Silberband 094 - Die Kaiserin von Therm
wahrscheinlich nicht durchführbar.«
Ein unbehagliches Gefühl stieg in Vlission auf. »Mit diesen Verrückten können wir nicht argumentieren. Das bedeutet, dass wir sie vertreiben oder sogar töten müssen, wenn der Plan verwirklicht werden soll.«
Sotiul antwortete nicht, aber Vlission glaubte, ihn im Halbdunkel nicken zu sehen. Der Raumschiffskommandant strich sich über den Flossenansatz im Nacken. »Das ist die Sache nicht wert, Sotiul. Meine Freunde werden sich weigern, auf Soberer zu schießen, nur damit eine Funkbotschaft gesendet werden kann.«
»Es ist mehr als eine Botschaft. Die Soberer dort unten in den Schneisen werden auf jeden Fall sterben, genau wie wir.«
»Gewaltsamer Tod darf nicht Gegenstand einer Philosophie werden!«, protestierte Vlission.
»Fürchtest du dich davor?«
»Meine Freunde und ich werden dich verlassen, falls Gewalt angewendet wird«, kündigte Vlission an. Er spürte, dass der Tiotroniker außer sich war.
»Das macht die Ausführung des Planes praktisch unmöglich«, sagte Sotiul endlich gepresst.
»Wir müssen nach einem anderen Weg suchen.«
Sotiul seufzte. »Schau hinab, mein Freund!«, forderte er Vlission auf. »Wie sollen wir an die Tiotroniken herankommen, ohne Gewalt anzuwenden? Die Verrückten haben die Anlagen zu Göttern erhoben und eine primitive Religion entwickelt.«
»Wenn wir sie beobachten und den Ablauf ihrer Riten herausfinden, können wir sie vielleicht weglocken«, schlug der Raumfahrer vor.
»Sie haben keine festgelegten Rituale, sondern tun das, was ihnen in ihrer Verrücktheit gerade einfällt. Nur ihr Bezug zu den Tiotroniken ändert sich nie.«
Die beiden Soberer blieben bis zum Morgengrauen auf dem Dach und beobachteten. Als sie wieder hinabstiegen, hatte Vlission den Eindruck, dass Sotiuls Probleme größer geworden waren.
Vlission begleitete den Tiotroniker in dessen Wohnräume. »Ich habe auf dem Weg hierher nachgedacht und glaube, dass ich einen brauchbaren Vorschlag zu machen habe«, eröffnete Vlission schließlich. »Allerdings müsstest du bereit sein, eine Tiotronik zu opfern!« Der Kommandant sah, dass Sotiuls Gesichtsmuskeln sich spannten, und fuhr schnell fort: »Wir bringen eine Tiotronik zum Raumhafen und verkünden, dass dort alle Soberer zusammentreffen, um an Bord von Raumschiffen zu gehen, die sie dann zu einem anderen Planeten bringen, wo die große Tiotronik sie erwartet.«
»Unmöglich«, lehnte Sotiul ab. »Ich habe dir doch gesagt, dass die Tiotroniken nicht reagieren, wenn es um dieses Problem geht.«
»Darauf kommt es nicht an! Wichtig ist nur, dass eine Tiotronik auf dem Landefeld steht. Mein Schiff dient als weiterer Beweis für die Verrückten, dass ein Abtransport geplant ist.«
»Es wird nicht funktionieren! Die Verrückten nehmen nur Anweisungen von Tiotroniken entgegen!«
»Du bist Tiotroniker! Es muss doch möglich sein, die Verrückten zu täuschen. Notfalls senden wir unsere eigenen Nachrichten. Wenn wir geschickt vorgehen, wird niemand die Täuschung erkennen.«
Sotiul nickte langsam. Zufrieden registrierte Vlission, dass der Wissenschaftler die Idee nicht sofort verwarf.
Ein merkwürdiger Zug bewegte sich von den tiotronischen Zentren in Richtung Raumhafen. Alle Habseligkeiten, die den verrückten Soberern wertvoll erschienen, wurden von diesen mitgeschleppt. Die Gesänge der Marschierenden hallten durch die Schneisen.
Vlission und ein Besatzungsmitglied des Narvion-Raumers namens Gnurwon hatten eine von mehreren Beobachtungsstellen besetzt. Sie standen mit den übrigen Beobachtern und dem Hauptquartier in Funkverbindung.
Aus allen Zentren strömten Soberer herbei. Vlission schätzte, dass bereits hunderttausend Frauen, Männer, Kinder und Geschlechtslose zum Raumhafen unterwegs waren. Und noch immer verbreiteten die von Sotiuls Mitarbeitern installierten Lautsprecher die Aufforderung.
»Mich wundert, dass die von den Verrückten belagerten Tiotroniken keine gegensätzlichen Befehle gegeben haben«, bemerkte Gnurwon.
»Als Tiotroniker weiß Sotiul eben, wie er den Text zu formulieren hat.« Vlission lachte so laut, dass Gnurwon ihn erschrocken ansah. »Ich bin froh, dass alles so abläuft, wie ich es gehofft habe. Nur die Ankunft der Kolonne auf dem Raumhafen ist noch ein kritischer Zeitpunkt.«
Plötzlich beugte Vlission sich vor und stieß einen Pfiff aus. »Sieh dir das an!«, forderte er Gnurwon auf. »Ich meine den Mann an der Spitze der Marschierenden.«
»Das ist Kospeelior!«, stieß
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