Silberband 096 - Die Gravo-Katastrophe
seltsamen Geräts flossen nun dünne blaue Linien, zwischen denen die Luft flimmerte. Sie krümmten sich um Dalaimoc und mich herum, wanden sich enger – und plötzlich spürte ich, dass sie meine Bewegungsfreiheit einengten.
Ich versetzte dem Tibeter eine Kopfnuss. Er riss die Augen auf, starrte um sich und schnellte mit einer Geschwindigkeit hoch, die jemand, der ihn nicht kannte, ihm niemals zugetraut hätte. Dabei kam er mit den flimmernden Linien in Berührung und schrie dröhnend auf: »Tatcher, Sie unseliger Idiot! Wir stecken in einer Gravitationsfalle! Warum haben Sie das zugelassen? Und warum haben Sie mich zu spät geweckt?«
Ich zuckte nur hilflos mit den Schultern.
Die Varben achteten nicht auf uns. Sie hoben die Solaner auf und trugen sie fort.
Während ich darauf wartete, dass sie zurückkamen, um sich auch mit uns zu befassen, bildete sich eine neue Öffnung in der Wand. Mir stockte der Atem, als drei Wesen hindurchtraten, deren Äußeres mir zur Genüge bekannt war.
Keiner war größer als eineinhalb Meter. Ihre Kleidung erschöpfte sich in einer Hose und einem breiten Gürtel, an dem verschiedenartige Ausrüstungsgegenstände befestigt waren. Die frei liegenden Körperteile waren von dichtem schwarzem Pelz und zahllosen Stacheln bedeckt.
»Hulkoos!«, stieß Rorvic überrascht hervor.
»Ja, Hulkoos, die willigen Kriegsdiener CLERMACs«, sagte ich und sah zu, wie sie innerhalb weniger Sekunden durch die Öffnung verschwanden, durch die vor ihnen die Varben gegangen waren. »Ich frage mich nur, wie sie hierher kommen, in ein System, in das CLERMACs Macht nicht reicht.«
»Wie wohl?«, gab der Tibeter zurück. »Mir wird vieles klar, Tatcher. Wo Hulkoos sind, da herrscht auch CLERMAC – direkt oder indirekt –, und die SOL wäre demnach direkt in ein von CLERMAC kontrolliertes Sonnensystem geflogen.«
»Das alles nur, weil wir die Varben vor CLERMAC warnen wollten …«
Rorvic lachte humorlos. »Tatcher, ich fürchte, die SOL ist in eine Falle gelockt worden – und die Falle ist bereits zugeschnappt, ohne dass jemand an Bord das ahnt.«
»Rorvic und a Hainu sind bislang nicht zurückgekehrt?«, fragte Perry Rhodan. Er hatte sich für einen kurzen Erholungsschlaf in seine Kabine zurückgezogen gehabt und eben erst wieder die Hauptzentrale betreten.
»Nein, Perry, und sie haben uns auch keine Nachricht übermittelt«, antwortete Atlan. »Dafür hat sich eine Delegation der Varben angekündigt. Sie muss jede Sekunde hier eintreffen.«
»Sie sind schon da!«, rief Galbraith Deighton.
In Begleitung mehrerer Offiziere kamen soeben fünf Varben durch das Hauptschott. Wenige Meter vor Rhodan und Atlan blieben sie stehen. Einer von ihnen sagte: »Ich bin Weltverwalter Woytnar und habe den Auftrag, Sie nach Stammnest einzuladen.«
»Von wem haben Sie Ihren Auftrag?«, fragte Rhodan.
»Von den Verwaltern des Varben-Nests«, antwortete Woytnar. »Sie sind bereit, Sie und einige Ihrer Vertrauten zu empfangen, damit gemeinsam beraten werden kann, wie wir der Bedrohung begegnen.«
»Die ganze Sache stinkt«, sagte Atlan in seiner Muttersprache zu Perry Rhodan. »Drei Solaner sowie Rorvic und a Hainu sind verschwunden, wir sind unerwünscht auf Wassytoir – aber dennoch laden sie uns nach Stammnest ein. Ich rate dir, diese Einladung abzuschlagen, Perry!«
Rhodan nickte zögernd. »Wir danken Ihnen für die Einladung, Woytnar, und werden sie überdenken. Bitte warten Sie unsere Entscheidung an Bord der SOL ab. Sie sind selbstverständlich unsere Gäste.«
Galbraith Deighton komplimentierte die Besucher hinaus. Rhodan schaute ihnen sinnend nach. Er wusste nicht, wie er sich entscheiden sollte. Zum einen spürte auch er, dass etwas nicht stimmte, zum anderen wollte er alles tun, um das Varben-Nest vor CLERMAC und einer Kleinen Majestät zu bewahren.
»Wir müssen mit SENECA beraten«, sagte er leise.
9.
Nach einer durchaus erhitzt geführten Beratung hatte Perry Rhodan entschieden, die Einladung der Varben anzunehmen. Aber er hatte auch Atlans Bedenken akzeptiert.
»Wir nehmen Ihre Einladung gerne an, Weltverwalter Woytnar. Zugleich bitten wir Sie um Erlaubnis, dass unser Schiff im System Stammnest lebenswichtige Vorräte an Bord nehmen darf.«
Es war selbst für Rhodan schwer, den Ausdruck eines hundegesichtigen Wesens mit Libellenaugen zutreffend zu deuten. Sein Gegenüber zögerte lange.
»Ihr Schiff ist gigantisch, seine Landung würde alle Harmoniekonstanten hoffnungslos
Weitere Kostenlose Bücher