Silberband 101 - Eiswind der Zeit
der Erde entfernt. Die Suche nach PAN-THAU-RA wird kein Spaziergang sein. Es warten womöglich Gefahren auf uns, von deren Ausmaß sich niemand eine Vorstellung machen kann.
Trotzdem bitte ich um Ihre Hilfe. Wir haben ein Raumschiff zu besetzen – das größte, das je auf einer terranischen oder lunaren Werft entstanden ist. Wir brauchen Männer und Frauen, die entsprechende Erfahrung haben und willens sind, sich auf ein gefährliches Abenteuer einzulassen – zum Wohl der Menschheit.
Ich bin sicher, dass ich von Ihnen hören werde. Melden Sie sich vorläufig bitte noch nicht. Diese Sendung diente nur dazu, Sie zu informieren. Im Lauf der nächsten Tage werden die Erfassungsstellen bekannt gegeben.«
Julian Tifflor rief Payne Hamiller auf Luna an. Der Wissenschaftsrat nahm den Anruf zwar schnell entgegen, er wirkte aber ein wenig verschlafen.
»Haben Sie die Sendung gehört?«, fragte Tifflor.
»Selbstverständlich«, antwortete Hamiller. »Aber gleich darauf fiel ich um. Ich kann mich kaum noch erinnern, wann ich zum letzten Mal ein Bett gesehen habe.«
»Ich verspreche Ihnen, Ihre Ruhe wird nur für ein paar Minuten gestört.« Der Erste Terraner lächelte. »Nur so lange, wie ich für die Bitte brauche, dass Sie die BASIS inspizieren.«
Tifflor glaubte zu sehen, wie Hamillers Gesicht zu einer Maske erstarrte.
»Ich? Die BASIS inspizieren?«, fragte der junge Wissenschaftler gepresst.
»Sie sind der geeignete Mann. Nehmen Sie als Mitarbeiter mit, wen immer Sie wollen.«
Hamiller entspannte sich. Seine Miene verriet nun, dass er sich über den Auftrag freute. »Selbstverständlich«, antwortete er. »Ich werde mich sofort an die Arbeit machen.«
»Nicht sofort«, warnte Tifflor. »Zuerst brauchen Sie ein paar Stunden Ruhe.«
»Das wird sich schon irgendwie machen lassen.« Hamiller winkte müde, doch in seinen Augen brannte das Feuer der Begeisterung.
Payne Hamiller wählte kurz darauf Boyt Margors Anschluss auf der Erde. »Es hat mich nicht viel Mühe gekostet, in Ihrem Sinn tätig zu werden«, sagte er. »Julian Tifflor hat mich damit beauftragt, die BASIS zu inspizieren und ihm Bericht zu erstatten.«
»Vorzüglich!«, rief der Mutant. »Besser hätten wir es uns nicht wünschen können! Führen Sie die Inspektion alleine durch?«
»Ich brauche Leute, die mir behilflich sind.«
»Woher nehmen Sie die?«
»Wahrscheinlich von Lunar Emergency Operations. Vielleicht rufe ich auch einige Spezialisten aus meinem Stab.«
»Tifflor macht Ihnen keine Vorschriften?«
»Er lässt mir freie Hand.«
»Das ist besser, als ich dachte«, bemerkte Boyt Margor. »Wie viele Leute werden Sie brauchen?«
»Ich habe mir noch keine Gedanken darüber gemacht. Fünfzehn bis zwanzig etwa.«
»Ich werde Ihnen die richtigen Leute nennen. Rufen Sie mich in einer Stunde wieder an.«
Payne Hamiller stand im Bann des Mutanten. Sein logisches Denken war in diesen Minuten auf den Bereich beschränkt, in dem er für Boyt Margor tätig war. »Wenn Sie mir wildfremde Leute zum Mond schicken, wird das Misstrauen wecken«, gab er zu bedenken.
»Einige von ihnen sind anerkannte Wissenschaftler. Außerdem liegt es an Ihnen, dafür zu sorgen, dass der Vorgang nicht ruchbar wird. Nehmen Sie die Leute an einer abgelegenen Stelle in Empfang und bringen Sie alle zur BASIS, bevor sie von jemand anderem gesehen werden. – Ich erwarte Ihren nächsten Anruf in einer Stunde!«
Die Verbindung erlosch. Wie in Trance griff Payne Hamiller nach einer Schreibfolie und einem Stift. Dann setzte er sich zögernd und versuchte, sich zu erinnern, welchen Entschluss er gefasst hatte, als er mit Tifflor sprach. Er hatte etwas aufschreiben wollen und sich gedacht: Wenn ich es nicht sagen kann, dann kann ich es womöglich schreiben. Ein Geständnis, das war es!
Er wollte bekennen, dass er heimlich mit Boyt Margor redete. Der Stift berührte die Folie. Payne Hamiller zuckte zusammen und malte einen merkwürdigen Kringel.
Dann war alles wieder weg. Hamiller wusste nicht einmal, warum er an seinem Schreibtisch saß. Er legte den Stift beiseite und schob die Folie von sich. Schließlich stand er auf und fuhr sich mit der Hand über die Stirn, als wolle er die Verwirrung fortwischen, die seinen Verstand gefangen hielt.
Er sah auf die Uhr. Kurz vor Mitternacht. Er war müde, aber zum Schlafen blieb keine Zeit. Payne Hamiller ging zu dem kleinen Arzneischrank und entnahm ihm ein Medikament, das ihn auf den Beinen halten würde.
»Wer anders als Payne
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