Silberband 114 - Die Sporenschiffe
Einer.«
»Das konnte er dir erzählen, aber ich weiß, dass er ein Spion von Dommerjan ist«, herrschte Herkas sie an. »Jan – Dommerjan, das passt zusammen.«
Das war auch Maina schon aufgefallen, nur hatte sie dem keine Bedeutung beigemessen.
»Du brauchst mit mir nicht so zu schreien, Herkas.« Sie setzte sich zu ihm an den Tisch. »Ich bin keiner deiner Jünger, die du herumkommandieren kannst, und ich denke auch nicht daran, meine Eigenständigkeit aufzugeben. Ich vereinige in mir mindestens so viele Bewusstseine, wie du Leute um dich geschart hast.«
Herkas lachte. »Dann bist du gekommen, um uns zu bekehren?«, fragte er belustigt.
»Das ist nicht meine Absicht. Ich habe dich aufgesucht, weil ich mir erhoffe, dass du die Botschaft von ES entschlüsseln kannst. Deine Leute haben angedeutet, du wüsstest, was sie bedeutet.«
»Das weiß ich allerdings«, sagte Herkas wieder ruhiger. Er starrte vor sich ins Leere, als er fortfuhr: »Als ich damals das Doppelkonzept kennenlernte, dachte ich, dass es sich um einen Spinner handele. Inzwischen bin ich überzeugt, dass Ellert/Ashdon wirklich Kontakt zu ES hatte. Und er hat richtig gehandelt, als er EDEN II verließ, um ES zu helfen. Ich hätte damals mitkommen sollen ... aber es ist noch nicht zu spät.«
»Kannst du konkret erklären, in welcher Gefahr sich ES befindet?«
Herkas schüttelte den Kopf. »Das ist doch unmaßgeblich. ES ist in Gefahr, und nur das zählt. Ich habe meine Getreuen versammelt, um eine Rettungsaktion zu starten. Das war während der langen Flugphase von EDEN II; aber man ließ uns in Kantrov nicht ein. Als uns nach dem Ende des Fluges der Vorstoß doch gelang, gab es dort keine Raumschiffe mehr. Alle waren zerstört.«
»Ihr wolltet EDEN II wirklich verlassen?«
»Um ES zu helfen. Aber da es auf unserer Welt keine Raumschiffe mehr gibt, müssen wir einen anderen Weg gehen. Wir werden das Kommando über EDEN II übernehmen und uns mit der Planetenhälfte auf die Suche nach ES machen. Leider sind wir noch nicht stark genug für eine solche Rettungsaktion. Ich werde viel mehr gleich gesinnte Konzepte um mich scharen müssen, um die Steuerzentrale übernehmen zu können. Deshalb ziehen wir bei Tagesanbruch nach Ikarien. Ich hoffe, dort genügend Konzepte anwerben zu können ...«
»Genug!«, unterbrach Maina den Redeschwall. »Ich will dir den guten Willen nicht absprechen, aber ich fürchte, du vergeudest deine Kräfte für ein nutzloses Unterfangen. Weißt du noch nicht, dass EDEN II ins Zentrum der Mächtigkeitsballung vorgedrungen ist? Wir sind am Ziel der langen Reise.«
Herkas blickte sie mitleidig an. »Wo ist ES?«, fragte er.
Maina zuckte mit den Schultern.
»Eben«, sagte Herkas. »Wenn ES nicht da ist, befindet ES sich weiterhin in Gefahr. Wir müssen handeln!«
»Dann aber planvoll und gezielt.« Maina seufzte. »Und ich habe angenommen, du wüsstest wirklich, was mit ES los ist.«
»Ich weiß nur, dass das Warten keinen Sinn hat. Und ich werde EDEN II auf einen neuen Kurs bringen.«
»Herkas!« Der Ruf erklang von draußen, eine geisterhaft hohle Stimme, die aus allen Richtungen gleichzeitig zu kommen schien. »Herkas, kannst du mich hören? Weißt du, wer ich bin?«
Der alte Mann versteifte sich. Langsam richtete er sich auf und ging zur Tür.
»Warum antwortest du nicht?« Die gespenstische Stimme ließ ein höhnisches Lachen folgen.
Herkas stieß die Tür auf. Breitbeinig stellte er sich in den Eingang. »Hier bin ich, Dommerjan!«
Maina blickte überrascht zu Pamela, die sich neben der Tür an die Wand drückte. »Ich dachte, das Konzept Dommerjan sei nur eine Legende«, sagte sie.
Pamela schüttelte den Kopf. »Vater ...« Sie räusperte sich. »Mein Vater hat dieses Konzept begründet. Er hielt sich im Zustand völliger geistiger Verwirrung für die treibende Kraft auf EDEN II und glaubte, alle Bewusstseine in sich aufnehmen zu müssen, um wie ES zu werden. Er hat es geschafft, Dommerjan praktisch zu entvölkern. Nur wir, die wir uns um Herkas geschart haben, bieten ihm Widerstand. Vater ... Dommerjan ist unzurechnungsfähig, er ist die Inkarnation der düsteren Periode unseres Landes ...«
Maina hörte wieder die geisterhafte Stimme, aber da sie sich auf Pamela konzentrierte, entging ihr die Bedeutung der Worte.
»Wenn du so mächtig bist, dann stelle dich mir, Dommerjan!«, rief der Alte. »Was hast du hier zu suchen?«
»Ich will euch alle – und ich hole mir eure Bewusstseine!«, rief die
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