Silberband 109 - Das Loch im Universum
Freund und Partner Selcon dachte genauso. Daher war es kein Wunder, dass beide Männer sich zusammengetan hatten. Selcon fungierte an Bord der CRON als Chefpilot und Navigator.
Sie hatten ein geräumiges Haus weitab von der Stadt, aber vergleichsweise nahe beim Raumhafen. Da Volcano ein sehr mildes Klima aufwies, verbrachte jeder gern die Abende im Freien.
Rolwel setzte den Krug ab, aus dem er gerade getrunken hatte. »Ein guter Jahrgang. Wo hast du den aufgetrieben?«
»Beziehungen«, gab Selcon zurück, kehrte aber sofort wieder zu dem alten Thema zurück, das sie beide seit einiger Zeit beschäftigte. »Du denkst wirklich daran, Dr. Pana an unserer Expedition teilnehmen zu lassen? Eine Frau hat bei einer so gefährlichen Mission nichts zu suchen.«
»Sie ist Wissenschaftlerin, eine der fähigsten, die wir haben. Außerdem ist gerade das, was wir vorhaben, ihr Spezialgebiet. Sie kann uns von großem Nutzen sein.«
»Ja, das sagtest du schon. Ich verstehe nur nicht, wieso sich eine ernsthafte Forscherin mit uralten Sagen beschäftigt. Bei uns ist das ganz anders. Wir sind Abenteurer und Spekulanten. Weiß Pana das überhaupt?«
Rolwel lachte dröhnend. »Wer weiß es nicht, Selcon? Schon lange bevor du mein Partner wurdest, gab man mir vor jedem Start den Todessegen. Jeder wusste, dass ich stets jene Regionen aufsuche, die als gefährlich eingestuft werden. Dort gibt es schließlich am meisten zu holen. Und meine Tipps bekomme ich von Händlern, Gaunern, Piraten und Abenteurern.«
»Und nun: Tacintherkol?«
Rolwel nickte. »Ja, Selcon: Tacintherkol – das größte Mysterium des Universums. Ich will das Geheimnis lüften, und du sollst mir dabei helfen, ebenso wie Dr. Pana.«
Selcons Miene drückte Zweifel aus. »Wir haben schon so oft darüber gesprochen, aber die Suche nach dem Tacintherkol immer wieder verschoben, weil uns nicht klar wurde, ob es sich nur um Gerüchte handelt oder nicht. Schon unsere Ahnen berichteten von dem riesigen Schiffsfriedhof in den Tiefen des Alls.«
»Genau das ist für mich der Beweis, dass die Erzählungen der Abenteurer einen wahren Kern haben. Erinnere dich an diesen Worcha, der wegen Betrugs gehängt wurde. Er versuchte sein Leben zu retten, indem er behauptete, er kenne die Koordinaten des Tacintherkols. Ich bin inzwischen davon überzeugt, dass er die Wahrheit sagte.«
»Er war ein Lügner, Rolwel. Er wärmte nur die alten Sagen wieder auf, das ist alles.«
Rolwel wollte etwas erwidern, aber das Summen des Televisors unterbrach ihn. Er aktivierte den Bildschirm. Das Gesicht einer für volcanische Begriffe hübschen Frau erschien.
»Dr. Pana ...?« Rolwel wunderte sich. »Sie waren soeben Gegenstand einer angeregten Unterhaltung.«
»Ich muss mit Ihnen reden, Rolwel. Sofort!«
»Haben Sie Ihre Entscheidung getroffen?«
»Das sage ich Ihnen früh genug. Ich bin in einer halben Stunde bei Ihnen.«
Rolwel warf Selcon einen fragenden Blick zu. Der Partner nickte, wenn auch ein wenig zögernd, seine Zustimmung.
»Einverstanden. Und – ich freue mich.«
Der Bildschirm erlosch. Die beiden Männer sahen sich an. Schließlich meinte Rolwel: »Sie scheint sich entschlossen zu haben, uns zu begleiten. Ich bin auf den Grund ihrer schnellen Entscheidung gespannt. Sie muss etwas Wichtiges erfahren haben.«
»Hoffentlich hat sie nicht zu viel herumgeredet. Es muss keineswegs jeder wissen, was wir vorhaben. Wenn es diesen Friedhof wirklich geben sollte, birgt er unermesslichen Reichtum. Tausende Wracks warten auf die Plünderung.«
»Dr. Pana geht es in erster Linie um wissenschaftliche Erkenntnisse«, erinnerte Rolwel mit vielsagendem Unterton. »Sie würde uns die Reichtümer überlassen, ohne einen Anteil zu beanspruchen, wenn wir uns nicht um ihre Angelegenheiten kümmern. Soll sie ruhig ihre Geschichtsforschungen betreiben, uns kann es egal sein.«
Sie waren noch im Begriff, Für und Wider abzuwägen, als Dr. Pana schon erschien und sich zu ihnen setzte. Den Krug mit Wein lehnte sie höflich, aber bestimmt ab.
»Jetzt nicht, Rolwel und Selcon. Es gibt Wichtiges zu besprechen. Um es gleich vorwegzunehmen: Ich komme mit euch.«
»Ich hoffte es«, gab Rolwel zu. Dann schwieg er und blickte die Frau erwartungsvoll an.
Sie erkannte, dass er ihre Beweggründe hören wollte.
»Tagelang besuchte ich regelmäßig den Großen Speicher. Euch dürfte klar sein, dass nur wenige Volcans Zutritt haben, und das nur mit besonderer Genehmigung. Ich wusste, wonach ich suchte, deshalb
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