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Silberband 094 - Die Kaiserin von Therm

Silberband 094 - Die Kaiserin von Therm

Titel: Silberband 094 - Die Kaiserin von Therm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Perry Rhodan
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aus. Schrecklich rot im Gesicht, und die Augen irrlichtern so grell wie bei einem Feyerdaler.«
    »Ich muss ein schlafendes Ungeheuer wecken«, erwiderte ich, drehte mich um und stürmte davon.
    Es war immer das Gleiche. Warum erteilte Perry dem Scheusal nicht den Befehl, ständig empfangsbereit zu sein?
    Als ich vor Rorvics Kabinentür stand, zog ich das Duplikat seines Kodegebers hervor. Ich hatte es heimlich anfertigen lassen. Aber wie sonst sollte ich den Tibeter wecken, wenn ich nicht ohne seine Hilfe in seine Kabine kam?
    Das Kabinenschott sprach präzise auf die Impulse des Kodegebers an. Ich trat ein – und stolperte in dem Augenblick über eine große schwarze Kiste, als die Beleuchtung sich automatisch einschaltete.
    Eine Verwünschung flüsternd, rieb ich mein schmerzendes Schienbein. Währenddessen siegte meine Neugierde, und ich musterte die Kiste. Sie war etwa zwei Meter lang, fünfzig Zentimeter hoch und siebzig Zentimeter breit, und der aufgeschraubte Deckel verjüngte sich nach oben ein wenig. Ein Sarg!, durchfuhr es mich.
    Sollte Dalaimoc Rorvic von jäher Todesahnung heimgesucht worden sein und sich einen Sarg besorgt haben? Aber nein, das fette Scheusal hätte niemals in diese Kiste gepasst, ohne dass ihn jemand vorher zurechtgestutzt hätte. Aber wozu dann der Sarg? Beabsichtigte er, jemanden umzubringen und mit dem Sarg aus einer der Schleusen zu stoßen?
    Noch eine Viertelstunde bis zum Konferenzbeginn. Wenn ich mich beeilte, konnte ich einen Blick in den Sarg werfen, danach den Mutanten wecken und ihn zum Konferenzraum schleifen. Hastig schraubte ich die Flügelmuttern ab, dann hob ich den Deckel hoch. Entsetzt fuhr ich zurück.
    In dem Sarg lag schon ein Toter! Mit zusammengebissenen Zähnen beugte ich mich über die Leiche und erlebte eine Überraschung. Das Ding war eine Puppe, die einen Menschen darstellte, aber einen Menschen von abgrundtiefer Hässlichkeit. Lang, dürr, mit schmalen Schultern, riesigen Füßen, tiefliegenden Augen und einem Schädel, über dessen Knochen sich pergamentartige Haut spannte. Die Puppe war mit einer dünnen Kombination bekleidet.
    Ich hob den Sargdeckel ab und tippte vorsichtig mit dem Zeigefinger an die Nase der Puppe, um mich davon zu überzeugen, dass sie tatsächlich eine Puppe war. Die Nase fühlte sich eiskalt und hart wie Porzellan an.
    Erleichtert legte ich den Sargdeckel wieder auf und schraubte ihn zu. Ich zerbrach mir nicht den Kopf darüber, woher Dalaimoc Rorvic die Puppe hatte und was er damit anfangen wollte, denn ich wusste aus Erfahrung, dass er nicht normal war.
    Bis zur Konferenz blieben nur noch neun Minuten. Ich ging weiter.
    Der Tibeter saß wie üblich auf seinem abgewetzten schmalen Teppich. Neben ihm drehte sich seine Gebetsmühle. Die Augen des Halbcynos waren halb geschlossen, wie immer, wenn er angeblich meditierte.
    »Aufwachen, Dalaimoc!«, herrschte ich ihn an, obwohl ich wusste, dass es sinnlos war, das Scheusal so wecken zu wollen.
    Nachdenklich stand ich da und wusste ausnahmsweise nicht, was ich tun … Doch! Mit beiden Händen griff ich nach Sagullias Amulett. Die rötlich flimmernde Scheibe hatte Macht über den Molekülverformer gehabt – Dalaimoc Rorvic war so etwas Ähnliches wie ein Molekülverformer. Das Erbe seines Cyno-Vaters befähigte ihn, seine Gestalt beliebig zu verändern – und zweifellos war seine menschliche Gestalt nicht seine wirkliche. Sie wurde nur mit Hilfe von Rorvics schwarzem Amulett stabilisiert, das er Bhavacca Kr'a nannte.
    Selbstverständlich beabsichtigte ich nicht, den Tibeter mit Hilfe von Sagullias Amulett zu verletzen. Deshalb achtete ich darauf, Rorvic nicht mit dem Amulett zu berühren, während ich es abnahm und danach langsam seinem Amulett annäherte. Ich erwartete bei der Berührung der beiden Artefakte einen Effekt und hoffte, dass dieser den Tibeter wecken würde.
    Die beiden Amulette waren noch etwa zehn Zentimeter voneinander entfernt, als ich eine geisterhafte Stimme etwas Unverständliches flüstern hörte und zusammenzuckte. Dabei berührte ich mit meinem Amulett das Bhavacca Kr'a.
    Schlagartig wurde es dunkel. Ich hörte ein lautes Stöhnen, dann war die Helligkeit wieder da.
    Ich saß auf dem Boden – mir gegenüber saß Dalaimoc Rorvic und starrte mich aus seinen roten Augen verwundert an. Das vor seiner Brust hängende Bhavacca Kr'a aber hatte sich in ein Gebilde verwandelt, das einer jener legendären Ginseng-Wurzeln ähnelte, die früher auf Terra gezüchtet

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