Silberband 094 - Die Kaiserin von Therm
denn sie durften nicht, wie sie es sich wünschten, mit der SOL als ihrer Heimatwelt durchs Universum reisen, um zu forschen, die Wunder des Alls zu bestaunen und Kontakte mit anderen Weltraumzivilisationen zu pflegen.
Sagullia Et seufzte. Ihm fiel ein, dass er am nächsten Bordtag mit den Kindern der Arbeitsgruppe Geschichte eine Rekonstruktion der alten lemurischen Erdkultur erarbeiten sollte. Da das Wissen der Zehnjährigen in dieser Hinsicht gleich null war, musste er die Informationen bieten. Leider war sein eigenes Wissen über dieses Thema lückenhaft, und er hatte versäumt, sich rechtzeitig die fehlenden Daten zu besorgen. Ihm blieb also nichts anderes übrig, als in den Informationsraum des Schulbezirks zu gehen, von dem aus er die benötigten Informationen direkt aus SENECAs Speichern abrufen konnte.
Sagullia schaltete die Schlafzellenbeleuchtung auf Dämmerlicht. Leise erhob er sich, streifte sich die Kombination über und verließ die Kabinenflucht.
Der Korridor war verlassen. An Bord der SOL spielte sich das Leben in den gleichen Tag- und Nachtperioden ab wie auf der Erde. Da die SOL nach wie vor weit außerhalb des Medaillon-Systems stand und keine Hulkoo-Raumschiffe in der Nähe waren, wurde die Nachtruhe eingehalten.
Sagullia Et betrat ein Laufband und ließ sich davontragen. Er war müde und gähnte herzhaft. Im nächsten Moment zuckte er verwirrt zusammen, denn links neben ihm stand jemand.
»Verzeihung!«, murmelte Sagullia. »Ich dachte, niemand außer mir wäre hier.«
Stimmt ja auch!, überlegte er. Niemand war hier – und niemand außer einem Teleporter kann so überraschend hierher kommen! Aber dieser Mann ist kein Mutant. Überhaupt sieht er merkwürdig aus, gar nicht wie jemand von der SOL.
Der Unbekannte lächelte ihn an, erwiderte aber nichts.
Vielleicht ist er krank!, dachte Sagullia. Ein psychisch Kranker, der die Orientierung verloren hat.
Er lächelte zurück. »Ich bin Sagullia Et. Und wie heißen Sie?«
»Etlayn Pherenz«, antwortete der Unbekannte. Mit einem Mal verzog sich sein Gesicht, als wäre er erschrocken. »Nein, nicht Etlayn Pherenz, sondern Magulya Triborh.« Er schüttelte den Kopf. »Nein, beide – und Czesrom Stavrek, Lever Tschugor und …« Seine Stimme wurde zu einem unverständlichen Flüstern.
Progressive Schizophrenie!, dachte Sagullia Et bitter. Der Mann braucht dringend ärztliche Hilfe!
Er sah sich nach dem nächsten Interkom um und erblickte ihn in zehn Metern Entfernung. »Warten Sie bitte!«, sagte er zu dem Mann, dann eilte er zu dem Interkom und verlangte eine Verbindung zur nächsten Medostation. »Hier ist jemand, der seinen Namen nicht mehr weiß und sich offenkundig verirrt hat«, meldete er. »Schicken Sie schnellstens Hilfe!«
»Ein Medoroboter kommt sofort«, wurde ihm versichert. »Sorgen Sie dafür, dass der Mann nicht verschwindet!«
»Medoroboter?«, stieß Sagullia ungehalten hervor. »Der Mann braucht in erster Linie menschliche Fürsorge und keinen Roboter, der ihm eine Injektion verpasst und ihn abschleppt.« Doch die Verbindung war schon unterbrochen.
Resignierend wandte Sagullia sich zu dem Kranken um – und wurde blass. Der Mann war nicht mehr da. Und das, obwohl er ihn nur wenige Sekunden lang aus den Augen gelassen hatte. In dieser Zeit hätte er unmöglich davonlaufen können.
Sagullia Et massierte sich mit beiden Händen die Augenwinkel und fragte sich, ob er tatsächlich einem Geisteskranken begegnet war oder ob er sich diesen Vorfall nur eingebildet hatte. War er selbst womöglich im Begriff, krank zu werden?
Bericht Tatcher a Hainu
Die Auswertung der Daten war abgeschlossen. Allerdings bestand weiterhin Unklarheit darüber, wer die Markierungslinien auf Goshmos Castle angebracht hatte und zu welchem Zweck. Doch darüber würden sich die Wissenschaftler die Köpfe zerbrechen – und die Hauptarbeit würde SENECA leisten müssen.
Perry Rhodan wollte uns gerade verabschieden, als eine Frauenstimme aus den Lautsprecherfeldern erklang. »Goor Toschilla ruft Perry Rhodan! Bitte, schalten Sie eine Verbindung zur Medostation ST-Deck Mitte! Es ist dringend.«
Rhodan runzelte die Stirn. »Das klingt beinahe wie ein Hilferuf. Bitte, warten Sie noch, bis das erledigt ist.«
Er ließ sich eine normale Interkomverbindung schalten. »Hier Perry Rhodan. Goor, was ist geschehen?«
»Sie müssen mir helfen!«, sagte die weibliche Stimme. Mir fiel ein, dass Goor Toschilla die Ehepartnerin von Sagullia Et war und dass
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