Silberband 097 - Rebell gegen ES
fortgeschritten, dass die einfachsten Grundregeln des Lebens nicht beachtet werden?«, fragte Bakor Tars.
»Gute Sitten …« Ross lachte dröhnend. »Hören Sie mit dem Unsinn auf. Ich habe mit Ihnen zu reden. Ist das nicht Grund genug, Sie aufzusuchen, wo immer Sie sich gerade aufhalten?«
»Ich habe viel von Ihnen gehört«, erwiderte der Sextadimtechniker voller Bitterkeit. »Aber Sie übertreffen alles, was mir berichtet wurde. So etwas von Unverfrorenheit ist mir bislang nicht begegnet.«
»Halten Sie die Luft an!« Ross setzte sich. »Es gibt wichtigere Dinge, als sich Grobheiten zu sagen.«
Bakor Tars umklammerte den Stöpsel der Flasche und zerrte ungeduldig daran. »Was wollen Sie?«, fragte er.
»Geben Sie her!« Ross streckte einen seiner Handlungsarme aus. »Lassen Sie mich das machen, ich bin stärker als Sie.«
Bakor Tars zögerte, überreichte seinem Gast dann jedoch die Flasche. »Seien Sie vorsichtig«, bat er. »Das ist ein Kunstwerk.«
Ross schnaufte vernehmlich. Er hielt die Flasche mit einer Hand fest und riss den Stöpsel mit der anderen nach oben. Es knirschte laut, als der Verschluss brach.
»Sie dämlicher Trottel«, sagte Balku, der von beiden unbemerkt eingetreten war. »So etwas hätten wir auch machen können.«
Bakor Tars reagierte unglaublich schnell – so schnell, dass er sich viel zu spät bewusst wurde, was er tat. Er ärgerte sich maßlos darüber, dass Ross so unverschämt auftrat und die Flasche zerbrochen hatte. Seine Wut ließ er jedoch an seinem Kind aus. Eine Faust zuckte auf Balku zu und wirbelte ihn quer durch den Raum: er flog gegen das Fenster, durchbrach es und stürzte schreiend in die Tiefe.
»Balkutos!«, rief Bakor Tars entsetzt, »Balkutos! Was habe ich nur getan …«
Er sprang zu dem zerbrochenen Fenster und blickte nach unten, konnte Balku nur noch als kleinen Punkt sehen. Der Anblick verschlug ihm die Sprache, bis er sah, wie das Wasser tief unter ihm aufgischtete. »Wie konnte ich das nur tun?«, sagte er stöhnend.
»Sie haben mich gemeint«, stellte Ross fest. »Aber Sie waren zu feige, mit den Fäusten auf mich loszugehen. Da haben Sie sich lieber das Kind ausgesucht.«
Bakor Tars schloss die Augen für eine Sekunde. In dieser Zeit wandelte er die Zellstruktur seines Körpers um und wurde zu einem Koloss aus terkonitfestem Material. Mit ungeheurer Wucht stürzte er sich auf den Besucher. Ross war etwa zweitausend Jahre jünger als er und gut doppelt so stark. Wenn er von Bakor Tars förmlich hinweggefegt wurde, dann nur deshalb, weil er von dem Angriff völlig überrascht wurde.
Ross brüllte so wild auf, dass die Scheiben zitterten. Er flog gegen eine Wand und durchschlug sie, da er ebenfalls seine molekulare Struktur verhärtete. Sein Sturz endete im Nebenraum, aber sofort schnellte er sich zurück.
Bakor Tars sah den Gegner kommen und wich aus, sodass Ross mit dem Kopf gegen die gegenüberliegende Wand prallte und auch diese schwer beschädigte.
»Hören Sie auf!«, schrie der Sextadimtechniker. »Benehmen Sie sich nicht wie eine Bestie.«
Ross fuhr herum, setzte zu einem erneuten Angriff an, führte ihn jedoch nicht aus. »Sie nennen mich eine Bestie?«, fragte er bestürzt.
»Ich habe gesagt, dass Sie sich wie eine Bestie benehmen. Müssen Sie sich unbedingt prügeln, Sie Barbar?«
Ross schüttelte sich. »Sie haben mich angegriffen. Haben Sie das schon vergessen? Ich verteidige mich nur.«
»Es tut mir leid«, erwiderte Bakor Tars sanft, fast demütig. »Ich habe die Kontrolle über mich verloren.«
»Ist Ihnen jetzt besser?«
»Wesentlich. Ich danke Ihnen für Ihr Verständnis.« Bakor Tars hielt erschreckt inne und wandte sich dem zerbrochenen Fenster zu. »Mein Kleines ertrinkt dort unten, aber wir streiten. Ich muss zu ihm.«
Ohne länger auf seinen Besucher zu achten, stürmte er durch das Fenster. Dabei bemühte er sich nicht, das bereits vorhandene Loch zu benutzen, er zerschmetterte einfach die Reste. Wie ein Geschoss jagte er durch die Scheibe.
Zwei Komma drei sechs Gravos rissen ihn in die Tiefe. Er sah das Wasser auf sich zuschießen und jagte wie ein Bombe in die Fluten. Als er wieder an die Oberfläche kam, sah er Balku auf einem Felsen am Ufer sitzen.
»Balkutos, verzeih mir. Es war nicht meine Absicht, dich zu bestrafen.«
»Steig aus dem Wasser und quatsch nicht so viel«, entgegnete das Kind mürrisch. »Du nervst mich mit diesem blöden Gewäsch.«
Bakor Tars befand sich in einer Stimmung, in der er
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