Silberband 097 - Rebell gegen ES
Menschenmenge und sich selbst, angetan mit dem prunkvollen Ornat.
»Ich bin der Kaiser von Olymp.«
Die zweite Frage beantwortete er auf ähnlich einfach Weise. »Dieses Fahrzeug gehört den Wesen, die den Planeten Gäa bewohnen.«
Die Konversation entwickelte sich rascher und fließender. Der Vario erfuhr, dass das Steinwesen ein Aufpasser war und von der Welt der Trümmerleute kam. Den Begriff der Trümmerleute hatte er von Kershyll Vanne gehört. Die Folgerung lag nahe, dass dem Aufpasser Ähnliches widerfahren sein musste wie Vanne, der mit dem Kelosker Sorgk und dem Laren Germaar-Vonk in ein anderes Universum verschlagen worden war.
Der Vario wollte wissen, warum der Aufpasser die beiden Männer im Kommandostand angegriffen hatte.
»Sie hätten mich gehindert zu tun, was ich tun musste.«
»Was ist das?«, fragte der Vario.
»Eure Feinde herbeirufen! Sie kontrollieren den Zerfallsprozess der sterbenden Sonne. Sie können dafür sorgen, dass ich wieder dorthin gelange, wohin ich gehöre.«
»Das lässt sich auch anders einrichten.«
Der Vario kümmerte sich um die beiden Bewusstlosen. Der Aufpasser konnte ihm nicht erklären, auf welche Art und mit welcher Waffe er Tifflor und Roctin-Par angegriffen hatte. Nur so viel kam dabei heraus, dass es sich bei der Waffe offensichtlich um ein organisches Bestandteil handelte, das dem Angriff ebenso diente wie der Verteidigung.
Während der Vario darauf wartete, dass seine Gefährten die Besinnung wiedererlangten, setzte er die Unterhaltung fort. Er wollte wissen, wer die Trümmerleute waren. Der Aufpasser konnte längst nicht alle Fragen beantworten. Trotzdem entfaltete sich vor dem Vario die facettenreiche Geschichte eines vermutlich längst untergegangenen Volkes, das auf der Suche nach einer versprochenen Welt seine Spuren auf zahllosen Planeten in unzähligen Universen hinterlassen hatte.
So fasziniert war der Plasma-Bewusstseinsteil davon, dass er allmählich alle Zurückhaltung verlor. Es kam ihm nicht in den Sinn, dass der Aufpasser die Geschichte womöglich erst erfand und in Wahrheit so gut wie nichts über die Trümmerleute wusste. Dass er sich nicht einmal darüber im Klaren war, ob er selbst zu ihnen gehörte oder nicht.
Vor allem, dass es ihm nur darum ging, sein Gegenüber abzulenken, bis der richtige Moment für den entscheidenden Angriff gekommen war.
Kempah hatte sich schnell von seinem Schreck erholt. Eine Zeit lang befürchtete er, sein Gegenüber könne jeden seiner Gedanken erkennen, auch die mit geringer Intensität, stellte jedoch bald fest, dass dem nicht so war.
Noch war also nichts verloren. Es gefiel ihm, dass dieses Wesen, das sich als Herrscher von irgendetwas bezeichnete, an seiner Herkunft interessiert war. In einem seiner Gedankenbilder zeigte der Herrscher jedenfalls die neun Türme des Leuchtfeuers. Das Bild war erkennbar, jedoch in Einzelheiten unrichtig, er hatte das Leuchtfeuer demnach nicht selbst gesehen, sondern nur davon gehört.
Kempah erfand eine Geschichte des Volkes der Trümmerleute und schläferte damit die Wachsamkeit des anderen allmählich ein. Keinesfalls durfte er warten, bis die Bewusstlosen wieder zu sich kamen. Sie gehörten zu den stärkeren Geistern, die seine Waffe nicht zu töten vermochte. Gegen alle drei zugleich würde er womöglich nichts ausrichten können.
Kempah berichtete unaufhörlich, doch anstatt zu zeigen, wie die Trümmerleute im letzten Augenblick entkommen konnten, löste er seine Körperwaffe aus.
Der Herrscher wankte. Seine Gedankenbilder wirbelten durcheinander. Aber dann geschah das Entsetzliche. Er stürzte nicht, seine Gedanken wurden sogar wieder klar und deutlich.
»Du bist ein Verräter!«, schleuderte er Kempah entgegen.
Der Aufpasser wusste nicht, was ein Verräter war. Auf jeden Fall etwas sehr Schlimmes, denn die Gedanken des Herrschers flammten in höchstem Zorn. Positronische Impulse höchster Intensität prasselten plötzlich auf ihn ein. Er wollte sich zurückziehen und in den Zustand der Starre versinken, aber sein Bewusstsein brach vorher zusammen.
Diesmal war es Kempah selbst, der ohnmächtig wurde.
In den Stunden vor dem Start der GÜROSOLL war das Konzept ein letztes Mal mit sich selbst zu Rate gegangen. Nicht, dass Kershyll Vanne geglaubt hätte, der Denkprozess der sieben Bewusstseine könnte eine Möglichkeit übersehen haben. Er meinte jedoch, dass es außer der rein logischen Betrachtungsweise des Problems womöglich eine andere gebe, eine menschliche
Weitere Kostenlose Bücher