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Silberband 119 – Der Terraner

Silberband 119 – Der Terraner

Titel: Silberband 119 – Der Terraner Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PERRY RHODAN
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verzweifelt. Aber noch während sie redete, wich sie in den Dschungel zurück. Die Angst zwang sie, sich umzudrehen und davonzulaufen.
    Sie rannte über den weichen Boden aus moderndem Laub und verstand nicht, warum sie überhaupt floh. Welch ein Wahnsinn, vor der SOL wegzurennen, zumal schon im nächsten Moment die ersten Chircools da sein konnten. Sie hörte das Toben der Tiere immer lauter, während das Summen hinter ihr vorübergehend anschwoll und schließlich erstarb.
    Scoutie stolperte und fiel. Überrascht blieb sie liegen und lauschte in sich hinein. Die Angst war verschwunden.
    »Bist du zur Vernunft gekommen?«, fragte sie ärgerlich, während sie sich erhob und Blattreste und winziges Getier von ihrer Kleidung wischte. »Ich werde zu spät kommen.«
    Sie wandte sich zurück zum Dorf, aber Tollpatsch hinderte sie nicht mehr daran. Wahrscheinlich hatte das Schnüffeltierchen nur ein wenig Zeit benötigt, um die Wahrheit zu erkennen.
    Sie hatte sich weit in den Wald zurückgezogen, ohne es auch nur wahrzunehmen. Wenn die SOL inzwischen wieder abflog? Wie lange dauerte es, alle Betschiden in das Schiff einzulassen? Sicher nur wenige Minuten, denn die Dorfbewohner würden sich beeilen. Wie leicht konnte übersehen werden, dass jemand fehlte.
    Scoutie war zornig, wurde sich aber dessen bewusst, dass sie ungerecht reagierte. Woher sollte Tollpatsch wissen, was ein Raumschiff war?
    Sie blieb abrupt stehen. Nicht, weil das Schnüffeltierchen sie erneut gewarnt hätte, sondern weil sie einen fremden, beunruhigenden Geruch wahrnahm. Es stank aus der Richtung, in der das Dorf lag.
    Rauch, stellte sie erschrocken fest.
    Ein Brand? Aber die Regenzeit war erst vorüber, und der Dschungel triefte vor Nässe. Die Balken der Hütten hatten sich so mit Wasser vollgesogen, dass sie nicht einmal die vom Chircool-Gestank verseuchte Bordküche hatten verbrennen können.
    Sie ging langsamer weiter und blieb mehrmals stehen. Der Brandgeruch wurde ein wenig stärker. Andere Gerüche mischten sich darunter. Es roch nach etwas Heißem. Und dann war da derselbe Geruch, den Scoutie wahrnahm, wenn sie an einem gerade benutzten Schleifstein schnupperte.
    Die Jägerin zuckte die Schultern. Zweifellos gingen diese Gerüche von der SOL aus.
    Sie sah vor sich Licht durch den Wald schimmern und hielt irritiert inne.
    So nahe am Dorf kannte sie beinahe jeden Fußbreit. Sie sah den Stamm des riesigen Weißrindenbaums, der vor drei Regenzeiten umgestürzt war. Auf dem modernden Holz wuchsen rote Kugelpilze, deren Saft blutstillend wirkte. Jeder Jäger wusste, dass dieser Weißrindenbaum gut fünf Minuten vom Rand des Dschungels entfernt war.
    Ein Geräusch ließ Scoutie zusammenzucken. Etwas stampfte durch den Dschungel. Es machte so viel Lärm, dass sie sich unwillkürlich hinter den morschen Stamm duckte und nach dem Tier Ausschau hielt, das sich ganz in ihrer Nähe befinden musste. Ein Wesen, das mit derartigem Lärm durch den Dschungel brach, konnte nur riesig und gefährlich sein.
    Als Scoutie endlich die Wahrheit erkannte, war es fast zu spät. Sie erhaschte noch einen Blick auf das ovale, vielbeinige Ding, das nach Süden marschierte. Als sie hinsah, tauchte das Etwas gerade in ein Dickicht der Honigblatt-Stauden ein. Später, wenn die Trockenheit kam und die Blätter der hohen Bäume sich vor Hitze zusammenrollten, würde jedes einzelne Honigblatt Tropfen klaren Zuckersafts absondern – jetzt aber waren diese Gewächse tödlich giftig. Scoutie fragte sich beklommen, was das vielbeinige Ding wohl dargestellt hatte – vielleicht war es aus der SOL gekommen, und sie hätte versuchen sollen, es zu retten. Aber dann merkte sie, dass sie sich ganz umsonst sorgte.
    Das Etwas marschierte ungerührt weiter. Es konnte nicht lebendig sein, denn es gab nichts, was einem Honigblatt im giftigen Stadium widerstand.
    Scoutie dachte an den Roboter in Doc Mings Haus. In der SOL sollte es viele solche Maschinen gegeben haben. Sie hatte die Haut des Roboters betastet, und Doc Ming hatte ihr gezeigt, dass nicht einmal das schärfste Messer diese Hülle zu ritzen vermochte. Sie wäre bereit gewesen, das fremde Gebilde für einen Roboter zu halten, wäre nicht dessen seltsame Form gewesen.
    In Gedanken bat sie das Schnüffeltierchen um Verzeihung. Allmählich beschlich sie der Verdacht, dass es durchaus Gründe gab, die Landung der SOL mit Misstrauen zu sehen.
    Von nun an bewegte sie sich schleichend vorwärts, und das hieß, dass sie so gut wie unsichtbar

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