Silberband 095 - Mensch aus dem Nichts
allein auf Stiftermann III.«
Also Stiftermann III im Bedden-System! Ellerts Gedächtnis funktionierte einwandfrei, er vergaß keine Information.
Die Männer umringten ihn neugierig. Ihre Gesichter drückten Misstrauen aus. Einer von ihnen durchsuchte Ellert nach Waffen.
»Also schön, wo kommen Sie her?«, wiederholte der blonde Hüne seine Frage.
Ernst Ellert war klar, dass er die Wahrheit nicht sagen durfte, die Männer würden ihm nicht glauben. Außerdem war nicht sicher, ob das im Sinne von ES gewesen wäre.
»Vor einigen Tagen landeten wir auf der anderen Seite des Gebirges«, erklärte er. »Wir waren auf der Flucht vor den Überschweren und versteckten uns. Als ich nach einem Erkundungsgang zurückkam, waren meine Freunde und das kleine Schiff fort. Also machte ich mich auf die Suche nach Hilfe. Das ist alles.«
»… ein Kindermärchen, Fremder. Flucht vor den Überschweren – das kannst du anderen erzählen. Die Überschweren haben dich als Spion abgesetzt. Ist es so?«
»Ich kann nichts anderes sagen, denn das ist die Wahrheit!«
»Es wird sich klären lassen«, versuchte der Blonde zu beschwichtigen, aber die meisten standen wohl auf der Seite des anderen Sprechers.
»Wir nehmen ihn mit in die Stadt, dann sehen wir, was die Mehrheit dazu sagt«, schlug der Mann vor, der während der Jagd allein im Lager zurückgeblieben war.
Sie redeten eine Zeit lang sehr kontrovers, dann brachen sie auf. Das Gespann kam schneller voran, als Ellert erst befürchtet hatte. Schon nach einer Übernachtung sah er eine Stadt am Horizont.
Der gemeinsame Tag hatte das Misstrauen der Männer nicht schwinden lassen. Immerhin kannte Ellert nun ihre Namen und wusste, dass es Forrest Palcot war, der immer wieder von neuem versuchte, Widersprüche in seinen Aussagen zu entdecken. Manchmal ließ Ellert den jungen Gorsty für sich antworten und stellte bald fest, das dieser fast noch klügere Antworten gab als er selbst.
Als sie die Stadt erreichten, verbreitete sich die Kunde von der Ankunft eines Fremden wie ein Lauffeuer. Die nicht gerade sehr große Bevölkerung lief zusammen, um Ellert wie ein Wundertier zu bestaunen.
»Sieht ganz danach aus, als wollten sie uns einsperren«, bemerkte Gorsty.
»Frei laufen lassen werden sie uns nicht«, gab Ellert ebenso lautlos zurück. »Ich kann ihr Misstrauen ja verstehen, aber Palcot übertreibt. Der Bürgermeister scheint vernünftiger zu sein.«
Stonoc hatte offenbar kein Gefängnis, denn Ernst Ellert wurde in den Keller des Gemeindehauses geführt und dort eingeschlossen. Da saß er dann mit einem Laib Brot, einem großen Stück gebratenem Fleisch und einem Krug Wein. Er konnte hören, dass vor der schweren hölzernen Tür zwei Wachen redeten.
»Es ist gut, dass du jetzt nicht allein bist, nicht wahr?«, sagte Gorsty zufrieden. »Und ich bin sehr froh darüber, dass ich dem Gedränge in ES entfliehen konnte.«
»Ist es im Gefängnis besser?«
»Wenn du willst, werden wir nicht lange hier drinnen sein. Ich kann das primitive Schloss jederzeit öffnen.«
»Warte damit!«, sagte Ellert und streckte sich auf dem harten Boden aus, um wieder zu schlafen.
Die außerplanmäßige Bürgerversammlung am anderen Tag verschärfte Ernst Ellerts Lage. Forrest Palcot stellte offiziell den Antrag, den verdächtigen Fremden, wie er sich ausdrückte, unschädlich zu machen.
»Wir können niemanden ohne Beweise verurteilen!«, rief Thorn Kersten in den Saal. »Ich schlage vor, er bleibt im Gefängnis, bis seine Schuld oder Unschuld einwandfrei bewiesen ist.«
»Bringt ihn um, dann ist Ruhe!«, kam ein Zwischenruf.
»Zuerst ein Urteilsspruch!«, warf Palcot ein. »Und der wird natürlich auf schuldig lauten. Dieser Fremde ist ein Spion der Überschweren, einer von den Kerlen, die sich auf die Gegenseite geschlagen haben. Mit einem Schiff gelandet, in dem Terraner waren, und dann zurückgeblieben … Das kann niemand glauben!«
Tosender Beifall. Jemand forderte erneut ein Todesurteil.
Ellert, der mit auf dem Rücken gefesselten Händen in der ersten Reihe saß und zudem bewacht wurde, machte sich allmählich Sorgen. Sicher, wenn sein Körper starb, würde er wieder als bloßes Bewusstsein weiterleben – wenigstens hoffte er das. Was aber würde aus Gorsty werden? Kehrte er automatisch in das Reservoir von ES zurück?
Noch einmal mahnte Kersten zur Mäßigung. Gerade dann, wenn der Fremde ein Spion der Überschweren sein sollte, wäre es klüger, abzuwarten. Vor allem gäbe es
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