Silberband 105 - Orkan im Hyperraum
schnell wieder. Als wäre dieser Zwischenfall weiter nichts gewesen als eine zufällige, natürliche und zeitlich begrenzte Störung. Bruilldana konnte ihre Stellvertreter-Kämpferinnen sogar noch zum Sieg führen, wenn auch zu einem äußerst knappen Sieg.
Während sich von den Zuschauerinnen Wolken winziger Eier lösten und vom Wind verweht wurden, während sich auf den Turmdächern die Drohnen zum Schwärmen vorbereiteten und die Zuschauerinnen in einer langen Kette herabregneten und der Königin entgegenflogen, wurde Bruilldana klar, dass dieses Turnier eine Zäsur für ihre Regentschaft gebracht hatte. Sie hatte sich den Ansken wankend gezeigt. Niemand konnte ahnen, dass sie daran nicht die geringste Schuld traf und dass äußere Einflüsse sie verwirrt hatten.
Ihr Image war beschmutzt worden, ihr Prestige angeknackst, ihr psionischer Duft geschwächt. Das alles würde dazu führen, dass der Intelligenzquotient der Anskengemeinschaft funktionell absank, und damit würden sich die zivilisatorischen Leistungen abschwächen.
Die Konsequenzen waren außer Bruilldana noch niemandem bewusst, aber das würde sich bald ändern. Um einen Niedergang der Gemeinschaft zu vermeiden, musste Bruilldana beseitigt werden. In einem Kampf aller gegen alle galt es, eine Nachfolgerin zu finden, deren Erbgut wertvoll war und die verhängnisvolle Entwicklung auffangen konnte.
Die Königin war demnach schon so gut wie tot und wusste das. Sie wusste aber auch, dass es noch eine Möglichkeit für sie gab, das Verhängnis für sie selbst und den mörderischen Schwesternkrieg abzuwenden. Sie musste eine Aufgabe finden, deren Lösung die ganze Kraft und Energie aller Anskenvölker auf Datmyr-Urgan erforderte und deren Abschluss so erfolgreich sein musste, dass die daraus entstehenden positiven Emotionen die Risse in Bruilldanas Prestige schlossen.
Sie wusste das; alle anderen Ansken wussten es nicht. Wie hätten es Fremde wissen sollen, die ihren Fuß nie zuvor auf die Oberfläche von Datmyr-Urgan gesetzt hatten?
9.
»Selbstverständlich müssen wir die Sache gründlich durchdenken«, sagte Roi Danton. Er meinte damit meinen Vorschlag, dass der Tibeter und ich zur PAN-THAU-RA fliegen und erkunden sollten, was aus Rhodans Suskohnen-Kommando geworden war.
Schadenfroh registrierte ich die Schweißtropfen, die aus der haarlosen Kopfhaut des falschen Rorvic quollen. Gaidenbal hatte eben längst nicht das Format des leichenhäutigen Scheusals. Während Rorvic vor keiner Gefahr zurückscheute, schien sein Doppelgänger ein ausgesprochener Feigling zu sein.
Als ich seine Kopfhaut betrachtete, fiel mir noch ein Indiz dafür auf, dass der Kerl falsch sein musste. Rorvics Schädeldecke wurde ständig von verfärbten Schwellungen geziert, die das Resultat seiner Schlafmützigkeit beziehungsweise meines Mittels gegen seine Faulheit waren. Vielleicht war es angebracht, den Test mit der alten verbeulten Kanne anzustellen, wenn auch nicht hier, vor so vielen Beobachtern.
»In erster Linie sollten wir an die patrouillierenden Schiffe der Wynger denken, die wahrscheinlich jedes Raumschiff orten, das unser Versteck verlässt«, sagte Reginald Bull.
»Sehr vernünftig«, pflichtete der falsche Rorvic bei.
Danton blickte den vermeintlichen Mutanten prüfend an, aber seine Aufmerksamkeit wurde im nächsten Moment so stark abgelenkt, dass sein Argwohn, sollte er aufgekommen sein, wieder zerrann.
Ein Sicherheitstechniker hatte sich über Interkom gemeldet. »Ich weiß, ich sollte nicht stören«, sagte der Mann und kam damit Rois Vorwurf zuvor. »Aber hier sind Gavro Yaal und Joscan Hellmut als Delegierte der Solaner und verlangen ausdrücklich, Kommandant Kanthall und den Obersten Terranischen Rat zu sprechen.«
Danton, Kanthall, Bull und Hamiller wechselten hastige Blicke. Mir war völlig klar, dass sie sowohl Yaal als auch Hellmut weggeschickt hätten, doch das durften sie nicht, wenn sie nicht riskieren wollten, die von den beiden vertretenen rund neuntausend Solaner zu brüskieren.
Schließlich nickte Kanthall. »Das sollte der Oberste Terranische Rat entscheiden, aber ich schlage vor, dem Verlangen der beiden Delegierten stattzugeben«, sagte er. »Die Unruhe unter den Solanern hat in letzter Zeit weiter zugenommen. Yaal war so raffiniert, durch Flüsterpropaganda bei den nicht auf der SOL Geborenen den Eindruck zu wecken, es wäre besser für sie, so bald wie möglich auszuwandern und Aufnahme in der BASIS zu beantragen.«
»Sehr
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