Silberband 094 - Die Kaiserin von Therm
worden waren. Davon schien der tibetanische Mutant allerdings nichts zu bemerken – und ich hatte nicht vor, ihn darauf aufmerksam zu machen.
»Was tun Sie hier, Captain Hainu?«, fragte Rorvic mit einer Stimme, als wollte er gleich wieder einschlafen.
Soeben hatte die Konferenz angefangen.
»Perry Rhodan erwartet Sie, Sir!«, rief ich. »Sie sollten längst bei ihm sein. Also kommen Sie schon, beeilen Sie sich, Sir!«
Ich packte den Tibeter am Ärmel seiner Kombination und zog. Rorvic machte eine unwillige Bewegung, ich flog durch seine Kabine und prallte gegen die geschlossene Tür.
»So ist es recht, Captain Hainu!«, rief er mir nach. »Der pflichtbewusste Raumfahrer geht seinem Vorgesetzten stets voraus.«
Was ich daraufhin dachte, lässt sich nicht niederschreiben.
Die anderen Teilnehmer an der Besprechung erwarteten uns schon. Neben Perry Rhodan saß Reginald Bull und biss auf einer kalten Zigarre herum. Roi Danton stand mit Geoffry Abel Waringer am Getränkeservo. Ras Tschubai lehnte mit geschlossenen Augen in einem Sessel und schien in sich hineinzulauschen.
Zu meinem Erstaunen waren auch Romeo und Julia zur Stelle, unser Roboterpärchen. Wie nicht anders zu erwarten, stand der Kybernetiker Joscan Hellmut bei ihnen und redete auf sie ein.
Perry musterte den Tibeter und mich kurz. »Du hast dich verspätet, Tatcher!«, sagte er mit mildem Vorwurf.
»Ich nicht, Perry!«, begehrte ich auf. »Ich habe das Scheu … Dalaimoc, nicht schneller wach bekommen.«
»Er saß vor mir auf dem Boden und träumte, als ich meine Meditation beendet hatte«, erklärte Rorvic.
Perry winkte ab, als ich protestieren wollte. »Reden wir nicht mehr darüber, Tatcher, sondern fangen wir an.«
Seine Augen verengten sich, als er das Amulett sah, das an der Kette vor meiner Brust hing. »Das sieht doch aus wie …«
»… ist es, Perry. Sagullia hat es mir für Experimentierzwecke überlassen.« Rasch erklärte ich noch, dass ein gleiches Amulett einst auf dem Mars gefunden worden war. Hauptsächlich sprach ich deshalb so viel, um die Aufmerksamkeit der Anwesenden auf mich und von Rorvic fortzulenken, denn ich fürchtete unangenehme Fragen, wenn jemand entdeckte, was dem Tibeter statt seines Bhavacca Kr'a vor der Brust baumelte.
Perry winkte ab und sagte bedächtig: »Wir haben zwar die Erde wiedergefunden, aber sie ist ein trostloser, aus den Fugen geratener Planet ohne Menschen, der noch dazu von einer Kreatur BARDIOCs beherrscht wird. Und vielleicht befindet sich die Menschheit bereits in der Gewalt BARDIOCs. Diese Superintelligenz könnte die Erde entvölkert haben, um sie später mit einem Hilfsvolk zu besiedeln.«
»Womöglich die Hulkoos, Perry?«, fragte ich.
»Ich beziehe die Schwarzpelze in meine Überlegungen ein, Tatcher. Allerdings könnte BARDIOC auch ein anderes Volk vorgesehen haben. Wie wir wissen, haben sich die Hulkoos wohl auf einer Dunkelwelt entwickelt und können unser Tageslicht gerade noch ertragen. Zweifellos würden sie sich auf der Erde aber niemals heimisch fühlen.«
»Ich bin nicht sicher, dass BARDIOC darauf Rücksicht nehmen würde«, warf Geoffry Abel Waringer ein.
Ich blickte unter gesenkten Lidern auf den herrlich funkelnden Kristall, den Perry auf der Brust trug. Die Kaiserin von Therm hatte ihm diesen Kristall als Geschenk überreicht. Perry behauptete, er fühlte sich dadurch gestärkt und könnte klarer denken als zuvor, und er verneinte jedwede Beeinflussung. Ich war mir da nicht so sicher. Schließlich hatten wir erlebt, dass die Kaiserin mit Hilfe ihrer Kristalle über viele Lebewesen herrschte.
Konnte es sein, dass Perry Rhodans Psyche sich unter dem Einfluss seines Kristalls allmählich veränderte, dass er letztlich so dachte und fühlte, wie die Kaiserin von Therm es erwartete?
»Worüber denkst du nach, Tatcher?«, fragte Perry.
»Ich denke, dass wir noch weit davon entfernt sind, die Zusammenhänge zu durchschauen. Was wir dringend brauchen, sind Informationen und noch einmal Informationen. Nur dann lassen sich Fehlschlüsse vermeiden.«
»Der Meinung bin ich auch. Deshalb schicken wir einen zweiten Einsatztrupp zum Mond. Er wird aus Bully, Roi und Geoffry bestehen, die zu ihrer Unterstützung Romeo und Julia mitnehmen.«
»Und Joscan?«, fragte ich.
»Joscan Hellmut ist nicht mentalstabilisiert. Deshalb bleibt er auf der SOL.«
»Romeo und Julia geben alle Informationen, die sie in NATHAN sammeln, an SENECA weiter«, erklärte der Kybernetiker, »und SENECA
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