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Silberfieber

Silberfieber

Titel: Silberfieber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Wuehrmann
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wir noch nicht soweit. Jetzt aber zu dir, was treibt dich nach London?« Er blickte auf die auf dem Boden verstreuten Landkarten.
    »Suchst du was Bestimmtes?«
    »Das kann man wohl sagen«, sagte Frank, und während beide ihr Bier tranken, erzählte Frank die Geschichte vom Überfall und von der Landkarte. Wieder wurde ihm unbehaglich, als er an Einsteins starre Augen unter der Motorradmaske dachte, und an die Gier, die er in ihnen gesehen hatte. Unwillkürlich vermied er es, in seiner Schilderung den wahnwitzigen Spitznamen seines Besuchers und die Formel e = mc 2 zu erwähnen.
    »Er hat was? Dich mit Handschellen an die Heizung gekettet? Wo steckt der Kerl? Wir trommeln unsere Basketball-Teams zusammen, und dann lassen wir ihn mit dem Kopf nach unten von der Tower Bridge schaukeln, bis er Schimmel ansetzt.«
    Frank musste lachen. Ein wenig löste sich die Spannung des langen Tages.
    »Aber du glaubst schon, dass der Kerl es ernst meint, oder?«, fragte Peter, während er auf die auf dem Boden verteilten Landkarten blickte.
    »So wie das hier aussieht, suchst du schon eine ganze Weile nach der Karte. Welche ist es? Ah, ich sehe schon, die, die du im Sommer hier vergessen hast. Ich habe sie in die Ecke zu den anderen gestellt. Aber an ihr ist nichts Besonderes dran, oder?« Peter stellte seine Bierflasche ab und beugte sich nun ebenfalls über die Atlantikkarte. Sie untersuchten gemeinsam die Details der Karte, und auch Peter entdeckte nichts Aufsehenerregendes. Selbst die vier Pfeile an den Kartenrändern, stimmte ihm Peter zu, waren zwar ungewöhnlich, aber reichten lange nicht aus, um für das alte Stück Pappe bei einer Sotheby-Versteigerung einen guten Preis zu erzielen.
    »Aber warte mal, zu der Karte gehört doch noch etwas.« Peter wühlte zwischen den Papprollen in der Zimmerecke herum und zog einen länglichen Stofffetzen hervor.
    »Hier, sieh dir das mal an, mit diesem Stück Stoff war die Karte zusammengebunden.« Peter ließ den Stofffetzen zwischen Daumen und Zeigefinger herabbaumeln.
    »Na und, ein kariertes Stück Stoff, was soll’s?«, sagte Frank gähnend.
    »Kariertes Stück Stoff? Also hör mal, das ist ein Tartanmuster, und der Stoff ist echter Tweed. Das ist nicht irgendein Stück Stoff. Daraus werden die weltberühmten Schottenröcke hergestellt. Je nach Farbe und Anordnung der Muster lässt sich der Stoff einer bestimmten Clan-Familie zuordnen«, Peter zögerte, »aber viel mehr weiß ich darüber leider auch nicht. Also vor allem nicht, zu welchem Clan dieses Muster gehören könnte.«
    »Na, was haben wir denn da, eine Landkarte von Neuschottland, eingewickelt in ein Stück Tweed aus Schottland. Wenn das mal kein Zufall ist«, sagte Frank spöttisch.
    »Aber wir haben das ganze Wochenende Zeit, dein Seekarten-Rätsel zu lösen«, erwiderte Peter unternehmungslustig. »Bis auf morgen Nachmittag, da habe ich mich mit Marie zum Kaffee verabredet.«
    »Mary?«, fragte Frank. »Die tolle Frau von heute Abend?«
    »Ja, genau die, aber sie heißt nicht Mary, obwohl sie mit ihren grünen Augen, den Sommersprossen auf der Nase und den roten Locken aussieht wie eine waschechte Irin«, sagte Peter, und seinem entrückten Blick konnte man ansehen, dass er im Geiste die Zeit noch einmal um ein paar Stunden zurückgedreht hatte.
    »Sie heißt Marie, aber ich glaube, sie ist verheiratet. Wir haben Telefonnummern ausgetauscht und uns für morgen Nachmittag zum Spaziergang verabredet. Bloß ihren Nachnamen wollte sie mir nicht verraten. Deshalb glaube ich, dass sie verheiratet ist.« Peter trank den letzten Schluck aus seiner Flasche.
    »Weißt du, was sie zu mir gesagt hat?«, fragte er. »Wenn ich unbedingt einen Nachnamen wissen muss, könnte ich sie ja Marie Curie nennen.«
    Mit einem Schlag war Frank hellwach. Kerzengerade richtete er sich im Sessel auf.
    »Was sagst du da? Sag das noch mal. Wie sollst du sie nennen?«
    »He, Frank, was ist denn plötzlich mit dir los? Marie Curie hat sie gesagt, wir haben rumgealbert, und da sind wir darauf gekommen. Wenn sie schon nicht Mary heißt, sondern Marie, kann ich sie auch gleich Marie Curie nennen, wie diese Ärztin oder Physikerin oder was die noch mal war. Was hast du denn? Du siehst aus, als hättest du ein Gespenst gesehen.«
    »Ja, das hab ich, glaub ich, auch.« Frank sank in den Sessel zurück und war tatsächlich blass geworden.
    »Es ist nur, weil, na ja«, er wusste wirklich nicht, wie er das Peter verständlich machen sollte, »der Kerl, der

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