Silberband 108 - Grenze im Nichts
in die Zentrale, schaltete die Triebwerke ein und ging zum Hyperkom.
»Kommandeur Zellot an Raumschiff ONOS!«, rief er. »Melden Sie sich!«
»Hier ONOS!« Olmer Fruhn erschien in der Bildwiedergabe. »Wir landen!«
»Ich erteile Ihnen Landeverbot für Varsok!«, schrie Zellot. »Steuern Sie die ONOS in eine zehnmal höhere Bahn und warten Sie dort! Ich werde die Ladung untersuchen.«
»Hier ONOS!«, wiederholte Fruhn. »Wir landen!«
»Die Landung ist untersagt!«
Als keine Antwort kam, riss Zellot das Schiff im Alarmstart in die Höhe. Er hatte die Atmosphäre noch nicht verlassen, als schon der Ortungsreflex der ONOS auf dem Schirm erschien.
Zellots Hand zuckte zur Steuerung der Intervallkanone. Im letzten Moment besann er sich, dass er die Besatzung der ONOS nicht für ihre Handlungsweise verantwortlich machen konnte. Wenn sich die Quelle der Beeinflussung in ihrem Schiff befand, dann waren sie ebenfalls beeinflusst.
Er ging deshalb nur auf Kollisionskurs, wich aber kurz vor dem Zusammenstoß mit der ONOS aus und griff mit einem Traktorstrahl nach dem anderen Schiff. Es wäre besser gewesen, den Paratron-Schutzschirm zu aktivieren, denn die Besatzung der ONOS zerstörte den Traktorstrahlprojektor mit einer Thermosalve.
Übergangslos vergaß Zellot, dass er das Schiff aufhalten wollte. Er dachte nur noch daran, welche sagenhaften Schätze er mit seinen Leuten in der Provcon-Faust erbeuten konnte …
Tengri Lethos beobachtete einen großen Platz in Zakkor City. Das Raumschiff aus dem Orbit war dort gelandet. Von allen Seiten strömten die Haluter zu diesem Platz. Sie gestikulierten heftig.
»Von dort kommen die Parusischen Impulse«, teilte ihm das Semorgehirn mit.
»Ich spüre sie«, sagte der Hüter des Lichts. »Mir ist, als hätte ich etwas Ähnliches schon einmal wahrgenommen. Es ist etwas dabei, was den Grund meiner Seele berührt.«
»Du nimmst eine Beeinflussung wahr?«
»Keine Beeinflussung. Mein freier Wille wird nicht angetastet, lediglich mein Interesse wird geweckt. Ich werde mir die Quelle der Impulse aus unmittelbarer Nähe ansehen.«
Tengri Lethos justierte seinen Spontantransmitter auf das Flachdach eines einstöckigen Gebäudes am Rande des Platzes. In der nächsten Sekunde befand er sich dort und hörte Hunderte Haluter brüllen. Und er sah die weiße Statue, die unter dem abgeflachten Pol des Kugelraumers stand und in übernatürlichem Glanz schimmerte. Kein einziger Haluter näherte sich der Figur weiter als bis auf hundert Meter.
Abermals hatte der Hüter des Lichts das vage Gefühl, die Ausstrahlungen der Statue schon einmal gespürt zu haben, wenn auch vor langer Zeit. Wenigstens einen Teil dieser Ausstrahlungen. Der Rest passte nicht dazu, sondern verzerrte alles ins Negative.
Auf einmal kam Bewegung in die Reihen der Haluter. Brüllend droschen sie aufeinander ein.
Amok!
Übte die Statue einen verderblichen Einfluss auf die Haluter aus wie die unbehandelten Kannibalkristalle? Wenn das der Fall war, würde über kurz oder lang die Uleb-Erbmasse der Haluter durchbrechen – und sie würden sich zu Bestien rückentwickeln, die durch die Galaxis tobten und Zerstörung und Tod verbreiteten.
Das durfte nicht geschehen. Tengri Lethos durfte nicht zulassen, dass die Haluter Varsok verließen, um über zivilisierte Welten herzufallen.
Er verließ das Dach und ging langsam auf die ONOS zu. Die Haluter beachteten ihn überhaupt nicht. Sie waren nur daran interessiert, schnell zum Raumhafen zu kommen.
Wenige Meter vor der Statue blieb der Hüter des Lichts stehen und streckte die Hände aus. Er berührte die Skulptur nicht, noch nicht …
»Wer sind Sie?«, grollte eine dumpfe Stimme.
Tengri Lethos ließ die Arme sinken und blickte auf. Vor ihm standen vier Haluter, ihre rötlichen Augen starrten ihn an.
»Er trägt nicht einmal einen Antigrav!«, rief einer der Riesen. »Wie hält er die hohe Schwerkraft aus?«
»Mein Anzug erhält stets die gleichen Umweltverhältnisse für mich«, erklärte der Hathor. »Mein Name ist Tengri Lethos.«
»Der Hüter des Lichts!« Das klang ehrfurchtsvoll.
»Ich grüße Sie!«, sagte der Hathor. »Woher stammt die Statue?«
»Das ist ein Psychod – ein Geschenk unseres Meisters«, erklärte einer der Haluter. Er stellte sich als Olmer Fruhn vor und nannte auch die Namen seiner Gefährten.
»Es ist kein gutes Geschenk«, erwiderte Lethos. »Ihm haftet etwas Bösartiges an, was eigentlich nicht zu ihm passt. Erlaubt mir, es an mich zu
Weitere Kostenlose Bücher