Silberband 099 - Treibgut der Sterne
Menschen vergessen, dass sie mit ihm zu tun gehabt hatten – vorausgesetzt, er wollte das so. Mittlerweile machte er sich heftige Vorwürfe, dass er mit der Besatzung der Korvette nicht ebenso verfahren war.
Als er sich der nordafrikanischen Küste näherte, war der ihn verfolgende andere Gleiter kaum noch zu sehen. Doch das beruhigte ihn nicht. Jemand war auf ihn aufmerksam geworden, hatte auf ihn geschossen und verfolgte ihn. Deshalb konnte er nicht mehr wie geplant vorgehen, musste improvisieren und ging dabei unkalkulierbare Risiken ein.
Der Raumhafen kam in Sicht.
Volther Throynbee verzögerte die Geschwindigkeit und ließ den Gleiter absinken. Er tippte einige Male auf die Ruftaste des Funkgeräts, schaltete es aber nicht ein. Unmittelbar darauf blinkte das Ruflicht. Er verzögerte stärker und öffnete den Ausstieg. Der Gleiter flog nur noch zwei Meter hoch und würde nach seinem Ausstieg wieder beschleunigen. Throynbee ließ sich einfach nach außen fallen und rollte sich ab.
Schwankend rannte er auf eines der Raumschiffe zu. Eine Mannschleuse wurde geöffnet, Sekunden später befand er sich an Bord.
Ein Akone erwartete ihn.
»Jemand war mir auf den Fersen, aber ich habe den Verfolger abgeschüttelt«, sagte Throynbee.
Der Akone antwortete nicht. Wortlos führte er den Neuankömmling zu einem Konferenzraum, in dem Vertreter etlicher GAVÖK-Völker warteten.
»Es wird ernst!«, eröffnete der Mutant. »Wir müssen mehr unternehmen, sonst wird es zu spät sein. Die politische Entwicklung auf Terra verläuft geradezu beängstigend. Unter dem Deckmantel einer Völker verbindenden liberalen Politik, die sich fleißig vor der GAVÖK verbeugt, ergreifen Politiker die Macht, die nichts anderes wollen als ein neues Solares Imperium, das diesmal die gesamte Galaxis umfassen soll und keinem Volk mehr die Freiheit belässt.«
Zornige Zwischenrufe zwangen ihn zu einer Pause. Volther Throynbee lächelte verstohlen.
»Es ist selbstverständlich, dass wir eine solche Entwicklung unterbinden müssen. Ich bin Gäaner. Ich hänge der GAVÖK-Idee an, weil ich nicht will, dass die Laren-Herrschaft durch eine Terraner-Herrschaft ersetzt wird. Ich will eine freie Galaxis, in der alle gleichberechtigt zusammenarbeiten.«
»Unsere Unterstützung haben Sie«, sagte ein Blue.
»Wir tun alles, was in unserer Macht steht«, erklärte ein Akone. »Sagen Sie uns, was Sie von uns erwarten.«
»Ich brauche Ihre Hilfe, damit ich in der entstehenden Regierung eine entscheidende Position erreiche. Geben Sie mir Ihre massive Unterstützung. Sollte es mir gelingen, Erster Terraner oder Oberster Terranischer Rat zu werden, ist Ihre Freiheit garantiert.«
»Der Machtapparat der GAVÖK wird dafür sorgen, dass Sie einen wirkungsvollen Wahlfeldzug führen können«, versprach ein Springer.
»Um den Leuten die Maske vom Gesicht zu reißen, die von einem Solaren Imperium träumen, führen wir eine militärische Aktion durch«, fuhr Throynbee fort. »Wir greifen eines der Sammlerschiffe an und provozieren. Die terranischen Streitkräfte werden mit geballter Kraft zurückschlagen und damit ihr wahres Gesicht zeigen. Die Terraner sind machthungrig wie eh und je. Sorgen wir also dafür, dass jene Kräfte an die Macht kommen, die einsehen, dass es kein Solares Imperium mehr geben darf.«
Ronald Tekener meldete sich wieder bei Yesgo Damlander. »Wir nähern uns dem Raumhafen Tripolis«, berichtete ihm der Kommandant. »Der verfolgte Gleiter hat kurzzeitig stark an Fahrt verloren und sackte fast bis auf Bodenniveau ab. Ich schließe daraus, dass …«
»… Throynbee ausgestiegen ist. Ich weiß. Gehen Sie am Rand des Raumhafens nieder, Kommandant. In etwa zwei Minuten bin ich bei Ihnen. Tripolis ist vorerst nur von Roboterkommandos bevölkert, die alle Anlagen instand setzen.«
Tekener erschien tatsächlich schon kurz nach der Landung bei dem Gleiter.
»Was werden Sie unternehmen, Sir?« Damlander deutete zu den beiden GAVÖK-Raumern hinüber. »Lassen Sie die Einheiten durchsuchen?«
»Auf keinen Fall. Außerdem habe ich gegen die GAVÖK keine Handhabe.«
Der Smiler bat Damlander, nach Marseille zurückzukehren, wollte aber, dass Gogh und Kays bei ihm blieben. »Ich hoffe, dass Sie mir mit Ihren besonderen Fähigkeiten helfen können«, sagte er. »Das könnte entscheidend sein.«
Damlander verabschiedete sich und startete. Wenig später stieg auch der Gleiter auf, mit dem Tekener selbst gekommen war, einer seiner Begleiter nahm die
Weitere Kostenlose Bücher