Silberband 095 - Mensch aus dem Nichts
kann ich mir denken! Diese …« Donkvent verschluckte die nächsten Worte und legte vertraulich einen Arm um Wastors Schultern. »Nach allem, was wir wissen, bist du ziemlich einfallsreich, mein Freund. Da wir bald in ein schweres Gefecht ziehen werden, brauche ich einen guten Schluck. Du kannst mir dabei helfen, ihn zu beschaffen.«
»Vielleicht auf synthetischer Basis …«, überlegte Wastor. »Aber ich weiß nicht, ob das …«
»Ja, ja!«, drängte Donkvent. »Lass uns auf der Stelle damit anfangen. Ich habe lange genug auf dem Trockenen gesessen.«
Bevor die Angelegenheit weiter erörtert werden konnte, übernahm Kershyll Vanne wieder das Kommando.
Am 21. Januar des Jahres 3584 schickte ES ein Raumschiff nach Nachtfalter und ließ die Wächter abholen. Am selben Tag endete das Experiment mit dem Konzept.
ES war mit den Ergebnissen zufrieden und informierte Wastor, dass der Test abgeschlossen sei. Der Androide sollte das Konzept auf die bevorstehende Entmaterialisation aufmerksam machen.
Wastor begab sich umgehend in die Festung von Phark, wo Kershyll Vanne die letzten Tage verbracht hatte. Zu seinem Entsetzen kam das Konzept schwankend auf ihn zu.
»Was ist geschehen?«, fragte Wastor bestürzt. »Gab es einen Zwischenfall mit den Wächtern?«
»Mit … mit den Nachtwäscher … Wächtern«, lallte Vanne. »Alter Freund … hicks … da haben Sie uns einen Klascheschtoff … Schtoff, meine ich … gebraut.«
Wastor starrte ratlos auf das Konzept. »Mit welchem Bewusstsein spreche ich?«, fragte er. »Und was ist während meiner Abwesenheit passiert?«
»Sie schprechen mit … hicks … der Konischen von Schaba … hicks … auch unter dem Namen … Indira Veschulli bekannt.«
Wastor schrumpfte förmlich zusammen. »Das wollte ich nicht!«, beteuerte er. »Ich habe doch nur eine einzige Flasche – ich meine, ich wollte Donkvent den Gefallen tun.«
Das Konzept wäre gestürzt, wenn Wastor es nicht aufgefangen hätte. Er wurde umarmt und mit leidenschaftlichen Küssen bedeckt und wehrte sich, so gut es eben ging. »Beherrschen Sie sich doch!«, flehte er. »Die Entmaterialisation kann jederzeit erfolgen. Was soll ES denken, wenn ich ihm sieben angeheiterte Bewusstseine zurückbringe?«
Das Konzept tätschelte ihn zärtlich. Wastor drückte es auf einen Sockel, wo es schließlich sitzen blieb.
»Wir müssen etwas dagegen tun«, sagte der Androide.
»Nur keine … hicks … Hektik!«
»Es ist ein Malheur«, jammerte Wastor. »Aber das lag keinesfalls in meiner Absicht, Frau Vecculi.«
»Veschulli? Hier ist Vanne, der gute … hicks … alte Vanne.« Der Körper wurde von einem heftigen Rülpser erschüttert.
Wastor sah ein, dass er wirklich nichts tun konnte. Ihm blieb nur zu hoffen, dass der Rausch schnell abklingen würde.
Unvermittelt entstand eine fahle Aura um das Konzept.
»Die Entmaterialisation!«, stieß Wastor alarmierend hervor. »Sie beginnt.«
»Darauf trinken wir einen!«
8.
Kein Volk, kein Intelligenzwesen dieses Universums ist völlig unabhängig. Jedes Wesen hängt von etwas ab und ist Zwängen unterworfen. Lebende Wesen müssen sich ernähren, sie bedürfen eines Partners, um sich fortpflanzen zu können. Schon die simple Tatsache, dass jedes Volk die Triebfeder hat, seine Kollektivexistenz zu behaupten, zeigt, dass es tatsächlich nichts Lebendes gibt, was vollkommen unabhängig wäre.
Wie sieht es mit uns selbst aus, mit Terranern und den Milliarden von Men schen, deren Vorfahren auf Terra geboren wurden? Wir bedauern das Verschwinden der Erde und seiner Bewohner.
Warum?
Terra ist ein Planet, und es gibt Milliarden reizvoller Planeten im Univer sum. Auf eine Welt mehr oder weniger kommt es nicht an – wenn man logisch an diese Frage herangeht. Wir bedauern das Verschwinden der Terraner, obwohl die meisten von uns nie einen Erdgeborenen gesehen haben. Wir haben hier unsere Familien, unsere Freunde und Bekannten. Brauchen wir die Erdbewohner wirklich?
Und wie steht es mit den Laren? Sie bedrohen uns, nachdem sie die Galaxis unterworfen haben.
Warum widerstreben wir ihnen?
Weil sie unsere Freiheit bedrohen. Sehen wir uns die Lage in der Milchstraße an: Die Laren und ihre Verbündeten haben den Menschen die Freiheit genom men. Aber diese Menschen leben, sie arbeiten und haben Familien. Wer sich nicht offen gegen die Laren auflehnt, kann relativ zufrieden leben. Trotzdem kämpfen diese Menschen im Untergrund gegen die Statthalter des Konzils. Sie
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