Silberband 102 - Aufbruch der Basis
mittleren Jahren erschien. Er hatte große, dunkle Augen, denen die Sorge anzusehen war.
»Dingh Canadaj, Leiter der Medo-Abteilung«, stellte er sich vor, als er Hamiller erblickte. »Während der letzten halben Stunde wurden vierzehn Vergiftungsfälle gemeldet!«
Hamiller starrte den Mediziner ungläubig an. »Wer wurde vergiftet? Was für ein Gift?«
Canadaj machte eine halb ungeduldige Handbewegung. »Ich könnte Ihnen die Namenliste vorlesen, Sir. Aber was hätten Sie davon? Der erste Fall war eine junge Frau namens Manda Aubertin. Dann kamen andere – Frauen und Männer. Die Toxikologie ist an der Arbeit. Fest steht bis jetzt, dass es sich nicht in allen Fällen um dasselbe Gift handelt.«
»Wie ist der Zustand der Betroffenen?«
»Es gibt zwei oder drei kritische Fälle. Wir hoffen aber, dass wir die Patienten durchbringen.«
»Haben Sie eine Vorstellung, was geschehen sein kann? Nimmt die Zahl der Vergiftungsfälle wieder ab?«
Canadaj warf einen Blick zur Seite. Als er sich Hamiller wieder zuwandte, war sein Gesicht noch ernster als zuvor. »Im Gegenteil, Sir. Soeben wurden mir vier neue Fälle gemeldet.«
»Halten Sie mich auf dem Laufenden! Ich möchte über jede Phase der Untersuchung informiert sein.«
»Wird gemacht, Sir!« Canadaj schaltete ab.
Hamiller wandte sich wieder an Jentho Kanthall. Ein bitteres Lächeln umfloss seine Mundwinkel. Er sah aus wie jemand, der sagen wollte: »Ich habe doch gewusst, dass es nicht glattgehen wird.«
»Wir warten besser noch eine Weile, bevor wir Terrania City anrufen«, sagte er schließlich.
Mara Bootes-Kauk hatte von diesen Vorgängen keine Ahnung. Sie arbeitete in ihrem kleinen Rechenzentrum, das den verdächtigen Peripherierechner enthielt. Angeschlossen war eine Transmitterstation, die es Mara erlaubte, mehr als ein Dutzend Orte in der BASIS ohne Zeitverlust zu erreichen. Irgendwie, fand sie, wirkte der Gedanke an den Transmitter beruhigend. Dieser Sektor der BASIS war weitgehend verlassen. Es tat gut, zu wissen, dass sie im Handumdrehen andere Menschen erreichen konnte.
Um der Einsamkeit zu begegnen, hatte sie Augustus, den ehemaligen Ka-zwo, überredet, dass er sie begleitete. Der Roboter erwies sich zwar keineswegs als unterhaltsamer Partner, jedoch erfasste er Maras Probleme rasch und präsentierte unaufgefordert eigene Lösungsvorschläge.
Marboo hatte dem Rechner in den vergangenen Tagen keine Beachtung mehr geschenkt. Sie hatte versucht, sich mit dem Gedanken abzufinden, dass es Dinge gab, an denen sie nichts zu ändern vermochte. Wohl fühlte sie sich dabei nicht. Einfach aufzugeben, das war ihrem Ehrgeiz zuwider. Es reizte sie immer wieder, weitere Versuche mit dem bockigen Rechner zu unternehmen. Bislang hatte sie dem Reiz jedoch widerstanden.
Augustus inspizierte soeben eine lange Symbolkette auf einem der Holoschirme. Urplötzlich und ohne ersichtlichen Grund wandte er sich um, fasste den verdächtigen Rechner ins Auge und erklärte mit der übergangslosen Unbedingtheit, die Robotern zu eigen ist: »Mit diesem Gerät stimmt etwas nicht! Es ist ohne Befugnis in Tätigkeit getreten.«
»Was heißt das?«, wollte Marboo wissen.
»Hast du den Rechner eingeschaltet?«, kam Augustus' Gegenfrage.
Marboo musterte die geheimnisvolle Maschine. »Ich? Nein. Warum sollte ich?«
»Ich spüre, dass dort Programme ablaufen«, antwortete der Ka-zwo.
Marboo stand auf. Ihre Vorsätze waren vergessen, denn der Rechner forderte sie heraus. Sie trat auf die Schaltkonsole zu. Kein Anzeichen verriet, dass das Gerät sich in Tätigkeit befand.
»Bist du sicher?«, fragte Mara.
»Es gibt keinen Zweifel«, antwortete Augustus.
Marboos Jagdeifer war geweckt. Sie wollte herausfinden, was für Programme abliefen, ohne dass jemand die Maschine in Betrieb genommen hatte. Mit sicherem Instinkt spürte sie, dass sie dem Geheimnis auf der Spur war, das diesen Rechner von Anfang an umgab.
Abermals steuerte sie das Register an, das sich ihren Annäherungsversuchen hartnäckig widersetzt hatte. Auf der kleinen Bildfläche erschien die Anzeige 1.
»Heh!«, rief Mara. »Bisher war da immer null!«
»Das ist womöglich die Erklärung«, bemerkte der Ka-zwo. »Es gibt an Bord einen privilegierten Anwender nach der Definition dieses Rechners. Nur er kann den Registerinhalt verändern. Er hat vor Kurzem das Register von null auf eins gesetzt. Daraufhin begannen die Programme abzulaufen, deren Tätigkeit ich spüre.«
»Weiß der Himmel. Es könnte tatsächlich
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