Silberband 113 - Der Loower und das Auge
die schon ein hohes Alter erreicht hatte, sang Balladen, in denen sie das Zeitalter Karailtors verherrlichte.
Eines Tages geschah das Unerwartete. Obwohl der Kalender das nächste Donnerbeben erst in fünf Tagen erwartete, wurde das weit ausgedehnte Lager der Valugi von einer Serie schwerer Erschütterungen heimgesucht, die zahllose Häuser zerstörten und Tausende Leben auslöschten. Kaum war das Entsetzliche geschehen, da meldete sich am Hofe der Achtundfünfzigsten Dienerin ein Valugi, der gekommen war, um Beriwannik eine wichtige Botschaft zu überbringen.
Als der Valugi vorgelassen wurde, erging es ihm zunächst wie jedem anderen Mann: Die Schönheit der jungen Dienerin erschütterte ihn derart, dass er minutenlang kein Wort hervorbrachte. Erst als Beriwannik ihm freundlich zuredete, konnte er seine Botschaft übermitteln.
»Gestern, Herrin, als das Unglück über das Lager hereinbrach, stand ich draußen im Feld und gewahrte ein riesiges, lichtschimmerndes Gebilde, das sich aus dem Himmel herabsenkte und nicht weit von meinem Haus entfernt aufsetzte.
Nachdem ich meine Furcht überwunden hatte, eilte ich dorthin, wo das schimmernde Fahrzeug gelandet war. Es sah auch aus der Nähe so aus, als bestünde es nur aus Licht – und es war viel größer als selbst dein Palast!
Nach einer Weile entstand eine Öffnung in der Wand aus Licht. Eine Gestalt kam zum Vorschein – größer als jeder Valugi und fremdartig. Der Fremde beherrschte unsere Sprache und sagte zu mir: ›Geh zu deiner Herrin und sag ihr, dass die Zeit der Unsicherheit, die Zeit des Streits und des Haders, vorüber ist. Sag ihr, es sei einer gekommen, der dem Volk der Valugi zu neuer Größe verhelfen will. Mach dich sofort auf den Weg und richte diese Botschaft aus. Denn übermorgen will ich selbst deine Herrin aufsuchen, und sie soll darauf vorbereitet sein.‹«
Angespannt hatte Beriwannik dem Boten gelauscht. »Und du? Was sagtest du?«, brach es aus ihr hervor.
»Ich zitterte, Herrin. Aber dennoch fragte ich ihn: ›Wer bist du?‹«
»Und was antwortete er darauf?«
»Er antwortete: ›Ich bin der Erschütterer des Universums.‹«
3.
Sie brauchten zwei Stunden, um den Öffnungsmechanismus zu finden – ein kleines Gehäuse am Fuß der Felswand, das ihnen nur deshalb mehrmals entgangen war, weil es sich im Innern eines Steinbrockens befand.
Vor ihnen öffnete sich die Felswand zu einem gut acht Meter hohen und noch ein wenig breiteren Stollen. Großflächige Leuchtplatten an der Decke sorgten für Helligkeit.
»Worauf wartest du?«, drängte Milder Dano, als Gucky zögerte.
»Ich habe das unangenehme Gefühl, dass sich die Öffnung hinter uns schließen wird, sobald wir drinnen sind. Und ich frage mich, ob wir die Sonne danach wiedersehen werden.«
»Ich verstehe das.« Dano nickte knapp. »Aber da drinnen sind Perry Rhodan und Atlan, und irgendwo vor uns ist wohl auch die Traummaschine, die das Unheil angerichtet hat. Haben wir überhaupt eine Wahl?«
Gucky warf dem grauhaarigen Astronomen einen verwunderten Blick zu. »Du hast eine unnachahmliche Art, die Dinge ins rechte Licht zu setzen. Natürlich bleibt uns keine Wahl.«
Da die Kellner Fahrzeuge mit sich führten und der Stollen offenbar weit genug war, schlug Dano vor, den Gleiter mitzunehmen. Der Ilt war hingegen der Ansicht, dass das Fahrzeug leicht zu orten sein würde, dass es aber außerhalb des Felsens eine deutliche Markierung sein könne, falls es der BASIS noch gelang, die Barriere zu durchdringen. Guckys Argumente gaben den Ausschlag.
Sie stopften sich die Taschen voll mit Proviant und Ausrüstung und machten sich auf den Weg. Hinter ihnen schloss sich das als Felswand getarnte Tor.
Der Stollen verlief zunächst eben, führte bald jedoch sanft abwärts. Dano und der Ilt schritten fast zwei Stunden lang kräftig aus. Von den Kellnern, die vor ihnen diesen Weg genommen hatten, entdeckten sie keine Spur.
Das Ende des Stollens bildete ein kreisrunder, senkrecht in die Tiefe führender Schacht. Er durchmaß an die zwölf Meter und verfügte über zwei schiebebühnenähnliche Vorrichtungen, mit denen schwere Lasten bis zur Schachtmitte befördert und dort abgekippt werden konnten. Dano warf einen kleinen Gegenstand in die Tiefe. Das Versuchsobjekt sank langsam abwärts, in dem Schacht herrschte also ein künstliches Schwerefeld.
Ohne brauchbaren Anhaltspunkt schätzte Gucky die Tiefe auf mehrere hundert Meter bis mehrere Kilometer. Ebenso wie Dano prüfte er
Weitere Kostenlose Bücher