Silberband 102 - Aufbruch der Basis
wessen Geheiß?«
»Waliks«, sagte der Roboter. »Ich bin aufgefordert, dich vor Gefahren und Widerwärtigkeiten zu schützen. Hier handelt es sich um eine Widerwärtigkeit.«
Marboo starrte ihn ungläubig an. »Mein Mann soll das gesagt haben? Wofür hält er mich? Für einen Schwächling? Auf die Seite, und zwar sofort!«
Diesmal gehorchte Augustus. Marboo trat auf die Schottöffnung zu, aber schon stockte ihr Schritt.
Unmittelbar hinter dem Durchgang lagen drei Männer. Sie trugen die Arbeitsmontur der BASIS. Ihre Gesichter wirkten merkwürdig eingefallen, wie ausgetrocknet. Niemand konnte daran zweifeln, dass sie tot waren.
Marboo spürte, wie Panik von ihr Besitz ergriff.
3.
Innerhalb von zwei Stunden meldete die Medostation 89 Vergiftungsfälle. Danach schien die Welle der Vergiftungen jedoch abzuebben, im Lauf der nächsten dreißig Minuten wurden lediglich drei weitere Fälle gemeldet. Dingh Canadaj erstattete über Interkom einen vorläufigen Bericht.
»Die eingehende Untersuchung zeigt, dass es mindestens vier verschiedene Wege gibt, auf denen das Gift in den Körper der Erkrankten gelangt ist: durch Speisen, durch die Atemluft, durch Getränke oder ganz einfach durch Kontakt.«
»Kontakt womit?«, wollte Hamiller wissen.
»Mit einem giftbehafteten Gegenstand.«
»Es handelt sich um verschiedene Gifte, wie Sie schon vorher sagten. Wie viel verschiedene Toxika haben Sie bisher feststellen können?«
»Achtundvierzig«, antwortete Canadaj.
Hamiller sah überrascht auf. »Um was für Stoffe handelt es sich?«
»Zumeist um recht exotische Verbindungen. Ich habe eine Liste zusammengestellt, die ich Ihnen gern vorlege.«
Hamiller winkte ab. »Darum geht es nicht. Mich interessiert, ob wir diese Gifte an Bord führen.«
»Kein einziges davon, Sir.«
Der Expeditionsleiter wirkte nicht überrascht. »Das heißt, dass die Gifte an Bord synthetisch hergestellt werden«, sagte er mehr zu sich selbst. »Aber von wem?«
Kanthall wandte sich an den Leiter der Medo-Abteilung: »Haben Sie eine Aufstellung der Orte, an denen die Vergiftungen stattfanden?«
Der Arzt aktivierte ein Koordinatennetz. Kanthall betrachtete die markierten Positionen nur kurz, dann schaltete er eine Verbindung zur analytischen Abteilung. Eine Frau antwortete. Kanthall trug ihr auf, die Koordinaten in eine grafische Darstellung zu übernehmen.
Inzwischen hatte Hamiller die Unterhaltung mit Canadaj fortgesetzt. Der Stab des Mediziners war damit befasst, die Methoden zu ermitteln, deren es bedurfte, um aus den vorhandenen Rohstoffen die betreffenden Gifte herzustellen. Aus den Ergebnissen konnte unter Umständen gefolgert werden, wo die Synthese stattgefunden hatte.
»Das würde uns ein großes Stück weiterbringen«, meinte Hamiller.
»Es fällt auf, dass niemand an die Möglichkeit eines Unfalls denkt«, wandte Kanthall ein.
Hamiller musterte ihn erstaunt. »Sie etwa?«
Kanthall schüttelte den Kopf. »Nein. Aber es wäre wohl die natürlichste aller Reaktionen gewesen. Trotzdem kam uns von Anfang an die harmloseste Erklärung erst gar nicht in den Sinn.«
Ein Alarmgeber schrillte. Die aufgeregte, fast hysterische Stimme eines Mannes wurde hörbar: »Messtrupp achtzehn, Deck UQ-vierzweiunddreißig! Zwei meiner Leute sind von einem Monstrum angefallen und getötet worden!«
Eine Viertelstunde später war immer noch nicht klar, was man sich unter dem Monstrum von Deck UQ-432 vorzustellen hatte. Der Leiter des Messtrupps, ein Ingenieur namens Toynbee Higgs, war mit dem Rest seiner Leute auf dem Rückzug. Die beiden Toten hatte er zurückgelassen. Der Trupp befand sich in Panik. Nur mit Mühe war von Higgs zu erfahren gewesen, dass er außer zwei Männern auch einen Messroboter verloren hatte – eine der Maschinen, die von der Erde an Bord gebracht worden waren.
Das Monstrum wurde als ein riesiges Gebilde mit undeutlichen Umrissen beschrieben, halb durchsichtig und offenbar in der Lage, Wände zu durchdringen. Die Opfer waren von ihm überrascht worden, als sie einen leeren Lagerraum inspizierten.
»Sie gingen buchstäblich in Flammen auf!«, sagte Higgs erschüttert.
In dem kleinen Besprechungsraum versuchten Hamiller, Kanthall und Walik Kauk, sich einen Überblick zu verschaffen. Sie zweifelten nicht daran, dass das Auftauchen des Monstrums mit den Vergiftungsfällen zusammenhing.
»Die BASIS scheint sich gegen unsere Anwesenheit zu wehren«, behauptete Kanthall. »Irgendein Mechanismus ist aktiviert worden, der darauf
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