Silberband 097 - Rebell gegen ES
Schmeichlerin«, entgegnete er amüsiert. »Wollen Sie wirklich behaupten, dass derartige Untersuchungen noch nicht angestellt worden sind?«
»Mit dieser Fragestellung bislang nicht. Was werden Sie beispielsweise tun? Werden Sie Gäa verlassen, obwohl der größte Teil der von Ihnen geschaffenen Kunstwerke zurückbleiben würde?«
»Ich werde auch anderswo Aufträge erhalten.« Er lachte und deutete damit an, dass sie diese Bemerkung nicht ernst nehmen sollte. Er streckte ihr abwehrend die Hände entgegen, als sie etwas erwidern wollte. »Was kann einem Künstler Besseres widerfahren? Gäa wird menschenleer oder so gut wie menschenleer sein, aber meine Kunstwerke werden über Jahrtausende hinweg bestehen bleiben und von der vielleicht großartigsten Periode des Planeten berichten.«
Das waren große Worte, die seine erste Bemerkung nur überdecken sollten. Jennifer wurde mit einem Schlag klar, dass Famirguez in erster Linie ein geschickter Geschäftsmann war. Mit großem Abstand folgte der Künstler.
Sie führte das Gespräch weiter, als sei sie tatsächlich an Informationen für eine wissenschaftliche Arbeit interessiert. Es gelang ihr, einige Bemerkungen zu provozieren, aus denen Famirguez' großes geschäftliches Interesse erkennbar wurde.
Nachdem sie sich verabschiedete hatte, verließ sie das Haus nicht sofort, sondern beobachtete die Wohnung. Famirguez ging nur wenige Minuten nach ihr. Mit seinem Roboter bestieg er einen Gleiter und startete. Das war die Chance, auf die sie gewartet hatte.
Sie beschritt einen Weg in die Wohnung, der für eine Einbrecherin absolut ungewöhnlich war. Sie betätigte die Meldetaste an der Eingangstür, diese öffnete sich und ließ sie ein.
Natürlich wurde sie jetzt von Robotkameras erfasst und jeder ihrer Schritte aufgezeichnet. Aber das störte sie nicht, denn sie wollte wissen, was gespielt wurde.
Sie durchsuchte die Wohnung zunächst flüchtig und stellte fest, dass sie wirklich allein war. Die zentrale Alarmanlage schaltete sie mühelos aus. Kurz darauf entdeckte sie eine getarnte Tür, die zu einem kleinen Arbeitsraum führte.
Das Mobiliar beschränkte sich auf einen Tisch und eine einfache Karteipositronik. Auf dem Tisch lagen Zettel mit verschlüsselten Notizen. Jennifer schaffte es nicht, den Kode zu enträtseln. Deshalb wandte sie sich der Positronik zu, ohne zunächst zu wissen, wonach sie überhaupt suchte. Auftrags- und Arbeitsbedingungen für die verschiedenen Kunstwerke von Famirguez wurden projiziert. Sie wollte sich bereits wieder abwenden, um die anderen Räume zu inspizieren, als sie die Zusatzbemerkung ›Auftragshonorar abzüglich‹ sah. Damit wusste sie nichts anzufangen.
Andere Aufträge mit den entsprechenden Bedingungen enthielten den gleichen Zusatz. Jennifer spürte, dass sie auf der richtigen Spur war. Sie fragt sich, ob Famirguez Unteraufträge an weitere Künstler vergeben haben konnte. Das hielt sie jedoch für ausgeschlossen, sie hatte nie davon gehört, dass er mit anderen Künstlern zusammengearbeitet hätte.
Was konnte ›Auftragshonorar abzüglich‹ dann bedeuten? Jennifer stutzte, als sie den Namen eines bekannten Politikers las, dem Famirguez eine beträchtliche Summe angewiesen hatte. Eigentlich hätte es umgekehrt sein müssen, doch dem war nicht so. Einige zum Teil gäaweit bekannte Politiker hatten sich einen Teil des Honorars zurückzahlen lassen, das Famirguez von staatlichen Institutionen erhalten hatte. Die zurückgleitenden Gelder waren jedoch auf Privatkonten gelandet.
Schlagartig wurde Jennifer alles klar. Famirguez hatte so viele Aufträge bekommen, weil er den Auftraggebern dafür einen Honoraranteil überließ. Er zahlte diesen Anteil, um sich Vorteile gegenüber Konkurrenten und immer neue Aufträge zu sichern.
Sie war überzeugt davon, dass sie früher oder später ebenso auf Überweisungen an einflussreiche Kritiker stoßen würde, doch sie nahm sich nicht mehr die Zeit, danach zu suchen. Sie ließ sich einige Beweise ausdrucken und verließ die Wohnung mit Kontounterlagen von Frauen und Männern, die an der von Throynbee geleiteten Konferenz teilgenommen hatten.
25.
Die ALHAMBRA stand etwa einhundertzwanzig Lichtjahre von der Hektikzone entfernt. Sie hatte den Ortungsschutz einer Sonne aufgesucht.
In der Hauptzentrale befanden sich außer Coden Gonz und seinen Offizieren Kershyll Vanne, Anson Argyris und Ronald Tekener mit dem Bewusstsein des Teleporters Tako Kakuta.
Der Ortungsleitstand überwachte die
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