Silberband 099 - Treibgut der Sterne
wirst diese Behauptung nie beweisen können.«
»Doch, Cilla. Ich habe erkannt, dass ich sentimental bin.«
»Du hast jemanden wie dich gefunden?«
28.
3524 bis 3579 – Bran Howatzer und die anderen
Zimbat Howatzer hätte die ganze Welt umarmen können. Seine Frau Mille hatte ihm vor einer Woche einen Sohn geboren, und das war der Anlass für eine Feier im Freundeskreis. Da Zimbat ein geselliger Mensch war, hatte er viele Freunde, sodass aus dem Fest in kleinem Kreis schließlich ein Spektakel für sechzig Personen wurde.
Mille war als Gastgeberin überfordert, aber sie hielt sich tapfer. Zimbat hatte im letzten Moment einen Dienstroboter gemietet und beim örtlichen Küchendienst weitere Menübestellungen aufgegeben, sodass Mille wenigstens in dieser Beziehung entlastet war und sich ihren Gästen ausgiebiger widmen konnte. Ständig musste sie mit jemandem anstoßen, und obwohl sie an ihrem Glas stets nur nippte, hatte sie inzwischen einen Schwips.
Im Garten stand ein Synthesizer, der unablässig Geburtstagslieder intonierte und die Gäste animierte, auf ›Zimbat junior‹ anzustimmen.
»Nein, das tue ich ihm nicht an«, erklärte Zimbat Howatzer. Er stand zu dieser Stunde schon recht unsicher auf den Beinen. »Ich habe es meinem Vater nie verziehen, dass er mich Zimbat taufte. Zimbat Howatzer – wie hört sich das an!«
»Habt ihr euch schon überlegt, wie er heißen soll?«
Zimbat legte den Arm um seine Frau und nickte ihr auffordernd zu.
»Wir wollen ihn Bran nennen«, sagte sie.
Der Name machte die Runde, und alle bestätigten, dass er schön und klangvoll sei.
»Jetzt wird es aber Zeit, dass ihr uns den Prinzen vorführt!«
Mille seufzte ergeben. Sie hatte es längst aufgegeben zu zählen, wie oft sie wen ins Kinderzimmer geführt hatte. Ihr war dieser Rummel zuwider, aber Zimbat zuliebe machte sie das Theater mit.
»Ich liebe dich«, flüsterte er ihr zu, als die Meute ihnen grölend folgte. An der Tür zum Kinderzimmer angelangt, genügte jedoch ein scherzhaft strenges Kommando, um alle verstummen zu lassen.
»Kumpels! Derjenige, der Bran zum Weinen bringt, bekommt eine Woche Pflegedienst aufgebrummt.«
Alle schlichen auf Zehenspitzen ins Zimmer, bewunderten flüsternd das geschmackvolle Design und die automatische Wiege. Mille kam der Kleine etwas verloren vor, wie er in dem großen, nüchternen Kasten lag, umgeben von Geräten, die über sein Wohlbefinden wachten. Sie selbst hätte ein einfaches Bettchen vorgezogen, aber Zimbat hatte darauf bestanden, dass sein Sohn von Geburt auf in den Genuss der modernsten technischen Errungenschaften kommen solle. Er war ein unverbesserlicher Technokrat, wenngleich ein Mann mit Herz.
Die Gäste sparten nicht mit den üblichen Floskeln.
»Ist er nicht süß! Dir wie aus dem Gesicht geschnitten, Zimbat.«
Zimbat betrachtete skeptisch das zerknittert wirkende Gesicht des Kleinen. »Bin ich wirklich so hässlich?«, fragte er. Mille verzieh ihm solche Späße.
»Wenn du einen Wunsch für deinen Sohn offen hättest, was würdest du ihm fürs Leben wünschen, Zimbat?«
»Dass er nicht meine Nase bekommt«, antwortete er schlagfertig und hatte damit einen solchen Lacherfolg, dass er seine Gäste zur Ordnung rufen musste. »Erinnert euch, Freunde, was ich demjenigen angedroht habe, der Bran weckt. Ich glaube, wir beenden jetzt …«
Er unterbrach sich, als er über die Köpfe der anderen hinweg einen Fremden sah, der sich durch ihre Reihen einen Weg zur Wiege bahnte. Der Mann war mittelgroß, ungewöhnlich schmalbrüstig und hatte lange, dünne Glieder, was deutlich zu erkennen war, weil er enge Kleidung trug. Noch ungewöhnlicher als seine Gestalt war sein Gesicht. Die albinoweiße Haut verlieh ihm etwas Überirdisches, und die nachtblauen Augen und das metallisch schimmernde Haar, das er über der ausladenden Stirn hochgekämmt und an der Seite straff nach hinten gebürstet trug, bildeten einen seltsamen Kontrast. Seine Augen waren starr auf die Wiege gerichtet, dabei lächelte er milde.
»Wer ist das?«, fragte Mille leise und klammerte sich an ihren Mann.
Zimbat zuckte mit den Schultern. Er wusste nur, dass dieser Mann keiner ihrer Gäste war. Doch er kam nicht dazu, sich darüber zu äußern, denn als der Fremde die Wiege erreicht hatte, entdeckte er dessen Halsschmuck. Es handelte sich um einen ovalen Ring, an dem ein Klumpen eines unbekannten Metalls oder Minerals hing.
Der Fremde stützte sich an der Wiege ab und beugte sich darüber. »Du
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