Silberband 094 - Die Kaiserin von Therm
gleichzeitig zu kommen schienen. Da er nicht entscheiden konnte, welches das für ihn zuständige Element war, und die Signale überhaupt unverständlich waren, schaltete er sich vorübergehend ab. Er bewies seine Loyalität dadurch, dass er eine Annullierung des Abschaltvorgangs für den Fall vorsah, dass Walik Kauk mit ihm sprechen wollte.
Walik Kauk fand endlich die Ruhe, nach der er sich gesehnt hatte. Er bekam zusammen mit Marboo eine bequeme Kabine zugewiesen, in der kein selbst zusammengenageltes Bett, kein Schemel und kein wackelnder Tisch standen. Nach geraumer Zeit in der Hygienezelle machte er es sich neben Marboo bequem, die schon längst eingeschlafen war. Er wollte vor Ablauf der nächsten zwanzig Stunden nicht wieder aufwachen. Walik hatte nur noch einen merkwürdigen Gedanken. Wie mochte es Huatl wohl gehen?
22.
Suchst du im All nach den Spuren von Tba,
erkenne die Zeichen, die Zeichen der Kraft,
die aus Asche neues Leben erweckt,
denn ihre Träger suchen wie wir.
Siehst du die Träger der großen Kraft,
dann präge ihr Antlitz tief in dich ein,
denn du findest sie überall,
und irgendwo ist der Schimmer von Tba.
Greifst du ein in den Streit der anderen,
nimm das Motuul und hüte das Gesetz,
das über allem steht und niemals vergeht,
damit das herrliche Tba neu erwacht.
Aus den Inschriften einer tbaischen Stele (Entstehungszeit ungefähr 360.000 vor Beginn der terranischen Zeitrechnung)
Bericht Tatcher a Hainu
Die Melodie, die Garo Mullins streichelnde Finger der ZenZahn-Orgel entlockten, ließ mich innerlich erbeben. Im Vorübergehen hatte mich die Musik seiner Streichelorgel eingefangen.
Außer ihm befanden sich noch sechs SOL-Geborene in diesem Bereich des Erholungsparks. Ich erinnerte mich, dass sie gemeinsam vor einiger Zeit mit Perry Rhodan auf der Feinsprecherwelt Pröhndome im Einsatz gewesen waren.
Als Mullin die ZenZahn-Orgel aus den Händen legte, herrschte für eine Weile beinahe andächtige Stille. Ich unterbrach diese Stille nicht, denn ein Marsianer, und zumal ein Marsianer der a-Klasse wie ich, zeichnet sich durch exzellente Manieren aus.
Die Stille wurde schließlich von Amja Luciano durchbrochen. Soviel ich wusste, war die junge Frau nach dem Einsatz auf Pröhndome einen Ehevertrag mit Garo Mullin eingegangen.
»Du warst wieder wundervoll«, sagte sie.
Mir fiel auf einmal das Atmen schwer, weil ich an meine liebe Frau denken musste, die mir die glücklichsten Jahre meines Lebens geschenkt hatte. Die Geschehnisse, die mit der Invasion der Laren einhergegangen waren, hatten uns getrennt. Inzwischen musste sie gestorben sein, denn sie hatte bestimmt nicht das Glück gehabt, ihre Lebensspanne verlängern zu können.
Ich selbst beobachtete seit geraumer Zeit an mir unverkennbare Anzeichen, dass mein Alterungsprozess entweder angehalten oder extrem verlangsamt worden war. Eine Erklärung dafür hatte ich bislang nicht gefunden. Vielleicht war der ungewöhnlich lange Regenerations-Tiefschlaf die Ursache, in dem ich vor dem Start der SOL gelegen hatte – oder der ständige Kontakt mit Dalaimoc Rorvic, der als Nachkomme eines Cynos unsterblich zu sein schien, färbte irgendwie auf mich ab.
Ich erwachte aus meinem Grübeln, als sich eine Hand auf meine Schulter legte. Sagullia Et blickte auf mich herab.
»Sie sind doch ein Mann, der sehr weit herumgekommen ist und viele Erfahrungen sammeln konnte«, sagte Et. »Wissen Sie vielleicht, was es mit diesem Amulett auf sich hat, a Hainu?«
»Nennen Sie mich ruhig Tatcher«, erwiderte ich.
Dann sah ich das Ding in seiner rechten Hand und holte tief Luft. Was Sagullia Et ein Amulett nannte, war eine daumendicke, zirka sieben Zentimeter durchmessende Scheibe aus einem schwach rötlich leuchtenden Material, dessen Oberfläche mit fremdartigen erhabenen Symbolen bedeckt war. An ihr war eine halb durchsichtige hellgrüne Kette befestigt.
»Was es damit auf sich hat, weiß ich auch nicht«, erklärte ich und bemerkte die Enttäuschung in seinem Gesicht. »Aber genau so ein Amulett habe ich schon gesehen.«
»Wo war das, Tatcher?«, fragte Et erregt.
»Bei Ausgrabungen auf dem Mars. Genauer gesagt, in einem submarsianischen Stützpunkt der ausgestorbenen Marsianer. Jenes Amulett befand sich in einer Art Museum. Es wurde zusammen mit den anderen Fundstücken in das Kulturhistorische Museum von Terrania City gebracht – gegen meinen Protest, denn es hätte in ein Museum in Marsport gehört.«
»Mehr wissen Sie nicht darüber,
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