Silberfieber
Katja war joggen, warte, ich gebe sie dir.«
Auf ein Gespräch mit Katja war Frank allerdings jetzt gar nicht vorbereitet. Wieso war sie überhaupt schon wieder bei Michael, oder war sie immer noch bei ihm?
»Hallo, Frank, wie geht es dir?«, meldete sich Katja eine Spur zu freundlich und zu förmlich, sodass Frank wusste, dass sie immer noch sauer auf ihn war. »Guten Morgen, Katja, mir geht’s bestens. Wir sind seit gestern Abend bei Professor McCully. Der hilft uns heute ein wenig bei der Suche. Wie geht es dir?«
»Na, prima, wie soll’s mir schon gehen? Es ist Wochenende, und ihr habt ja auch immer ein paar tolle Rätselaufgaben für uns. Was sollte denn diese komische Geschichte mit der Titanic?«
Für uns, hatte sie gesagt. Frank hatte das Gefühl, dass Katja sich nur mit Michael zusammentat und ihm bei den Recherchen half, um sich dafür zu revanchieren, dass er sie in Hamburg zurückgelassen hatte. Oder steckte mehr dahinter? Aber das konnte er in diesem Telefonat sowieso nicht klären.
»Was es mit der Titanic auf sich hat, wissen wir noch nicht so genau«, beantwortete Frank also ihre Frage. »Das ist eine ziemlich dubiose Geschichte, aber wir hoffen, dass wir über diesen Franz Felgendreher vielleicht weiterkommen. Wir versuchen herauszufinden, warum Einstein hinter der Karte her ist und wieso er wegen ihr Professor Pfleiderer ermordet hat. Die Kriminalkommissarin, die du uns angekündigt hast, hat uns den Namen genannt, Franz Felgendreher. Pfleiderer war wohl in der Schweiz und hat ihn dort besucht. Wir müssen jetzt unbedingt rausfinden, warum, dann kommen wir vielleicht auch weiter.«
Er hörte einen leisen Seufzer. »Frank, ich verstehe dich wirklich nicht. Warum musst du unbedingt Detektiv spielen? Und was wollt ihr denn mit dieser Adresse? Lasst das doch die Polizei erledigen. Wenn ihr die Karte Frau Keller gegeben habt, könnt ihr doch sowieso nicht mehr viel machen, was wollt ihr diesen Felgendreher denn noch fragen?«
»Katja«, Frank musste sie stoppen, »Katja, es ist so, wir haben die Karte noch, wir haben sie nicht der Polizei gegeben.«
»Was? Aber Frank, das ist doch total bescheuert. Warum habt ihr die Karte nicht der Polizei gegeben? Was ist, wenn dieser Typ, dieser Einstein, noch immer hinter der Karte her ist? Er hat Professor Pfleiderer umgebracht, und er wird nicht einen Augenblick zögern, euch auch umzubringen! Ich glaube das nicht!«
Frank versuchte, Katja zu beruhigen. »Wir haben nur noch ein wenig weitergeforscht, Katja. Keine Panik. Wir sehen Frau Keller doch heute noch. Sie will sich mit uns treffen, damit wir ihr die Karte geben können. Es ist alles nur halb so aufregend, wie du es dir vorstellst. Wir sitzen hier gemütlich beim Frühstück und trinken englischen Tee, mehr nicht. Aber was hat Michael damit gemeint, als er sagte, du warst joggen?«
Aber Katja klang nicht so, als hätte sie die Schilderung des Frühstücks sonderlich beruhigt. »Frank, du bist unverbesserlich, wenn du dir erst einmal etwas in den Kopf gesetzt hast, bist du ja wohl kaum noch aufzuhalten. Mich tröstet nur, dass das Wochenende morgen vorbei ist, dann wirst du vielleicht wieder ein bisschen normaler.« Sie machte eine Pause, dann sagte sie: »Michael hat mir erzählt, worum es geht. Dann meinte er noch, dass er am Wochenende nur schlecht etwas herausfinden kann, weil er telefonisch niemanden erreicht. Zum Glück ist mir eingefallen, dass ich die Sekretärin von Professor Pfleiderer kenne. Ich habe mich ein paar Mal mit ihr unterhalten, und wir waren auch mal in der Mensa zusammen essen. Von einer Unterhaltung wusste ich auch, dass sie am Sonntagmorgen immer ihre Joggingrunde um die Alster dreht. Und dann bin ich heute Morgen eben zufällig auch joggen gegangen. Nachdem ich ein wenig ziellos herumgelaufen bin, habe ich sie dann tatsächlich getroffen. Wir sind zusammen gelaufen, und dabei habe ich dann fallen lassen, dass du für deine Diplomarbeit ein paar Arbeiten von außerhalb, zum Beispiel aus der Schweiz, einsehen musst. Dann habe ich weiter ein bisschen herumgesponnen und ihr erzählt, dass du am dringendsten in die Schweiz zu einem Franz Felgendreher fahren musst, um eine ganz wichtige wissenschaftliche Arbeit einzusehen. Du hättest mir erzählt, dass Pfleiderer gerade von einem Besuch bei Felgendreher zurückgekehrt sei. Aber jetzt, wo Professor Pfleiderer ermordet worden ist, traust du dich natürlich nicht, sie danach zu fragen. Auf der anderen Seite musst du aber dringend
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