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Silberfieber

Silberfieber

Titel: Silberfieber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Wuehrmann
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ihnen wohl noch verbleiben würde, wenn Daniel McGuffin erst zugestiegen war.
    Doch die Maschine bot in ihrer Winzigkeit auch unleugbare Vorteile. Sie war wendig, ließ sich mit einer Hand manövrieren, und ein geübter Pilot – und Mr. Van war geübt, was dieses Flugzeug anging – konnte sie ohne Schwierigkeit auf der kleinsten Insel landen.
    »Können Sie ihn sehen, Mr. Van?«, fragte Gloria, die mit ihrem Fernglas den dickbauchigen Körper des Air Canada Airbus A 320-200 absuchte, der etwa vierhundert Meter entfernt auf dem Rollfeld stand. Vor den Gepäckräumen an der Unterseite der Maschine waren bereits die Gepäckkarren mit ihren Anhängern aufgestellt worden, und die Entladung begann. Die Klappen standen seit einiger Zeit offen, und die Ladeflächen der Karren waren bereits gut gefüllt. Die Maschine stand mit ihrer kreisrunden Nase zu ihnen gedreht, sodass Gloria deutlich die Piloten erkennen konnte, die im Cockpit ihr Handgepäck zusammensuchten, wie einige Minuten zuvor die 360 Passagiere, die sie über den Ozean gebracht hatten. Zwei Gangways waren vor zwanzig Minuten an die Maschine herangefahren worden, und die meisten Passagiere hatten das Flugzeug und das Rollfeld bereits verlassen. Der Rest von ihnen stand wartend vor der Maschine, um wenigstens beim nächsten Mal von den Bussen mitgenommen zu werden, die sie zum Terminal bringen sollten. Aus dem Pulk der Wartenden löste sich die sogar auf diese Entfernung leicht zu identifizierende Gestalt von Daniel McGuffin und bewegte sich einige Schritte auf das Cockpit des Airbus zu. Dort verharrte sie, um anscheinend nach ihnen Ausschau zu halten.
    »Da ist er, unter dem Cockpit«, sagte Mr. Van, legte sein Fernglas zur Seite und startete den Propeller der kleinen Piper. Gloria sah, wie Daniel in ihre Richtung winkte, obwohl es fraglich war, ob er sie gesehen hatte, da Mr. Van zwar die Piper in Bewegung gesetzt hatte, doch weiterhin die Beleuchtung ausgeschaltet ließ. Da es noch nicht vollkommen dunkel war, konnte er das Flugfeld noch erahnen, und selbst bei völliger Dunkelheit wäre das Großraum-Passagierflugzeug der Air Canada ein problemlos anzusteuerndes Ziel gewesen.
    »Er läuft auf uns zu«, sagte Gloria, hatte ihr Fernglas aber nicht mehr auf Daniel McGuffin, sondern auf die Gepäckleute und auf jemanden mit einer Schirmmütze und einer gelben Weste gerichtet, der anscheinend auf McGuffin aufmerksam geworden war.
    »Mist, der Sicherheitsdienst hat ihn entdeckt«, informierte Gloria Mr. Van, der daraufhin die Geschwindigkeit drosselte und die Maschine in einem leichten Bogen aus der Laufrichtung von McGuffin schwenkte. Die Richtung behielt Mr. Van bei, bis sich die Piper und der sich vom Airbus entfernende McGuffin in einem spitzen Winkel auf einen imaginären Punkt zubewegten, der sich in der Nähe der Startbahn befand, die den Sportflugzeugen vorbehalten war.
    »Wird er schon verfolgt?«, wollte Mr. Van wissen.
    »Sieht nicht danach aus, bis jetzt spricht der Wachmann nur in sein Walkie-Talkie«, sagte Gloria. Doch dann sah sie, wie sich vor dem Hauptterminal ein Jeep des Flughafen-Sicherheitsdienstes mit rot blinkenden Lichtern in ihre Richtung in Bewegung setzte.
    »Sie haben uns gesehen«, sagte Gloria. »Das wird knapp, ein Wagen kommt auf uns zu«, fügte sie aufgeregt hinzu, ohne daran zu denken, dass Mr. Van den Jeep auch mit bloßem Auge längst gesehen haben musste.
    »Keine Angst. Das kriegen wir hin«, sagte Mr. Van und versuchte, die Geschwindigkeit der Piper so zu regulieren, dass sie mit der des nun für alle sichtbaren fliehenden McGuffin übereinstimmte. Der bewegte sich auf sie zu, war aber noch circa fünfzig Meter zurück. Mr. Van betätigte die Mikrofontaste seines Sprechfunkgeräts:
    »Hallo Tower, erbitte Starterlaubnis für Privatflug mit zwei Passagieren, bin in Startposition auf Startbahn C 3.«
    »Erlaubnis verweigert«, kam die prompte Antwort. »Bleiben Sie sofort stehen. Ich wiederhole. Keine Starterlaubnis für C 3. Bleiben Sie sofort stehen und fahren Sie zum Hangar zurück.«
    »Dann eben nicht«, sagte Mr. Van, schaltete das Gerät ab und konzentrierte sich wieder auf den auf sie zueilenden McGuffin.
    »Die haben Danny erwartet. Sie sind vorbereitet. So schnell haben die noch nie auf meine Startanfrage reagiert«, sagte Mr. Van.
    Im rauschenden Wind und im Knattern des Propellers verloren sich seine Worte. Gloria hatte das Glasverdeck geöffnet und klappte nun die seitliche Einstiegsluke nach innen.

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