es war ein
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