Silberband 095 - Mensch aus dem Nichts
riskieren ihren kostbarsten Besitz, ihre eigene Existenz, um einen Zustand zu erreichen, den sie Freiheit nennen.
Das, meine Freunde, ist unser Zwang, unsere Unfreiheit – dass wir nicht leben wollen ohne diese Freiheit, ohne die Erde und ihre Bewohner in unserer Nähe zu wissen. Unser Glück ist davon abhängig, dass uns kein Lare befehlen kann, was wir zu tun oder zu lassen haben.
Wir können sehen, dass wir Menschen unsere Abhängigkeiten haben. Die Laren sind intelligente Lebewesen, auch sie sind nicht frei von solchen Zwängen. Unsere Aufgabe wird darin bestehen, die Abhängigkeiten der Laren herauszu finden. Dort müssen wir dann ansetzen, um ihre Vorherrschaft zu brechen. Das ist unser Ziel.
Denkt daran, Freunde – wir haben nicht viel Zeit.
Die Generation, die jetzt die Milchstraße bevölkert, kennt die Freiheit von der Bevormundung durch die Laren nur vom Hörensagen. Ihre Eltern haben ihnen erzählt, wie es damals war, als die Erde sich noch um die Sonne Sol drehte, als Raumschiffe frei und ungehindert durch die Galaxis streiften.
Die neue Generation, die unter der Herrschaft der Laren geboren wird, kennt diese Freiheiten nicht. Wenn es uns nicht gelingt, die jetzt geborenen Kinder zu befreien, haben wir für alle Zeit verspielt. Mit jedem Jahrzehnt, das ungenutzt verstreicht, wird die Sklavenmentalität wachsen und die Erinnerung an frühere Zeiten in Vergessenheit geraten. Uns wird man als verrückte Spinner betrach ten, die den Blick für die Wirklichkeit verloren haben.
Achtzig Jahre bleiben uns.
Und wir stehen erst am Anfang!
(Julian Tifflor, Frühjahr 3583. Unveröffentlichtes Manuskript einer Rede vor den Absolventen der Galaktonautischen Akademie)
Hambodar-Tenh blickte missmutig auf die Anzeigen. Sein SVE-Raumer kroch förmlich durch den Raum. Das Schiff hatte eine lange Reise durch die Galaxis hinter sich. Zwei neue Völker von geringer Intelligenz waren aufgespürt und dem Hetos der Sieben botmäßig gemacht worden. Die ersten Tribute in Form seltener Mineralien und erlesener Pelze stapelten sich in den Frachträumen des Schiffes.
Zu Kampfhandlungen war es nur einmal gekommen, als eine kleine Flotte verwegener Blues versucht hatte, sich gegen den Strafangriff des SVE-Raumers zur Wehr zu setzen. Hambodar-Tenh, der ursprünglich hatte Milde zeigen wollen, war danach energisch vorgegangen. Die Diskusraumschiffe gab es nicht mehr.
»Gesindel!«, murmelte er.
Die lange Expedition hatte die Energiereserven aufgezehrt. Es wurde höchste Zeit, eine Tankstation anzufliegen. Datenkolonnen zeigten dem Schiffskommandanten die Koordinaten der nächsten Welt, auf der eine Mastibekk-Pyramide stationiert war.
»Wir sind zu langsam«, monierte Hambodar-Tenh.
Der Haupt-Ingenieur in der Maschinenzentrale reagierte sofort. »Kommandant, wir haben kaum Reserven. Wenn es einen Fehler gibt …«
»Was für einen Fehler?«, fauchte Hambodar-Tenh. Er war überreizt, anders konnte er sich nicht erklären, dass er mit einem Untergebenen seine Befehle diskutierte.
»Vielleicht ist die Pyramide defekt … vielleicht ist die Sonne zur Nova geworden … Es gibt viele Möglichkeiten …«
»Glauben Sie allen Ernstes, der Verkünder der Hetosonen würde für einen Tankstützpunkt eine Welt aussuchen, die in einer Nova vergehen könnte? Und was soll dieses unqualifizierte Geschwätz über defekte Mastibekk-Pyramiden?« Hambodar-Tenh legte alle Schärfe in seine Stimme. Gerade in der aktuellen Lage durfte es unter den Laren keine Zwistigkeiten geben, zu einer Zeit, da das Konzil ohne Führung zu sein schien.
»Ich habe es bisher nicht erlebt, Kommandant«, antwortete der Leiter der Maschinenzentrale ruhig. »Ich bin aber auch noch nicht gestorben – trotzdem weiß ich, dass der Tod mich eines Tages treffen wird. Und was die Mastibekks angeht, so habe ich ein ungutes Gefühl.«
»Mir wäre wohler«, fauchte der Kommandant, »würden Sie Ihre Gefühle auf die Maschinen konzentrieren und nicht durch leichtfertiges Geschwätz die Besatzung in Aufruhr versetzen.«
Zumindest das Wort Aufruhr ließ den Ingenieur verstummen. Hambodar-Tenh lächelte überlegen. Der Hinweis auf Auflehnung und Obstruktion half immer. Allerdings wurde er sich schmerzlich bewusst, dass dieser Hinweis in jüngster Zeit häufiger gebraucht werden musste, die Besatzungen zu beruhigen. Es gärte im Konzil, und es gärte ganz besonders bei den Laren.
Hambodar-Tenh verstand nicht viel von der großen Politik, aber sein wacher Verstand
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