Silberband 106 - Laire
ist …« Plondfair gab sich Mühe, seine erneute Verunsicherung zu verbergen. Seine schwach ausgebildeten Parasinne vermittelten ihm ein Gefühl heraufziehender Gefahr.
Das Beiboot setzte auf, die wartende Menge verschwand hinter dem Kontrollgebäude aus der Bilderfassung.
Eine Liftröhre schob sich neben dem Schiff in die Höhe.
»Sie können aussteigen«, sagte der Kommandant. »Wenn Sie wollen, begleite ich Sie zur Schleuse.«
»Tun Sie das«, bat Plondfair.
Der Kommandant ging ihnen wortlos voraus. Die Schleusenschotten standen offen. Plondfair und Demeter betraten vom Hangar aus eine Liftkabine in der Transportröhre. Sie sanken lautlos nach unten. Augenblicke später öffnete sich vor ihnen ein hell erleuchteter Gang, der unter der Landepiste zum Kontrollgebäude führte. Niemand wartete auf die Boten des Alles-Rads.
Plondfair und Demeter betraten ein Laufband, das sie ins Kontrollgebäude trug. Über eine Schräge ging es in die Höhe.
Nur ein einziger Mann wartete auf die beiden. Es war Wimbey.
»Deshalb die Verzögerung. Ich hätte es mir denken können«, sagte Plondfair.
Der Kryn blickte ihn hochmütig lächelnd an. »Wir haben alles für die Sendboten des Alles-Rads vorbereitet. Vor dem Gebäude warten mehr als hunderttausend Männer, Frauen und Kinder darauf, die Botschaft des Alles-Rads zu vernehmen. Unter ihnen sind viele Leidende und Kranke. Sagt ihnen die Wahrheit, verkündet ihnen die Freudenbotschaft, dass sich das Alles-Rad von ihnen abgewendet hat und dass sie nicht mehr auf Heilung zu hoffen brauchen. Sie sind begierig darauf, die Wahrheit zu hören – oder das, was ihr als Wahrheit bezeichnet.«
»Wir haben niemals behauptet, dass sich niemand mehr um die Kranken kümmern wird«, erwiderte Plondfair freundlich. »Ich gehe davon aus, dass du informiert bist, die Wahrheit aber noch nicht sehen willst. Nun gut. Öffne die Augen. Sieh dich um auf Starscho. Was ich beobachtet habe, das bleibt auch dir nicht verborgen. Wenn du nicht blind bist, wirst du feststellen, dass die Heilungsuchenden nicht durch Gebete und auch nicht durch die Beschwörungen der Kryn gesund werden, sondern durch die in den Tempeln verborgenen technischen Anlagen. Wenn die Kranken über das Rad gehen, setzen sie sich wenigstens zwölf verschiedenen Behandlungsmethoden aus. Erfahrungsgemäß spricht davon wenigstens eine an.«
Das Gesicht des Kryn verzerrte sich. »Lügen!«, rief er schrill. »Nichts als Lügen und Ketzereien. Ich bin ein Kryn. Oft genug habe ich neben Kranken gestanden, wenn das Alles-Rad sie von ihren Leiden erlöst hat. Nie habe ich etwas von einer Manipulation bemerkt, weil es sie nämlich gar nicht gibt.«
»Du bist ein Narr, Wimbey«, sagte Demeter. »Es hat keinen Sinn, mit dir zu diskutieren. Lass uns lieber zu der Menge dort draußen gehen, damit wir mit allen reden können.«
Wimbey trat zur Seite. »Der Weg ist frei. Geht dort durch die Tür. Dahinter steht eine Tribüne. Steigt hinauf. Die Mikrofone sind eingeschaltet. Sprecht zu den Wyngern – sie warten auf euch.«
Plondfair fühlte, dass sein Herz schneller schlug. Seine Handflächen wurden feucht.
»Du schaffst es«, flüsterte Demeter ihm zu.
An seiner Seite schritt sie auf die Tür zu, die Wimbey ihnen bezeichnet hatte. Warme Luft schlug beiden entgegen, als der Durchgang geöffnet wurde. Sie hörten Gelächter und die Stimmen zahlloser Wynger.
Plondfair atmete tief durch. Das half ihm, die innere Unruhe zu überwinden. Er blickte nach oben. Die Treppe führte zu einer leeren Tribüne hinauf. Das überraschte ihn. Er hatte erwartet, zumindest dort einige Kryn zu sehen. Von der schmucklosen Brüstung erhoben sich mehrere Mikrofonstative. Er registrierte mit einiger Erleichterung, dass die Kryn tatsächlich gewillt waren, seine Worte an die Öffentlichkeit gelangen zu lassen.
Als Demeter und er auf der Tribüne standen, verstummte die Menge. Einige Männer pfiffen, wurden jedoch von anderen in ihrer Nähe zur Ruhe gebracht. Etwa fünfzig Meter von der Tribüne entfernt erhob sich ein zweites Podest. Dort standen drei Kryn. Sie blickten zu Demeter und Plondfair herüber.
Die Menge füllte einen riesigen Platz und einige Straßeneinmündungen. Plondfair gewann den Eindruck, die gesamte Bevölkerung von Starscho und alle Besucher hätten sich hier versammelt. Über dem Horizont erhob sich die riesige Sichel des zur Hälfte von der Sonne beschienenen Planeten Välgerspäre.
Demeter deutete zur Tribüne der Kryn hinüber.
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