Silberband 105 - Orkan im Hyperraum
Fremden. Mit ihren zwei Armen und den schmalen Schultern machten sie auf Wunt einen schwächlichen Eindruck. Zweiarmigkeit war den Ansken seit jeher als ein Zeichen geringer Bedeutung erschienen. Es verlieh Wunt ein Gefühl der Überlegenheit, die Mitglieder des LARD-Kommandos zu beobachten, wie sie offenbar Mühe hatten, Waffen und andere Ausrüstungsgegenstände gleichzeitig festzuhalten und zu tragen.
Weit im Hintergrund konnte er schon das seltsame Fahrzeug erkennen, das von den Schweberobotern abgeschirmt wurde. Es bestand aus mehreren sehr beweglichen Segmenten. Anders hätte der Transport ohnehin nicht bis in diesen Sektor vorstoßen können.
Die Angreifer hatten sich neu formiert und drangen weiter in den Korridor vor. Sie gingen nicht mehr so schnell wie zuvor, augenscheinlich waren sie durch Damms Tod verunsichert.
Als die vorderste Gruppe sich in einer Höhe mit Wunts Versteck befand, trat der Scharfschütze mit vorgehaltener Waffe aus der Nische und gab sechs Schüsse hintereinander ab. Die Fremden blieben stehen und blickten Wunt aus Augen an, die so winzig waren, dass er sie kaum erkennen konnte.
Wunt sah entsetzt, dass sein Angriff verpufft war. Um die Fremden hatten sich leuchtende Hüllen gebildet – das war alles. Er erkannte, dass seine Spezialwaffe nicht stark genug war, um die Schutzschirme der Gegner zu durchschlagen. Dazu bedurfte es schwerer Strahler oder des gezielten Feuers aus mehreren Waffen. Trotzdem drückte er noch einmal ab.
In dem Moment spürte Wunt, dass ein Geschoss in sein linkes Bein einschlug. Erstaunt fragte er sich, ob die Fremden absichtlich so schlecht gezielt hatten. Warum wollten sie sein Leben schonen? Glaubten sie etwa, dass er Damms Rolle übernehmen würde?
Er knickte ein, versuchte vergeblich, seine Waffe noch einmal auszulösen. Drei der Zweiarmigen waren bereits neben ihm. Sie drückten ihn auf den Boden und fesselten ihn. Dabei unterhielten sie sich in einer fremden Sprache. Sie hoben ihn auf und schleppten ihn in die Nische, die ihm eben noch als Versteck gedient hatte. Seine Waffe nahmen sie mit.
Wunt lag nun auf der Seite, das Gesicht dem Gang zugewandt, und er konnte den Feind vorbeiziehen sehen. Er befürchtete, dass er viel Zeit haben würde, über seinen Fehler nachzudenken.
Die Eskalation der Gewalt entsetzte Orbiter Zorg, wenngleich er zugeben musste, dass seine neuen Verbündeten sich ein Maß an Zurückhaltung auferlegten, das bewunderungswürdig war. Der Voghe rechnete es diesen Wesen hoch an, dass sie nicht einmal den heimtückischen Schützen getötet, sondern ihn lediglich außer Gefecht gesetzt hatten. Trotzdem befürchtete Zorg, dass er in den vergangenen Stunden den Anfang einer Auseinandersetzung erlebt hatte, deren Höhepunkt sich mit dem Kampf um die Hauptzentrale erst anzubahnen schien. Inzwischen war er über die Ziele des Einsatzkommandos unterrichtet. Er konnte das Vorhaben dieser Wesen in jeder Hinsicht gutheißen. Die monströsen Lebensformen an Bord mussten unter Kontrolle gebracht werden, bevor sie bewohnte Welten heimsuchten.
Unter den Fremden gab es einige, die Orbiter Zorg faszinierten. Das galt vor allem für die Kommandanten Danair und Gantelvair. Er spürte an beiden Männern eine Ausstrahlung, die ihn auf gewisse Weise an Igsorian von Veylt erinnerte. Nicht weniger interessant waren Kasaidere und seine Gesichtsmaske. Unter ihr verbarg sich eine unheimliche Lebensform, wie Zorg sie nie zuvor gesehen hatte. Er ahnte, dass von diesem Ding, das er für einen Symbionten hielt, eine große Gefahr ausging.
Am wohlsten fühlte Zorg sich in Torsaidens Nähe. Ohne zu wissen, was ihn an diesem Mann anzog, suchte er immer wieder dessen Nähe. Manchmal hatte er dabei das Gefühl, nicht nur einem, sondern mehreren Suskohnen gegenüberzustehen.
Überhaupt machten diese Wesen einen äußerst mysteriösen Eindruck auf den Voghen. Er hielt sie für hochintelligent, zudem schienen sie Vorstellungen von Recht und Ordnung zu haben, die denen Igsorian von Veylts entsprachen. Trotzdem stimmte etwas nicht. Zorg fand nicht heraus, was es war, aber zweifellos hatten die Suskohnen ein Geheimnis.
Einer von ihnen nannte sich Nimroff und war zweifelsohne ein Roboter. Er schien in einer besonderen Verbindung zu einem Mann namens Simain zu stehen. Warum die Suskohnen sich der Mühe unterzogen, einen Roboter als einen der Ihren auszugeben, war für Zorg ebenfalls Gegenstand längerer Überlegungen.
Das alles, fand er, war bedeutungsvoller, als es
Weitere Kostenlose Bücher