Silberband 100 - BARDIOC
Bardiocs?«, fragte Callibso überrascht. Das Tier hob den Kopf, obwohl es den Sinn der Worte zweifellos nicht verstand.
»Ich weiß nicht, was du von mir erwartest«, fuhr Callibso fort. »Wenn du mich jedoch irgendwo hinführen sollst, bin ich bereit, dir zu folgen.«
Mühsam unterdrückte er die Aufregung, die ihn ergriffen hatte. Die Aussicht, früher oder später mit Bardioc sprechen zu können, elektrisierte ihn, obwohl er sich noch keine Vorstellung davon machte, wie eine Verständigung überhaupt vonstattengehen sollte.
Nach einer Weile glitt das Tier von dem Stein herunter und entfernte sich von Callibso.
»Also gut«, sagte der Zeitlose. »Ich folge dir.« Er setzte seinen zwergenhaften Körper in Bewegung.
Das Tier folgte einem Fluss, über den Ausläufer des Riesengehirns zahlreiche organische Brücken bildeten. Am Ufer wucherten Büsche und verschiedenartige Blumen zwischen Bardiocs Seitenarmen.
Der nachtsichtige Callibso sah, dass der Fluss vor ihm einen scharfen Knick beschrieb und sich seinen Weg durch eine hoch aufragende schroffe Felsformation gesucht hatte.
Mit einem Mal hatte der ehemalige Mächtige das Empfinden, in eine Falle zu gehen. Er hielt inne.
Es war ruhig ringsum. Auch sein Suchgerät zeigte keine Anzeichen drohender Gefahr. Callibso verließ sich jedoch auf sein Gefühl, das von den Funktionen des Anzugs der Vernichtung noch intensiviert wurde.
Das Nagetier war zwischen den Felsen verschwunden, als wäre es sicher, dass sein Begleiter ihm auf jeden Fall folgen würde.
Der Zwerg zögerte. Hatte Bardioc ihn aufgespürt und wollte ihn vernichten, bevor er seinerseits Maßnahmen ergreifen konnte? Bardioc waren, sofern er ihn wirklich entdeckt hatte, die Absichten seines Artgenossen nicht bekannt. Der Verräter musste annehmen, dass jemand gekommen war, um ihn erneut seiner verdienten Strafe zu überantworten. Kein Wunder also, wenn Bardioc sich mit allen Mitteln wehren würde.
Callibso entschloss sich zum Weitergehen. Er verließ sich auf den Anzug der Vernichtung, der ihn zumindest vor den Folgen eines ersten Überfalls bewahren würde. Danach hatte er immer noch Zeit, Gegenmaßnahmen zu planen oder die Flucht zu ergreifen.
Er trat zwischen den Felsen hindurch, die einen natürlichen Kreis bildeten. Auf dem freien Platz, den sie einrahmten, schwebte dicht über dem Boden ein dunkles, etwa sechs Meter durchmessendes kugelförmiges Gebilde.
Prompt dachte Callibso an das Objekt, das er für einen kurzen Augenblick geortet hatte. War es möglich, dass es sich dabei um ein und denselben Gegenstand handelte? Wenn dem so war, dann hatte der Besitzer des Objekts mittlerweile alle Energiequellen abgeschaltet, um eine Ortung zu verhindern.
Das Nagetier war nirgends mehr zu sehen, wahrscheinlich hatte es seinen Zweck erfüllt und ging wieder seinen natürlichen Beschäftigungen nach.
Der Zeitlose beobachtete die Kugel. Sie schien das Produkt einer ihm unbekannten Technik zu sein. Auf jeden Fall war sie flugfähig, denn wie sonst hätte sie zwischen die Felsen gelangen sollen?
In diesem Moment wurde Callibso von einer Woge mentaler Impulse überschüttet. Sie waren hypnosuggestiver Natur und hätten ein anderes Wesen auf der Stelle getötet oder zumindest kampfunfähig gemacht. Nicht so den Zeitlosen. Er starrte die Kugel an und überlegte, ob sie eine Waffe Bardiocs sein mochte.
Die Signale enthielten keine spezifischen Befehle. Sie dienten offenbar nur dem Zweck, ihr Opfer zu lähmen und willenlos zu machen.
»Das hat keinen Sinn, Bardioc«, stellte Ganerc-Callibso langsam fest. »Außerdem bin ich nicht gekommen, um dir Schaden zuzufügen.«
Augenblicklich erloschen die Impulse. Die Kugel erhellte sich, sie wurde zu einer strahlenden energetischen Sphäre mit transparenter Hülle.
Zu seiner maßlosen Überraschung sah Callibso in ihrem Innern sein Ebenbild – den Puppenspieler von Derogwanien. Das Ding – Callibso glaubte keineswegs daran, dass sich in der Kugel eine weitere Puppe befinden könnte – bewegte sich in einer milchfarbenen Flüssigkeit oder in einem besonderen Gemisch, das war nicht genau festzustellen. Im Gegensatz zu Callibso trug es keinen Anzug, sondern war nackt.
Wahrscheinlich, überlegte der ehemalige Mächtige, handelte es sich um eine psionische Spielerei, die Bardioc sich ausgedacht hatte und die von seinen Helfern technisch realisiert worden war.
Eine dumpfe Stimme drang aus der Sphäre. »Ich bin nicht Bardioc«, sagte sie. »Aber das Rätsel um
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