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Silberband 097 - Rebell gegen ES

Titel: Silberband 097 - Rebell gegen ES Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Perry Rhodan
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nicht, und es war fast schon eine Trotzreaktion, dass Ankamera auf der fremden Welt zurückblieb.
    Sie war die unumschränkte Herrscherin des Planeten. Die Eingeborenen verehrten sie als Gottheit und hatten ihr einen pompösen Tempel errichtet, in dem sie residierte. Dort führte sie ein zurückgezogenes Leben.
    Nur einmal im Jahr zeigte sie sich ihrem Volk, an jedem Jahrestag der Befriedung dieser Welt. Die übrige Zeit lagerte sie ihren Körper im Soma-Kontinuum und ließ ihr Noema sich entfalten.
    Sie hatte viel Zeit zum Nachdenken.
    Ankamera schlenderte durch die hohen Tempelhallen. Der Fackelschein spiegelte sich in den glatten Marmorwänden und wurde von den archaischen Bronzestatuen reflektiert, die nur sie und ihre zwanzig Missionare darstellten.
    Eine wispernde Stimme ließ sie zusammenzucken. Ankamera drehte sich in die Richtung, aus der die Stimme erklang. Dort lag der Hohepriester Venffer auf dem Boden. Der geschuppte Rücken war gekrümmt, die kurzen Arme hatte er an die schuppenlose Vorderseite seines Echsenkörpers gedrückt, die stummelartigen Beine waren auf dem Boden ausgestreckt, der Schwanz eingeringelt.
    »Was gibt es?«, fragte Ankamera.
    Der Hohepriester zischelte etwas. Sie lauschte seinen Gedanken und erfuhr, dass die zwanzig Missionare in der Opferhalle eingetroffen waren.
    »Ich werde sie im Heiligtum empfangen.« Ankamera sandte ihm einen entsprechenden Gedankenimpuls. Venffer zog sich rückwärts kriechend zurück.
    Sie hatte es längst aufgegeben, die Sprache der Eingeborenen zu erlernen. Sie hätte mit gespaltener Zunge reden müssen, um derartige Laute hervorzubringen, und sie hätte ein anderes Gehör gebraucht, um sie auseinanderhalten zu können. Deshalb verständigte sie sich paranoetisch mit ihnen, was auch viel wirkungsvoller war.
    Als Ankamera die Opferhalle betrat, erhoben sich die zwanzig Missionare. Sie waren sieben Männer und dreizehn Frauen, jene Noemata, die sie als Dreifach-Konzept in sich vereinigt hatte. Die Arbeit auf dieser Welt hatte es notwendig gemacht, sich von ihnen zu trennen und jedem Bewusstsein seinen eigenen Körper zu überlassen.
    »Ich freue mich über euer Kommen«, sagte Ankamera. »Diese jährlichen Treffen sind die einzige Abwechslung für mich.«
    »Uns ergeht es nicht anders«, sagte Planquart freiheraus. Er war einer von jenen gewesen, die heftig gegen eine Zersplitterung des Konzepts protestiert hatten.
    »Wir alle müssen Opfer bringen«, sagte Ankamera. »Wir haben es uns zur Aufgabe gemacht, die Bewohner dieser Welt zu fördern, weil wir erkannt haben, dass nur das der Sinn unseres Lebens sein kann. Wozu haben wir Konzepte solch enormes Wissen erworben, wenn nicht, um unterentwickelten Völkern zu helfen.«
    »Glaubst du immer noch, dass ES das mit uns vorhatte?«, erkundigte sich Hilvar.
    Ankamera gab darauf keine Antwort. Als sie auf diese Welt gekommen war, hatte sie daran geglaubt, hier ihre Bestimmung zu finden. Inzwischen zweifelte sie. Die Missionarstätigkeit füllte sie noch weniger aus als das Dasein auf EDEN II.
    »Nein, ich glaube längst nicht mehr daran«, sagte sie schließlich.
    »Also hast du deine Meinung geändert?«, fragte Sylda hoffnungsvoll. Sie war eine Frau mittleren Alters und von durchschnittlichem Äußeren. »Siehst du ein, dass dieses Leben nicht die Erfüllung für ein Konzept sein kann?«
    »Ich habe meine Meinung nicht von heute auf morgen geändert. Ich musste diese Erkenntnisse erst in einem langwierigen Reifeprozess erlangen. Eigentlich mussten wir alle auf dieser Welt Erfahrungen sammeln, um zu erkennen, wo unser Platz ist.«
    »EDEN II!«, riefen einige erregt.
    »Ist das eure einhellige Meinung?«
    Planquart trat vor. »Ich kann für die anderen sprechen, denn wir haben uns oft über dieses Problem unterhalten. Keiner von uns ist glücklich mit der Rolle, die wir auf dieser Welt spielen. Wir sind für eine solche Aufgabe nicht geschaffen. Hinzu kommt, dass wir uns jeder für sich allein verloren vorkommen. Wir gehören zusammen, Ankamera – nur gemeinsam sind wir vollwertig.«
    Andere Stimmen wurden laut, die in dieselbe Kerbe schlugen.
    »Ich habe mich oft für mich selbst geschämt, wenn ich mich von den Eingeborenen wie eine Göttin verehren ließ«, sagte Philda, ein junges Mädchen mit knabenhafter Gestalt. »Ich weiß, es war die einzige Möglichkeit, ihre Entwicklung zu fördern. Aber unter diesen Umständen sollten wir es bleiben lassen.«
    »Vielleicht sind wir dafür nur noch nicht reif«,

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