Silberband 113 - Der Loower und das Auge
Hologramm, als würde der Kommandant zu allen Axe-Typen eine gewisse Distanz wahren, um seine Position besonders hervorzukehren.
Dirdana war die zweite Schatten-Kopie, die Dienst in der Zentrale hatte. Sie war gemeinsam mit Chelda für die Positronik verantwortlich und war zudem Mannschaftsführerin.
»Kennst du Tusitala?«, fragte Chelda sie.
»Was ist das für ein Typ?«
»Ein Simudden.«
»Was willst du über ihn wissen? Soll ich die Daten abrufen?«
»Nein, lieber nicht«, sagte Chelda schnell. »Ich kann es auch selbst tun.«
Ich müsste die Daten zuerst eingeben, dachte das Stevenson-Bewusstsein. Wie leicht das wäre! Schließlich hat der Vario auch die Daten über Chelda in die Mannschaftsaufstellung eingebracht.
Chelda musste natürlich verschwinden, aber ein Unfall ließe sich leicht inszenieren, damit der Simudden-Orbiter Tusitala ihre Stelle einnehmen konnte. Stevenson hatte schon eine klare Vorstellung von dieser Simudden-Type, die Mentalität und die Charaktereigenheiten betreffend. Aber ohne das Einverständnis des Varios ging es nicht; für den Rollenwechsel bedurfte es eines entsprechenden Befehls.
Das Hologramm war nicht nur in der Lage, Zwiesprache zwischen dem Stevenson-Bewusstsein und dem angenommenen Ich der Person zu halten, die es gerade darstellte. Es stieß in seinen Überlegungen auch wieder auf die Gespräche der Wissenschaftler, die für seine Erschaffung verantwortlich waren. Womöglich hatten die Wissenschaftler absichtlich dieses Wissen in ihm gespeichert, als eine Art Pseudoerinnerung.
»Ich bin für klare Vorgaben: Stevenson ist für den Vario da, sobald der Roboter die Gruft der Erkenntnis erreicht. Also soll der Vario-500 das Hologramm auch kommandieren können.«
»Aber es könnte Situationen geben, in denen Stevenson Entscheidungsfreiheit braucht.«
»Behandeln wir den zuerst angeschnittenen Punkt. Der Vario und Stevenson arbeiten als gleichwertiges Team. Eine Rangordnung muss dennoch sein, darüber gibt es keine Diskussion.«
»Einverstanden. Der Vario als der mitten ›im Leben‹ stehende Partner soll das Kommando haben. Er teilt Stevenson die jeweilige Rolle zu. Aber was, wenn der Vario ausfällt und Stevenson in der Gestalt, die er gerade innehat, keine der Situation angemessene Effektivität erzielt? Die Existenz des Varios könnte bedroht sein, doch das Hologramm ist nicht in der Lage, ihn zu retten, weil er gerade einen Müllschlucker mimt ...«
Stevenson: Wäre ich nur ein Müllschlucker!
Chelda: Statt zu fantasieren, solltest du dich auf deine Aufgabe besinnen.
Stevenson: Ich lass dich noch in einen Desintegratorstrahl laufen, damit es dich atomisiert.
Chelda: Das würde zur Auflösung der Energiestruktur führen und hätte ebenso das Erlöschen deines Stevenson-Bewusstseins zur Folge. Es wäre gleichbedeutend mit unserem Tod.
Chelda näherte sich wie zufällig einer Sprechanlage, aktivierte sie unbemerkt und seufzte: »Tusitala.«
Das war das Zeichen für den Vario.
»Willst du nun doch Daten über den Simudden?«, fragte Dirdana zuvorkommend.
Chelda winkte ab. Sie würde die Tusitala-Daten wirklich noch in den Zentralrechner eingeben! Irgendeine Vorkehrung mussten die Wissenschaftler für den Fall getroffen haben, dass der Vario ausfiel.
Chelda beobachtete Derscht. Es passte gut ins Konzept, dass der Kommandant der KUREL-BAL über Hyperkom versucht hatte, neue Einsatzbefehle zu erhalten. Wenn der fingierte Anruf kam, konnte Derscht ihn als Ergebnis seiner Bemühungen werten und auf eine Überprüfung verzichten. Und wenn nicht, dann war es auch in Ordnung, denn der Vario stand auf dem Posten.
»Eine Meldung vom Hauptquartier!«, meldete der Cheffunker in dem Moment. »Höchste Dringlichkeitsstufe.«
»Zu mir!«, verlangte Derscht.
»Hauptquartier an KUREL-BAL, Kommandant Derscht. Ihre Mission im Wegasystem ist beendet; Sie kehren nicht zu Ihrer Flotte im System von Boscyks Stern zurück. Sie werden für Sonderaufgaben gebraucht. Verlassen Sie Ihre Position und nehmen Sie Kurs zum galaktischen Zentrum. Es ist unbedingt notwendig, dass die gefangenen Garbeschianer, die Sie an Bord haben, erneut einer gründlichen Untersuchung unterzogen werden. Dieser Befehl hat gegenüber allen anderen Vorrang.«
Die Meldung wurde im selben Wortlaut wiederholt, sodass der Eindruck entstehen musste, dass sie von einer Robotstation kam. Chelda fragte sich, ob Derscht sich damit zufriedengeben würde, dass weder die Koordinaten der Zielwelt noch deren Name genannt
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