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Silberband 099 - Treibgut der Sterne

Titel: Silberband 099 - Treibgut der Sterne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Perry Rhodan
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triumphierte. Obwohl der Reparaturschacht eine spiegelglatte Innenfläche hatte, sodass er bei der geringsten Neigung ins Rutschen kam, änderte das nichts an seiner Zuversicht. Er konnte seine Brüder warnen und unermesslichen Schaden von ihnen abwenden – der eintreten musste, wenn sie wie geplant vorgingen, ohne zu ahnen, dass der Gegner ihre Absichten kannte. Unter diesen Umständen würden die Brüder ihn nicht ausstoßen, sondern ihn trotz seiner Krankheit weiterhin als einen der Ihren betrachten.
    Er eilte eine leichte Steigung aufwärts – und schwamm plötzlich in einem Meer aus grünlichem Leuchten, das die Moleküle seines Körpers förmlich auffraß.
    In einer unglaublichen Anstrengung gelang es ihm, sich abzustoßen, festzukrallen, weiterzuziehen. Er sah und hörte nichts dabei, sondern konzentrierte sich völlig darauf, der Falle zu entgehen, die im Begriff war, ihn aufzulösen.
    Er schaffte es, das grüne Feld zehrte nicht mehr an seiner Substanz. Einige Zeit lag Blunnentior hilflos auf dem Boden. Sein Körper – oder vielmehr das, was davon übrig geblieben war – zuckte konvulsivisch, während er darum kämpfte, die Kontrolle zurückzugewinnen.
    Die Wahrnehmungsorgane der Topsiderkopie waren nicht mehr vorhanden. Er konnte zwar fühlen, dass er auf einer glatten Unterlage lag, aber er hörte und sah nichts mehr. Blunnentior ahnte, dass die betreffenden Organe sich aufgelöst hatten. Noch etwas bemerkte er: Seine Körpermoleküle besaßen nur noch einen geringen Teil der Bindungsenergie, die sie normalerweise zusammenhielt. Ihm wurde klar, dass er sich in einem Desintegrationsfeld befunden hatte. Ein Mensch in seiner Lage wäre nur noch eine Wolke molekularen Gases gewesen.
    Durch den Restkörper ging ein schreckhaftes Zucken, als der Boden unter ihm vibrierte. Schritte! Jemand näherte sich!
    Unter Aufbietung aller Willenskraft gelang es Blunnentior, ein Pseudopodium zu formen, an dessen Ende er zwei Konzentrationen von Molekülen schuf, die ihm die optische und akustische Erfassung seiner Umwelt ermöglichten. Er sah, dass sich Anson Argyris näherte. Der Kaiser von Olymp hatte ihn bereits gesehen, aber in seinen Augen funkelte kein Triumph. Es schien dem Gys-Voolbeerah eher, als drückte Argyris' Blick Betroffenheit und Schmerz aus.
    Der Kaiser ging vor ihm in die Hocke.
    »Du kannst mich hören und sehen, denke ich«, verstand Blunnentior. »Es tut mir leid, dass du in die Desintegrationsfalle gelaufen bist.«
    Warum sind diese Menschen nur so sentimental?, dachte Blunnentior. Sie hetzen einen Gegner, bis er besiegt vor ihnen liegt, aber dann betrachten sie ihn beinahe wie einen guten Freund.
    Jäh durchfuhr ihn eine Erkenntnis, die ihn hätte aufjubeln lassen, wäre er dazu in der Lage gewesen. Ich habe ein Pseudopodium mit eigenen Wahrnehmungsfähigkeiten gebildet! Kein Gys-Voolbeerah, der an Veränderungsschizophrenie erkrankt ist, bringt das fertig. Das Desintegrationsfeld hat meine inneren Reserven geweckt und indirekt die Krankheit besiegt.
    Er spürte neue Zuversicht und wusste in dem Moment, dass der Gegner ihn für besiegt hielt. Es musste leicht sein, den Kaiser unter diesen Umständen zu überwältigen.
    Er fing an, die Gestalt des Freifahrerkaisers nachzuformen, ohne sich bewusst zu werden, dass er damit den letzten Zusammenhalt seines Körpers gefährdete.
    »Ich kenne deine Sorgen«, hörte er Argyris sagen. »Du fürchtest, wenn euer Plan verraten ist, wären die Versprengten des Alten Volkes verloren. Aber du irrst dich. Gewiss, ich werde deine Brüder in eine Falle locken, aber nicht, um sie zu vernichten, sondern um sie zu Verhandlungen zu zwingen.«
    »Wir verkörpern das GESETZ – und wir brauchen deshalb nicht zu verhandeln«, flüsterte Blunnentior.
    »Ich kenne euer GESETZ kaum«, hörte er den Kaiser antworten. »Und ich glaube, ihr selbst kennt nur noch Fragmente davon. Ihr glaubt lediglich, dass das GESETZ die harmonische Zusammenarbeit zwischen allen Intelligenzen des Universums vorschreibt – und ich wüsste nicht, welches Ziel für mich selbst erstrebenswerter wäre. Aber alles braucht seine Zeit, und Entwicklungsstufen können nicht gewaltsam übersprungen werden.«
    »Tba!«, hauchte Blunnentior. »Wir müssen das Tba finden, denn in seiner Herrlichkeit schlummert die Kraft zur Verwirklichung des GESETZES! Ihr wollt uns jedoch daran hindern …«
    »Ich will einen Kampf zwischen den Gys-Voolbeerah und uns verhindern«, erwiderte Argyris eindringlich.

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