Silberband 097 - Rebell gegen ES
Reise durch die Universen an vielen Orten Leuchtfeuer errichtet, neuneckige Anlagen mit neun Türmen und subplanetarem Kraftwerk. Sechs der neun Türme waren jeweils Attrappen, aber drei zapften die Energie benachbarter Sonnen an und modifizierten sie zu sechsdimensionalen Impulsen, die in regelmäßigen Abständen abgestrahlt wurden.
Doch was die Trümmerleute gesucht hatten und welchem Zweck ihre Leuchtfeuer dienten, das wusste Sorgk nicht. Ihm war nur bekannt, dass die Anlagen überall dieselbe Form hatten – neuneckig, mit einem von Schutt bedeckten Innenhof.
Nach der jüngsten Öffnung der Nahtstelle war ein Ereignis eingetreten, mit dem wohl auch die Trümmerleute niemals gerechnet hatten. Die Meinung der Kelosker, dass die Trümmerleute auf den von ihnen besuchten Welten außer dem Leuchtfeuer keine Spuren hinterlassen hatten, war falsch.
Kempah, der Aufpasser, hatte Jahrzehntausende inmitten der Trümmerstücke gelegen, die den Innenhof der Leuchtfeueranlage ausfüllten. Niemand wäre je auf die Idee gekommen, ihn für etwas anderes zu halten als einen der Schuttbrocken, wie sie ihn zu Tausenden umgaben. Dennoch war Kempah ein lebendes Wesen. Er hatte die Zeit in einem Zustand der Starre überstanden, in dem er fast keine Nahrung und nur sehr wenig Atemluft brauchte. Seine Aufgabe war, darauf zu warten, dass die Impulse des Leuchtfeuers beantwortet wurden. Er war konditioniert, aus seiner Starre zu erwachen, sobald eine Antwort eintraf. Dann musste er in dem Kraftwerk die Modulation des Leuchtfeuers verändern. Das würde für die Erbauer das Zeichen sein, dass gefunden worden war, wonach sie suchten.
Als sich der Riss zwischen den beiden Universen auftat, befand sich Kempah in dessen unmittelbarem Einflussbereich. Er wurde ziemlich unsanft geweckt. Deshalb erschien es ihm ratsam, zunächst zu ermitteln, was eigentlich geschehen war.
Er erschrak, als er feststellte, dass er sich nicht mehr im Innenhof des Leuchtfeuers befand. Er war, daran gab es für ihn keinen Zweifel, in ein fremdes Universum verschlagen worden. Das hatte zur Folge, dass er seine Aufgabe nicht mehr versehen konnte. Aber auch in anderer Hinsicht war in seiner Lage eine erhebliche Verschlechterung eingetreten. Mit Hilfe seiner vielen Wahrnehmungsorgane, die er beim Erwachen aus der Starre erst neu hatte bilden müssen, stellte er fest, dass er sich auf einer lebensfeindlichen Welt befand. Es gab keinen Sauerstoff, die Welt war atmosphärelos und außerdem bitterkalt. Kempah stellte jedoch lest, dass der Boden eine gewisse Restwärme aufwies, die vermuten ließ, dass hier vor nicht allzu langer Zeit die Sonne geschienen hatte. Das mit der Restwärme war natürlich relativ. Die Temperatur des Bodens betrug, in ein anderes Maßsystem umgerechnet, minus 190 Grad Celsius. Das aber waren immer noch dreiundachtzig Grad mehr als die absolute Kälte, die hier hätte herrschen müssen, wenn es nie eine Sonneneinstrahlung gegeben hätte.
Kempah, der Aufpasser, hatte im Zustand der Starre das Aussehen eines unregelmäßig geformten, länglichen Felsstücks aufgewiesen. Seine Länge betrug etwas über einen Meter, und an der dicksten Stelle, etwa in der Mitte, durchmaß er rund zwanzig Zentimeter. In der Starre war er ebenso hart und unbiegsam gewesen wie der Stein, dessen Aussehen er in einer Art von Mimikry angenommen hatte. Nun veränderte er sich. Seine Oberfläche weichte auf und wurde flexibler. Kempahs Wahrnehmungsorgane waren kleine knorpelartige Auswüchse. Ein Ende des Felsstücks teilte sich und bildete zwei kurze, aber stämmige Beine mit zehenlosen Füßen. Aus dem anderen Teil des Steins wuchsen zwei Arme. Nur einen Kopf im eigentlichen Sinn hatte Kempah auch nach der Verwandlung nicht.
Er richtete sich auf und entdeckte in einer Entfernung von fünf Kilometern drei riesige Kuppeln, die sich übergangslos aus dem steinigen Boden erhoben. Dieser Anblick machte ihm Hoffnung. Er hatte nicht die Absicht, sich den Eigentümern der Kuppeln zu offenbaren, aber er wollte in eine von ihnen eindringen und sich mit Sauerstoff und Proviant versorgen. Seit er sich nicht mehr im Zustand der Starre befand, brauchte er von beidem wesentlich mehr als zuvor. Wenigstens einmal alle zehn Stunden musste er tief einatmen, und wenn er nicht täglich ein Zwanzigstel seines Körpergewichts in mineralhaltiger Nahrung assimilierte, würden seine Kräfte bald nachlassen.
Kempah, der Aufpasser, machte sich auf den Weg. So scharf er auch die Kuppeln
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