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Silberfieber

Silberfieber

Titel: Silberfieber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Wuehrmann
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hinübergehen.«
    Einstein sah Gloria noch einmal kurz an und eilte dann mit schnellen Schritten davon, mit der rechten Hand wieder das Regenwasser aus dem Gesicht wischend.
    In einer Entfernung von etwa vierhundert Metern stand Peter Adams auf der Lambeth Bridge in unmittelbarer Nähe des anderen Themseufers, nahm sein Fernglas von seinen Augen, steckte es in ein Lederetui und dann in seinen Rucksack zurück. Wissend lächelnd warf er der in der Entfernung winzig wirkenden Frauengestalt, die sich gerade vom Parlamentsgebäude wegbewegte, eine Kusshand zu.
    »Zu schade um den schönen Nachmittag«, murmelte er noch, dann schlenderte er die Brücke hinunter in Richtung Lambeth Pier davon.

12
    Frank saß in Peters Arbeitszimmer und zerbrach sich den Kopf über die Koordinaten, die er auf der zweiten Kartenschicht zum Vorschein gebracht hatte. Bei der Zahl in der unteren Zeile konnte es sich allerdings nur um die Jahreszahl 1912 handeln, dessen war er sich sicher. In der oberen Zahlenreihe war der Breitengrad mit einundvierzig Grad und sechsundvierzig Minuten Nord sowie der Längengrad mit fünfzig Grad und vierzehn Minuten West angegeben. Die exakte Stelle, die mit diesen Koordinaten angegeben war, konnte Frank auf der Karte ohne langes Suchen lokalisieren. Es handelte sich um einen Punkt, der von New York aus gesehen etwa sechshundert Kilometer östlich lag, mitten im Atlantik. Frank fuhr an dem dazugehörigen Längengrad mit dem Lineal entlang und traf auf eine Landmasse etwa zweihundert Kilometer südlich des Gebietes, die auf der Karte übersetzt Große Neufundlandbank hieß.
    Die angegebenen Koordinaten gehörten jedoch zu einem Punkt weit draußen im Ozean, und das konnte eigentlich nur eines bedeuten: Wenn nicht jemand wahllos irgendwelche Zahlen auf die Karte geschrieben hatte, konnte an der angegebenen Stelle nur ein versunkenes Schiff auf dem Meeresgrund liegen.
    Diese Vorstellung war phantastisch. Und vor Franks innerem Auge erschien spontan ein untergegangenes Piratenschiff mit einem Goldschatz. Bei dem Gedanken verzog er das Gesicht, weil ihm die Vorstellung allzu weit hergeholt vorkam. Andererseits, wenn Einstein wegen dieser Karte einen Mord begangen haben sollte, war keine noch so abwegige Überlegung phantastisch genug, um sie nicht in Erwägung zu ziehen.
    Denn dass es die Koordinaten waren, hinter denen Einstein herjagte, stand für Frank jetzt außer Zweifel. Jemand hatte einfach das Original der Schatzkarte mit einer Art Deckblatt überklebt, sodass jeder, der den geschichtlichen Hintergrund der Karte kannte, die Karte selbst zwar identifizieren, aber im Grunde noch gar nichts damit anfangen konnte. Die Koordinaten waren einfach überklebt worden. Ganz schön schlau eigentlich.
    Frank war sich unschlüssig, was er jetzt tun sollte. Zwar hatte er mit der Jahreszahl und den Gradangaben Anhaltspunkte gefunden, mit denen er weiterforschen konnte, doch der Zugang zum Internet war ihm immer noch versperrt, und eine andere Recherchemöglichkeit hatte er nicht. 1912? Was hatte es damit bloß auf sich? Das Jahr, in dem jemand einen Schatz versteckt hatte? Oder das Jahr, in dem die Karte gezeichnet worden war? Oder das Jahr, in dem das Piratenschiff gefunden worden war? Es gab einfach zu viele Möglichkeiten. Immerhin passte die Jahreszahl zu der Zeit, in der Einstein und Marie Curie gelebt hatten. Aber was sollten die beiden mit dem Nordwestatlantik oder mit Neuschottland zu tun haben? Hatten sie jemals mit dem Schiff den Atlantik in Richtung Amerika überquert? Einstein schon, dachte Frank. Wenn er sich richtig erinnerte, stammte der aus einer jüdischen Familie und war vor den Nazis in die USA geflohen. Das müsste aber viel später gewesen sein.
    Frank sah auf die Uhr. Er wünschte, er könnte sich mit Peter besprechen, aber wie lange der heute Nachmittag in seiner Mission unterwegs sein würde, stand in den Sternen.
    Der Einzige, der jetzt noch weiterhelfen konnte, war Michael.
    Der war ein echter Experte, wenn es um Ortsangaben und Koordinaten, um Orientierung und das amerikanische Satellitennavigationssystem GPS ging. Sollte der doch mal ein bisschen recherchieren.
    Frank nahm sein Handy und rief ihn an.
    »Frank? Meine Güte, du hast vielleicht Nerven«, legte Michael sofort los, »wenn ich mir überlege, dass ich dich vorgestern von der Heizung losgeflext habe, und wir alle froh sein können, dass du noch lebst! Hast du die Karte endlich gefunden? Liefere die bloß bei der Polizei ab, und komm

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