Silberband 092 - Das MODUL
schiffsinternen Schwierigkeiten. Nach seinen Erlebnissen auf Pröhndome hoffte er jedoch immer noch, dass sich die Haltung der SOL-Geborenen ändern würde, sobald sie die Erde betraten. Die Verbundenheit mit der Heimatwelt würde sich auch in den SOL-Geborenen entwickeln.
»Wir haben neue Koordinaten!«, rief Waringer. »SENECA hält eine erneute Kurskorrektur für unerlässlich.«
Der Emotionaut warf Rhodan einen bezeichnenden Blick zu, dann ließ er die SERT-Haube wieder herabsinken.
Es war, als hätte er ein unbekanntes Land mit verschlossenen Augen und verstopften Ohren betreten, um dann abrupt seine Sinne für die fremde und fantastische Umgebung zu öffnen.
Regungslos stand der rot-braun gefleckte Katzer inmitten des kleinen Schaltraums und saugte die Stimmen des Weltalls in sich auf. Er spürte das drohende Murmeln der Wolke, das rhythmische Flüstern der außerhalb stehenden Sterne, das sanfte Dahingleiten von Wellen aus den Tiefen des Universums und das Zusammenspiel von Gravitation und Zeit.
Zum Chaos bestimmt, hatte das Universum die Harmonie des Zufalls entwickelt und Regeln für den Ablauf aller Dinge aufgestellt. Bjo Breiskoll fühlte Planeten auf ihrer Umlaufbahn um ihre Sonnen, er fühlte unvorstellbare Energien selbst im Leerraum zwischen den Galaxien und das Tosen neu entstehender Sonnensysteme. Explodierende Sterne schickten ihre Botschaft ebenso wie Black Holes und die gigantischen Pulsare. Ein geheimnisvolles Zittern ging von Einbrüchen im Raum-Zeit-Kontinuum aus und vermischte sich mit Tausenden Signalen des Lebens.
Es war ein vielfältiger Chor ohne Dirigent, in dem jedes Atom mit eigener Stimme auftrat.
Und doch wurden diese Stimmen in Bjo Breiskoll eins und reduzierten sich zum Nachhall jenes gewaltigen Urknalls, mit dem alles entstanden war.
Diese Signale waren schon immer da gewesen, aber Bjo hatte sich vor ihrer Allgegenwart verschlossen. Er wusste, dass er Mitglied dieses Chors war, dass er eine eigene Stimme besaß, und vielleicht gab es irgendwo, an einer anderen Stelle des Universums, jemand, der ihn hörte.
Der junge Breiskoll vergaß alles um sich herum und verlor jeden Zeitbegriff.
Irgendwann öffnete sich die Tür zu dem Schaltraum. Joscan Hellmut stand im Eingang. »Ich wünschte, ich könnte an deinem Traum teilhaben, Bjo«, sagte er traurig.
»Das ist kein Traum«, antwortete der Katzer. »Eis ist … ich … mein Gott! Ich kann es nicht beschreiben, begreifst du das?«
»Nein«, sagte Hellmut.
Breiskoll glitt auf ihn zu. »Lloyd hatte Recht, Joscan. Ich fühle Dinge, die andere nicht einmal sehen können.«
»Kannst du uns zum MODUL führen?«
»Vielleicht«, antwortete Bjo Breiskoll zögernd. »Ich will es jedenfalls versuchen.«
Der schmale Junge vor den Kontrollen sah so unsicher aus, dass es Perry Rhodan schwer fiel, zwischen ihm und dem neuen Kurs der SOL eine Verbindung zu sehen. Ein Blick auf die Instrumentenkonsolen ließ es gar unglaublich erscheinen, dass Bjo Breiskoll dieser Technik überlegen sein könnte.
Dem rot-braun gefleckten Katzer war es unmöglich gewesen, das MODUL selbst aufzuspüren, aber er behauptete, den Mittelpunkt der Wolke ausmachen zu können. Die Koordinaten, die er geliefert hatte, waren vom Rechenverbund nicht bestätigt worden, trotzdem glaubte auch Dobrak, dass dies der richtige Kurs sein könnte.
Die SOL würde in wenigen Minuten in den Normalraum zurückkehren, dann musste sich herausstellen, ob Breiskolls Angaben stimmten.
Bjo stand hinter Mentro Kosum und gab dem Emotionauten Anweisungen. Kosum schien als einziges Besatzungsmitglied bereit zu sein, dem Katzer zu vertrauen – vielleicht, weil seine Art, ein Schiff zu führen, in mancher Hinsicht mit Bjo Breiskolls Methode verwandt war.
Perry Rhodan fragte sich, ob dieser Junge ein Einzelfall war. Er dachte an die auf geheimnisvolle Weise verschwundenen Emraddin-Kinder. Ebenso an die Kinder der Unendlichkeit und die Ereignisse auf Rasterstop-III. Bestand zwischen diesen Ereignissen und Bjo Breiskolls Auftauchen ein Zusammenhang? War mit einer neuen Generation von Mutanten zu rechnen? Er hätte nicht gewagt, eine offizielle Prognose abzugeben.
Seine Überlegungen wurden unterbrochen, denn Mentro Kosum gab das Ende der Linearetappe bekannt. Die SOL kehrte in das Einsteinuniversum zurück.
Rings um das Schiff bot sich der Anblick der Staubwolke, wie er der Besatzung bereits vertraut war. Von einem größeren Objekt war keine Spur.
Sekundenlang herrschte betretene
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