Silberband 095 - Mensch aus dem Nichts
ich mit einem Vertreter der Besatzungsmacht sprechen, mit einem Laren oder Überschweren?«
Thorn Kersten machte ein verdutztes Gesicht. »Warum das, wenn Sie Hilfe benötigen? Außerdem befinden sich auf unserer Welt weder Laren noch Überschwere.«
»Wirklich nicht? Können Sie das garantieren?«
Kersten wurde misstrauisch, jedoch im positiven Sinne. »Haben Sie etwas zu befürchten, Kommandant? Sie können offen mit mir reden, ich bin nicht gerade ein Freund der Laren.«
»Also gut, Vertrauen gegen Vertrauen. Wir haben keine Havarie und benötigen keine Hilfe technischer Art, trotzdem bitten wir um Landeerlaubnis. Wir haben Ihnen einige Vorschläge zu unterbreiten.«
»Wir erwarten Sie. Was sind Sie – ein terranisches Schiff aus dem NEI?«
»Nicht direkt. Aber wir verfolgen ähnliche Ziele.«
»Sie sind uns auf jeden Fall willkommen«, beendete Kersten das Gespräch und überließ den Platz wieder dem Funker.
Anschließend unterrichtete er Forrest Palcot. Der Oppositionsführer runzelte die Stirn. »Also Terraner und Anhänger der Menschen in der Provcon-Faust? Unsere Verbündeten, wenn ich das richtig sehe.«
»Natürlich Verbündete, aber das dürfen die Laren nie erfahren, sonst geht es uns an den Kragen.«
»Hast du schon wieder Angst, Thorn?«
»Unsinn! Wir müssen einfach vorsichtig sein. Bin gespannt, was sie von uns wollen.«
»Das erfahren wir, sobald das Schiff gelandet ist. Ich nehme an, du wirst mich an der Beratung teilnehmen lassen.«
»Wäre ich sonst hier?«, fragte Kersten beleidigt.
Hundert Meter durchmaß die Stahlkugel nur, trotzdem wirkte sie unglaublich imposant. Thorn Kersten und Forrest Palcot lösten sich aus der Masse der Schaulustigen und gingen auf das Schiff zu, als dessen Kommandant schon in der Bodenschleuse erschien. Ihm folgten ein Akone und ein Blue.
»Mit den blaupelzigen Brüdern hatten wir doch immer Ärger«, flüsterte Palcot. »Sollte sich das geändert haben?«
»Hoffentlich«, gab Kersten ebenso leise zurück. »Wäre ja ein Segen …«
Sie gingen den Raumfahrern entgegen.
»Willkommen auf Stiftermann III«, sagte Kersten. »Wir bekommen selten angenehmen Besuch.«
»Angenehmer als die Überschweren oder Laren werden wir Ihnen bestimmt sein«, entgegnete der Kommandant. »Das sind meine Freunde und Mitstreiter Orkos und Rüyjin. Ich denke, es gibt vieles zu besprechen.«
Thorn Kersten stellte Palcot vor und deutete zurück zum Rand des Landefelds. »Ich konnte den Auflauf nicht verhindern, aber ich sagte ja schon, dass wir selten Besuch erhalten. Die Bevölkerung ist neugierig.«
»Wir werden ihre Neugierde befriedigen, nur möchten wir vorher mit Ihnen allein reden. Ich bitte Sie, an Bord zu kommen.«
Kersten winkte der Menge beruhigend zu, bevor er ebenfalls die Schleusenkammer betrat.
Marc führte seine Gäste in die Offiziersmesse, in der ein kleiner Imbiss vorbereitet war, der Kersten und Palcot staunend erkennen ließ, was sie in ihrer kleinen Kolonie alles vermissten.
Ihre Unterhaltung blieb belanglos, bis Marc nach einer halben Stunde endlich auf das Wesentliche zu sprechen kam. Vor allem Palcot spitzte die Ohren.
»Wir von der GAVÖK führen einen heimlichen Krieg gegen Laren und Überschwere«, erklärte der Kommandant. »Die Zeit ist reif, die Laren haben Versorgungsschwierigkeiten. Wenn wir jetzt nicht versuchen, sie so empfindlich wie möglich zu treffen, werden wir es nie schaffen. Es gibt genug Welten, die sich gegen ihre Vorherrschaft auflehnen, aber weder Laren noch Überschwere können überall zugleich sein, diese Zeiten sind vorbei.«
Forrest Palcot konnte seine Freude nicht zurückhalten. Fast hätte er Marc umarmt, als er ausrief: »Ganz nach meinem Herzen, wirklich! Die Überschweren haben unsere Abwehrforts demontiert. Ich hätte sie schon lange wiederhergestellt, leider war unser friedliebender Bürgermeister stets dagegen. Bei ihm werden Sie kaum Gehör finden, aber bei mir und meinen Freunden schon. Bisher waren wir allein. Wenn Sie sagen, dass auch andere Planeten …«
»Eine Vielzahl von ihnen«, unterbrach Marc den plötzlichen Redeschwall, und der Akone Orkos nickte zustimmend. »Sicher, es sind immer nur kleine Entscheidungen, die bisher fielen, aber eines Tages, sobald sich alle gegen die Invasoren erheben, wird das Ende der Laren gekommen sein.«
Kersten hatte Palcots Ausbruch ignoriert. Nüchtern fragte er: »Wie stellt sich das NEI dazu? Bisher operierte es sehr vorsichtig, soweit mir das bekannt ist.
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