Silberband 097 - Rebell gegen ES
ihre Wirkung war er sich nicht im Klaren. Es gab Wesen, deren Bewusstsein zerbrach und zu existieren aufhörte. Das war die Mehrzahl. Dann gab es Kräftigere, deren Bewusstsein lediglich eine Zeit lang zurückgedrängt oder verwirrt wurde.
In allen Fällen, malte er sich aus, würde er genug Zeit bekommen, um etwas zu unternehmen, womit die Feinde der Fremden auf dieses Fahrzeug aufmerksam gemacht würden. Sie mussten kommen, damit er sie dazu bewegen konnte, den Rückweg zur Welt des Leuchtfeuers zu öffnen.
Darüber, dass die drei Fremden bei seinem Angriff womöglich das Leben verlieren könnten, machte Kempah sich keine Gedanken. Er kannte nur den Auftrag seiner Herren, beim Leuchtfeuer zu wachen und richtig zu reagieren, sobald die Signale beantwortet wurden.
»Ich ruhe mich eine halbe Stunde aus«, sagte der Vario.
Roctin-Par starrte ihn völlig entgeistert an.
»Sie vergessen, dass ich zum großen Teil aus organischer, lebender Materie bestehe.« Die Maske des Arpad Gunter warf dem Provconer einen missbilligenden Blick zu. »Das Gewebe muss sich ebenso entspannen können wie ein menschlicher Körper.«
Roctin-Par lächelte jetzt freundlich. »Ich danke für die Aufklärung«, sagte er.
Der Vario nickte würdevoll und schritt hinaus.
Unmittelbar nachdem der Roboter den Kommandoraum verlassen hatte, sprach der Hyperkomempfang an.
»Wir sind einen großen Schritt weiter!«, meldete Coden Gonz von der ALHAMBRA. »Wenn der Lare seine Geschwindigkeit beibehält, erreicht er die Grenze des Bannbereichs von Arcur-Beta auf die Minute genau in dem Augenblick, in dem die Sonne zum hundertprozentigen Neutronenstern wird.«
Tifflor horchte auf. »Unmittelbar danach beginnen die Effekte des Degenerationsprozesses«, stellte er fest.
»Glauben Sie, der Lare hat es darauf abgesehen?«
Julian Tifflor machte eine ungewisse Geste. »Ich frage mich, ob sich an Bord dieses Schiffes wirklich Laren befinden. Was für einen Grund hätte eine Besatzung, sich in derart gefährliche Nähe des zerfallenden Sterns zu begeben?«
»Ich weiß es nicht, Sir.«
»Gibt es Anzeichen für Turbulenzen?«
»Die Hektikzone ist absolut ruhig – wenigstens im Augenblick.«
»Ich werde mich um den Laren kümmern«, sagte Julian Tifflor. »Melden Sie sich wieder, sobald neue Erkenntnisse vorliegen!«
Er wandte sich an den Provconer. »Ich werde Sie bald verlassen, allerdings nur vorübergehend.«
Roctin-Par nickte. Er wusste, dass der Terraner zwei Bewusstseine in sich trug – das eigene und das eines Teleportermutanten. »Sie wollen sich das Fahrzeug ansehen?«, fragte er.
In diesem Moment erklang das Geräusch eines auffahrenden Schotts. In Gedanken versunken drehte Tifflor sich um, weil er glaubte, dass der Vario zurückkam.
Das Hauptschott stand offen. Aber in der Öffnung stand nicht die Maske des Arpad Gunter, sondern ein unsagbar fremdes Wesen, höchstens einen Meter groß, das zwar Beine und Arme hatte, aber eigentlich wie ein Stück Stein wirkte.
»Wer sind Sie?«, fragte Tifflor.
Er bekam keine Antwort. Es sei denn, man hätte das unerträglich schrille Pfeifen so interpretieren wollen.
Wie ein greller Blitz fuhr es durch Tifflors Bewusstsein, als sei mitten in seinem Gehirn etwas explodiert. Dann wusste er nichts mehr.
Kempah hatte bemerkt, dass einer der Fremden den oberen Raum verlassen hatte, aber das hielt er nicht für schwerwiegend. Alles technische Gerät, das er brauchte, befand sich ohnehin in dem Raum, auf den er zustrebte.
Die beiden Zweibeiner zu überwältigen, die sich in der Kuppel befanden, bereitete ihm keine Schwierigkeiten. Er löste die Waffe aus, die ihm die Natur mitgegeben hatte, und stieß damit auf keinen Widerstand.
Er sah sich um. Die Technik der Zweibeiner war ihm ein Buch mit sieben Siegeln. Dennoch erkannte er, dass es hier die Maschinen geben musste, mit deren Hilfe sich die Fremden mit ihresgleichen verständigten. Damit gedachte er, ein Signal abzusetzen, das niemand im Umkreis von etlichen Lichtjahren überhören konnte.
Er suchte. Dabei kam ihm eine Fähigkeit zustatten, von der er bislang nicht geahnt hatte, dass er sie überhaupt besaß. Die Herren mussten ihn damit ausgestattet haben. Er brauchte die Einzelheiten der fremden Technik gar nicht zu begreifen – die Zusammenhänge verstand er trotzdem. Er wusste intuitiv, dass die Kommunikationsgeräte anders aussahen als die Steuermechanismen für die Lenkung des Fahrzeugs.
Schließlich konzentrierte sich seine
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