Silberband 095 - Mensch aus dem Nichts
Kmunah gerichtet habe«, sagte Wastor.
»Ich kann sie aus unserem gemeinsamen Gehirn abrufen«, bestätigte Guduka.
»Und wie ist Ihre Meinung?«
»Mir passt es nicht, wenn andere Bewusstseine sich in meinen Fachbereich einmischen«, erklärte Guduka ärgerlich.
»Geschieht das oft?«
Guduka sagte drohend: »Dagegen wüsste ich mich schon zu wehren.«
»Wollen Sie aus dem Konzept ausscheiden?«
»Auf keinen Fall!« Der Totalenergie-Ingenieur war entsetzt, dass der Androide ihm überhaupt einen derartigen Vorschlag unterbreitete.
Bevor er weiter darauf eingehen konnte, wurde er von Indira Vecculis Bewusstsein abgelöst. Die Neurobio-Positronikerin konnte nicht verhindern, dass sich die Körperhaltung des Konzepts veränderte und weniger starr wurde. Ihr femininer Einfluss machte sich bemerkbar.
»Guduka ist in den Hintergrund getreten«, verkündete sie. »Nun spricht das Bewusstsein von Indira Vecculi.«
»Sie wissen, worum es geht. Haben Sie grundsätzliche Fragen?«
»Und ob!«, rief die Wissenschaftlerin heftig. »Ich verlange, dass dieser Trinker und das Kind aus dem Verbund genommen werden. Außerdem soll Ankamera aufhören, Kershyll den Kopf zu verdrehen.«
Der Androide sah sie schweigend an, so dass sie sich fragte, ob er den Sinn ihrer Vorwürfe überhaupt verstand. Schließlich bemerkte Wastor lakonisch: »Ich dachte an akademische Probleme. Alle psychologischen Schwierigkeiten lassen sich im Verlauf der Zeit beheben.«
»Das bezweifle ich.«
»Es geht nicht darum, dass andere zurücktreten, weil Sie nicht mit ihnen einig sind. Lediglich Sie können ausscheiden, wenn Sie das wünschen, und in ES zurückkehren.«
Raffiniert!, dachte Indira ärgerlich. Laut sagte sie aber: »Ich bleibe, wo ich bin. Ich bin dazu fähig, meine berechtigten Interessen dem Allgemeinwohl unterzuordnen.«
Sie verschwand aus der Spitzenposition. Ankamera, die ihre Stelle einnahm, betrachtete den Androiden mit einer gewissen Verlegenheit.
»Ich habe nicht vor, Vanne den Kopf zu verdrehen«, sagte sie leise.
»Ah«, machte Wastor. »Sie sind die Ärztin?«
»Medizinerin und Biologin! Natürlich gibt es eine mentale Affinität zwischen Vanne und mir, aber das muss nicht unbedingt ein Nachteil für das Konzept sein.«
»Das habe ich nicht zu beurteilen.« Wastor trat einen Schritt zurück, als sei er gezwungen, den Körper aus größerer Distanz zu betrachten. »Es kommt auch nur auf Ihre eigene Position an. Sind Sie glücklich?«
»Ja … Nein … Ich weiß es nicht.«
»Aber Sie wollen in diesem Konzept bleiben?«
»Ja!«
Ankamera war froh, dass sie von Jost Seidel zurückgedrängt wurde. Der Junge ging sofort auf den Androiden zu und berührte ihn. Er wollte wissen, wie sich ein solcher Körper anfühlte.
»Ich bin Jost Seidel!«, rief er. »Mir gefällt es in diesem Körper. Er ist prima, und alles, was ich mit ihm bisher erlebt habe, war abenteuerlich und interessant. Ich hoffe nur, dass es so bleibt.«
»Wie ist dein Verhältnis zu Kershyll Vanne?«
»Er ist ein prima Freund!«, versicherte Jost überschwänglich. »Genau nach meinem Geschmack! Kershyll hat Mut und weiß, worauf es ankommt.«
»Hm!«, machte Wastor nachdenklich. »Belastet dich seine Beziehung zu Ankamera nicht?«
»Belasten? Pah! Ich weiß schließlich, wie Ankamera einmal ausgesehen hat. Ist doch klar, dass Vanne und sie zusammengehören.«
»Das reicht!«, sagte Wastor, der zum ersten Mal aus dem Gleichgewicht zu geraten schien. »Ich denke, dass mit dir alles in Ordnung ist.«
»Überhaupt nichts ist in Ordnung«, sagte Pale Donkvent, der als letztes Bewusstsein die Führung des Körpers übernahm. »Auf die individuellen Wünsche der einzelnen Konzeptmitglieder wird zu wenig Rücksicht genommen.«
»Wie sehen diese Wünsche in Ihrem Fall aus, Pale Donkvent?«
Der Ultra-Physiker leckte sich über die Lippen und senkte seine Stimme. »Dieses verdammte Konzept müsste sich ab und zu einen zu Gemüte führen, finde ich.«
»Was …?«, stammelte Wastor. »Was wollen Sie damit sagen?«
»Wie soll ich vernünftig arbeiten, wenn die Luft immer so trocken ist?«
Der Androide dachte angestrengt nach und antwortete: »Trockene Luft könnte eigentlich nur von dem Körper selbst als unangenehm empfunden werden.«
»Wissenschaftliches Geschwätz!« Empört winkte Donkvent ab. »Ich will lediglich ab und zu ein Bierchen, mein Freund.«
»Jetzt verstehe ich«, gab Wastor zurück. »Indira Vecculi beklagte Ihre Angewohnheit.«
»Das
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