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Silberband 098 - Die Glaswelt

Titel: Silberband 098 - Die Glaswelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Perry Rhodan
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mitzuteilen.«
    Einer der Ältesten lachte mit hohen Zischlauten.
    »Er will uns sagen, dass er das Paradies gesehen hat!«, rief Megginach, der Jüngste unter den Ältesten und gleichzeitig ein unverbesserlicher Spötter. »Wir hatten alle denselben Traum. Warum also solltest nicht auch du vom Paradies geträumt haben?«
    Mitsino sank zurück. Er war um ihre verblüfften und staunenden Gesichter betrogen worden, weil er nicht mehr verkünden konnte, was er Wunderbares gesehen hatte.
    Aber lag nicht gerade darin die eigentliche Bedeutung? Über die Träume eines Einzelnen mochte man zweifeln. Doch wenn alle dasselbe träumten? Dahinter musste sich eine Bedeutung verbergen!
    »Brüder!«, rief Mitsino. »Dem Volk der Iti-Iti ist in der vergangenen Nacht Wunderbares widerfahren. Wir alle haben das Paradies geschaut – und wir alle werden es erleben, nicht nur in unseren Träumen, sondern in Wirklichkeit!«
    Am Fuß des Tafelberges, auf dem einst die Burg der abtrünnigen Ploohn-Königin Zeus gestanden hatte, befand sich eines der dreißig Lager auf Goshmos Castle, die den Konzepten als Unterkunft und Operationsbasis dienten. Aus historischen Gründen Zeus-Zentrum genannt, war dieses das wichtigste und unterstand dem Konzept Claudio Ektem. Ektem war der Projektleiter für das Gesamtvorha ben Heimat II.
    An diesem Morgen hielt er sich mit seinem Adjutanten und Stellvertreter Kherub Palm allein im Lager auf. Alle anderen waren ausgeschwärmt, um die Stabilisatoren zu prüfen, die im entscheidenden Moment dafür zu sorgen hatten, dass der Planet tatsächlich in der gewünschten Weise geteilt und nicht stattdessen versetzt wurde.
    »Irgendwie widerstrebt mir das Ganze«, sagte Ektem zögernd.
    »Was?«, fragte Palm sofort.
    Rein äußerlich waren sie gegensätzlich. Claudio Ektem, schlank und fast zierlich gebaut, hatte dunkelbraunes, kurzes Haar und äußerst wache Augen. Kherub Palm dagegen war hochgewachsen und blond. Er wirkte stets desinteressiert, und wer ihn zum ersten Mal sah, der war geneigt zu glauben, dass Palm von Reaktionsgeschwindigkeit keine Ahnung habe. Aber das täuschte.
    »Mir gefällt nicht, dass einem ganzen Volk mit Taschenspielertricks der Mund so lange wässrig gemacht wird, bis es aus eigenem Antrieb beantragt, seine Welt verlassen zu dürfen«, beantwortete Ektem die Frage.
    »Billige Tricks?«, echote Palm. »Sieh dir die Geräte an. Ich weiß nicht, nach welchen Prinzipien ES sie gefertigt hat. Aber sie sind gewiss Millionen wert!«
    Ektem schaute ihn ärgerlich an. »Eines Tages, Kherub, werde ich von deiner Art Humor die Nase endgültig voll haben und deine Versetzung beantragen!«
    »Du weißt schon, wie es gemeint war.« Palm winkte ab. »Wir brauchen Goshmos Castle. Die Feuerflieger sind uns im Weg, also müssen sie fort. Wir bewegen sie auf die humanste Art und Weise zum Fortgehen. Soll ich mir deswegen Gewissensbisse machen?«
    »Das ist deine Sache. Ich jedenfalls mache mir welche. Jedes Volk hat einen naturgegebenen Anspruch auf Heimat.«
    »Na und? Nehmen wir ihnen die Heimat?«
    »Ja.«
    »Aber wir geben ihnen dafür eine bessere Welt!«
    »Woher weißt du das? Ich meine, dass die andere Welt besser ist?«
    »Sie ist entsprechend geformt worden.«
    »Was heißt das? Dass die Mucierer leichter durch die Luft gleiten können, dass sie auf ihren Äckern höhere Erträge erzielen? Gut. Aber ist das wirklich alles, was ihr Leben bestimmt? Sie könnten, ohne dass wir es wissen, darauf angewiesen sein, dass die Schwerkraft exakt denselben Wert hat wie auf Goshmos Castle. Wenn das nicht der Fall ist, nehmen sie allmählich Schaden – körperlich oder seelisch oder was weiß ich. Vorderhand wird das nicht offenbar. Aber in zehn, zwanzig Jahren werden sie degenerieren. Was tun wir dann? Dann gibt es Goshmos Castle nicht mehr – wenigstens nicht so, wie die Feuerflieger ihre Welt gewohnt sind. Wir können sie nicht mehr zurückbringen. Werden wir dann im Nachhinein zu Mördern?«
    Palm musterte Ektem lange und ausgiebig, als hätte er soeben einen völlig neuen Zug an seinem Freund entdeckt.
    »Ziemlich viel Worte für einen rein hypothetischen Fall, wie?«, sagte er unvermittelt.
    »Kannst du behaupten, dass es diesen Fall nicht geben wird?«, schleuderte ihm Ektem entgegen.
    »Nein. Denn ich kann mich auf ES verlassen. Ich gehe davon aus, dass ES alle Eventualitäten berücksichtigt hat.«
    »Du überzeugst mich nicht.« Ektem seufzte. »Ich werde mein schlechtes Gewissen wohl erst los,

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