Silberband 105 - Orkan im Hyperraum
war sehr dringend.«
»Hilfe für ES ist nur auf mentalem Weg möglich und auch nur dann, wenn alle Konzepte integriert und gemeinsam handeln. Jeder Einzelne von uns ist allein ein Nichts.«
»In dem Fall muss ich weiterziehen …«
»Nein! Du wirst bei uns bleiben, bis das Ziel erreicht ist. Du bist ein Konzept mit starker Ausstrahlung und kannst den Prozess beschleunigen. Allein aber schaffst du nie, was du dir vorgenommen hast.«
»Ihr wollt uns gefangen nehmen?«
»Das ist nicht nötig, weil du freiwillig bleibst.«
»Niemals!«, begehrte Ellert auf. »Der Ruf aus der Ewigkeit würde jede Fessel sprengen, die ihr mir anlegt. Wenn ihr mir schon nicht helfen wollt, lasst mich wenigstens ungehindert weiterziehen.«
»Du kannst diesen Saal nicht mehr verlassen, bevor du dich mit uns vereinigt hast. Du bist ein Doppelkonzept und noch getrennt, das wusste ich von Anfang an. Mit unserer Hilfe erfolgt die Integration in kurzer Zeit.«
Ellert sah die entschlossenen Gesichter und wusste, dass er sich gegen diese Übermacht nicht zur Wehr setzen konnte. Außerdem widerstrebte es ihm, in dieser Situation Gewalt anzuwenden. Die Konzepte waren wirklich der Meinung, ihm einen Gefallen zu tun, wenn sie versuchten, ihn zu integrieren.
»Ich bleibe, wenn auch nicht freiwillig«, sagte Ellert schließlich. »Sobald sich mir eine Gelegenheit zur Flucht bietet, werde ich sie nutzen.«
»In einem Tag wirst du nicht mehr an Flucht denken«, versicherte der Dirigent.
»Ich habe Hunger und Durst.«
Ein Hauch von Genugtuung huschte über das zerfurchte Gesicht des Mannes. »Das sind materielle Dinge, die wir fast überwunden haben«, sagte er. »Aber es gibt noch Reste von Nahrungsmitteln. Du wirst sie erhalten.«
Ellert war ehrlich erstaunt. So weit waren diese Konzepte also schon?
Der Dirigent lächelte. »Das Universum gibt uns alles, was wir für unser Leben benötigen«, erklärte er.
Die Konzepte hatten den Saal verlassen. Nur fünf Männer waren an der Tür geblieben. Mit ihnen würde Ellert notfalls fertig werden, wenn sich keine andere Möglichkeit zur Flucht bot.
Eine Frau brachte Brot und Wasser.
Ellert legte sich auf eine der Bänke und versuchte zu schlafen. Ashdon meldete sich wieder.
Was nun? Wir können doch nicht warten, bis sie anfangen, mit uns zu experimentieren. Das zweite Stadium scheint jenes zu sein, in dem sich die Dorfbewohner befanden. Ich verzichte.
Wir schlafen uns aus, lassen uns noch einmal Vorräte bringen und verschwinden dann. Vielleicht geht es mit Überredung.
Niemals! Wir werden den Knüppel einsetzen müssen.
Der erfrischende Schlaf wurde durch eine erneute Versammlung unterbrochen. Ellert-Ashdon musste in der ersten Reihe an dem Gesang teilnehmen. Drei Stunden dauerte die ermüdende Meditation, dann war er wieder mit fünf neuen Wärtern allein.
Der Singsang schien in der Tat hypnotische Wirkung zu haben, denn Ellert-Ashdon fühlte sich wie benommen. Wenn sich das alle paar Stunden wiederholte, würde eine Wirkung kaum ausbleiben.
Zieh dich zurück, Ernst, und überlasse mir den Körper und seine Aktionen, meldete sich Ashdon.
Ellert widersprach nicht. Er schwieg auch, als Gorsty den gemeinsamen Körper humpelnd und auf den Stock gestützt zur Tür lenkte. Die fünf Wärter sahen ihm mit blicklosen Augen entgegen.
Ihnen fehlten das echte Leben und die Teilnahme an den Geschehnissen, die sich um sie herum abspielten. Ellert hätte sich kaum gewundert, wenn sie ihren üblichen Singsang wieder angestimmt hätten.
»Ich brauche etwas Bewegung im Freien«, sagte Ashdon zu den Wärtern.
Zu Ellerts Verwunderung traten sie wortlos beiseite und gaben den Weg frei. Gorsty musste genauso verblüfft sein, denn er zögerte, den gemeinsamen Körper in Bewegung zu setzen. Dann aber schritt er an den fünf Männern vorbei und fand sich in dem Vorraum wieder. Die Tür ins Freie war nur angelehnt.
Schneller! Ehe sie es sich anders überlegen, mahnte Ellert und unterdrückte seine Nervosität.
Wo mögen die anderen sein?
Egal jetzt! Geh weiter!
Ellert-Ashdon vergaß sein Humpeln und schritt schneller aus. Das Haus mit den großen Bogenfenstern blieb zurück und verschwand allmählich in den Nebelschwaden.
Vergeblich versuchte Ellert, eine Erklärung für das Verhalten der Wachtposten zu finden. Ebenso für den Umstand, dass sie nicht verfolgt wurden.
Ellert schätzte nach drei weiteren Tagen, dass sie sich bereits auf dem Gebiet von Kantrov befanden. Der ewige Nebel war verschwunden,
Weitere Kostenlose Bücher