Silberband 099 - Treibgut der Sterne
QUARTOR in einem Gleiter, den Damlander selbst steuerte. Er wollte sehen, wie sich die Besiedlung der Stadt entwickelte, und flog zuerst über die neu angelegten Bezirke, dann über die Altstadt. Roboterheere arbeiteten daran, die Häuser wieder bewohnbar zu machen. Schäden waren vor allem bei den versorgungstechnischen Anlagen eingetreten, dennoch schienen sie bei Weitem nicht so groß zu sein, wie Damlander es erwartet hatte.
Er reagierte überrascht, als ein Anruf einging. Das Gesicht auf dem Schirm hatte er nie zuvor gesehen.
»Sie können nicht so einfach einen Besichtigungsflug über den Baustellenbereichen machen«, protestierte der schon etwas ältere Mann. »Sie stören das Überwachungssystem unserer Flugkameras.«
»Das fiel mir nicht auf …«
»Momentan ermöglicht dieses System noch die beste Kontrolle aller Arbeitsabläufe. Also seien Sie so nett und verschwinden Sie aus diesem Bereich.«
»Auf der Stelle«, versprach Damlander und ließ den Gleiter aufsteigen. »Vielleicht können Sie uns noch einen Tipp geben? Wo können wir gut essen und trinken?«
»Fliegen Sie nach Korsika rüber!«, antwortete der Alte. »Dort wurden mehrere Restaurants eröffnet. Sie werden nicht von Robotern bedient, sondern von schönen Frauen, die mit Sammlerschiffen gekommen sind.«
Die Bildwiedergabe erlosch. Damlander rief die entsprechenden Daten ab und ging auf Südostkurs.
Im Westen versank die Sonne als großer roter Ball.
Schweigend blickten die beiden Männer hinaus. Sie fühlten sich geborgen. Yesgo Damlander war ebenso auf Gäa geboren wie Jon Piesty. Er hatte Gäa bisher als seine Heimat angesehen und den Planeten in der Provcon-Faust nur verlassen, weil er den Befehl dazu erhalten hatte. Persönlich war ihm der Gedanke fremd gewesen, von Gäa zur Erde überzusiedeln. In ihm war aber immer eine gewisse Unruhe gewesen, für die er nie eine Erklärung gefunden hatte. Jetzt wusste er plötzlich, warum es so gewesen war. Er spürte eine Ausgeglichenheit, wie er sie nie zuvor gekannt hatte, fühlte sich wie von einem seelischen Druck befreit.
»Es war gut, dass wir die QUARTOR verlassen haben«, sagte Piesty unerwartet. »Ich habe eben einiges begriffen, was ich mir vorher kaum vorstellen konnte.«
Damlander antwortete nicht. Das war nicht notwendig, weil es ihm ebenso erging wie Piesty.
Er deutete nach vorn, wo dunkle Landmassen aus dem Meer aufwuchsen. Wenig später landete er den Gleiter vor einer prächtig illuminierten Anlage auf einer Landzunge. Etliche Gleiter standen schon hier. Aus einem der Häuser ertönte Musik.
»Ich denke, wir sind hier genau richtig«, stellte der Kommandant der QUARTOR fest.
Sie traten ein. Die meisten Tische waren besetzt.
»Den Mann kenne ich doch.« Kopfnickend zeigte Damlander auf Janok Kays, der mit einem hageren Mann redete.
Kays erhob sich. »Sie hätte ich hier am allerwenigsten erwartet, Kommandant«, sagte er. »Setzen Sie sich zu uns.«
»Ich bin Partmann Gogh«, erklärte der andere. »Ich bin auch mit Ihnen geflogen. Allerdings in der Korvette.«
Janok Kays beugte sich vor und redete mit gedämpfter Stimme. »Ich habe eine Nachricht erhalten. Mit wurde ein Geschäft angeboten, aber die Sache kommt mir nicht sauber vor. Dennoch bin ich hier, weil ich neugierig bin.«
»Es hat mit Politik zu tun«, ergänzte Gogh. »Jemand hat erfahren, dass wir zu Hause einen gewissen Einfluss hatten. Und das scheint derjenige nutzen zu wollen.«
»Dieser Unbekannte scheint zu glauben, dass er die Stimmen der Rückkehrer schon für sich gewonnen hat, wenn er uns auf seine Seite zieht.«
»Wer ist der große Unbekannte?«, fragte Damlander ohne großes Interesse, nur um überhaupt etwas zu sagen.
»Ich weiß nicht genau«, antwortete Kays. »Der Name klang so ähnlich wie Sroinbie oder …«
»Throynbee?« Damlander reagierte wie elektrisiert.
»Ja, allerdings. Kennen Sie ihn?«, antwortete Partmann Gogh überrascht.
»Und ob. Kommt er hierher?«
»Er ist schon da.« Janok Kays deutete auf die Tür. »Dort wurde eben sein Name genannt.«
Damlander und Piesty reagierten wir elektrisiert, als sie das hörten. Sie stürmten quer durch das Lokal, stießen die Tür auf, auf die Kays gezeigt hatte, und gelangten in einen Vorraum, in dem zwei Frauen mit Speisen hantierten.
»Wo ist er?«, fragte Damlander.
Sie blickten ihn verständnislos an.
»Von wem sprechen Sie?«, fragte eine dunkle Stimme. Ein korpulenter Mann kam näher.
»Von Throynbee«, antwortete
Weitere Kostenlose Bücher