Silberfieber
wurden nicht von Ihnen selbst durchwühlt, um den Verdacht auf andere zu lenken.« Sie schien mit ihrer Rede fertig zu sein, fügte dann aber an Frank gewandt noch hinzu: »Und Letzteres gilt auch für die Abschürfungen an Ihren Handgelenken.«
Peter und Frank waren gelinde gesagt beeindruckt. Vielleicht sollten sie sich ja doch kooperativer zeigen?
»Wir mussten heute Morgen fliehen, weil dieser Mann, der sich Einstein nennt, hinter uns her war«, sagte Frank. Dann erzählte er ihr ausführlich die Geschichte des Überfalls in Hamburg und wie sie beide den heutigen Tag in Peters Arbeitszimmer im Institut verbracht hatten.
»Und was ist mit der Karte, wo ist sie?«, fragte Christine Keller.
Frank blickte Peter an. Der hob seine Arme vom Boden und machte eine abwehrende Geste, indem er Frank die Innenseiten seiner Hände entgegenhielt.
»Deine Entscheidung«, sagte er.
Frank zögerte und schien die Folgen seiner Antwort abzuwägen.
»Die Karte ist in Peters Arbeitszimmer, aber wir können nichts damit anfangen, niemand kann das.« Er erzählte Christine Keller in groben Zügen, was auf der Karte zu sehen war, erwähnte aber keine Einzelheiten und vor allem nicht die Koordinaten, die er auf der Karte entdeckt hatte.
»Ich will die Karte sehen«, sagte Frau Keller.
»Was? Heute Nacht noch?«, fragte Frank.
»Einstein ist nicht allein unterwegs«, sagte Peter schnell und lieferte Frau Keller eine Beschreibung der Frau, die sich den Namen Marie Curie zugelegt hatte. Dann schilderte er die Szene, die er am Nachmittag durch das Fernglas beobachtet hatte.
Frau Keller hatte sich, seit sie mit Franks Befragung zu dem Überfall in Hamburg begonnen hatte, alle Antworten in ihrem Notizbuch vermerkt. Bei Peters Beschreibung der beiden Personen, die sich am Themse-Ufer unterhalten hatten, hielt sie kurz inne. Sie musste unwillkürlich an das Paar denken, das neben der Eingangstür des Cafés gesessen hatte, in dem sie auf Peter und Frank gewartet hatte. Sie beschloss, sich darüber zunächst nur eine Gedankennotiz zu machen.
»Gut, ich denke, das war es für heute«, sagte sie und klappte ihr Notizbuch zu. »Sie können mir morgen früh die Karte zeigen. Ich muss heute Abend noch Ihre Hinweise zu diesem Einstein und seiner Freundin Marie Curie nach Hamburg weiterleiten. Morgen werden die Kollegen von Scotland Yard sich an Sie wenden, damit Ihre Wohnung untersucht werden kann. Das ist leider notwendig, da es möglicherweise Spuren gibt, die zu denen in Professor Pfleiderers Arbeitszimmer passen. Danach können Sie natürlich in Ihre Wohnung zurück, Mr. Adams. Können Sie beide bei Freunden übernachten?«
»Nein, wir werden wohl wieder zur Universität fahren«, sagte Peter widerstrebend. Er wusste sofort, was Frau Keller bis jetzt noch nicht gefragt hatte.
»Die Adresse Ihres Büros in der Universität?«
Peter seufzte: »Geophysikalisches Institut, Gordon Street 445, fünfter Stock. Die Räume sind nicht nummeriert, es ist das vierte Zimmer links auf dem Flur, wenn man aus dem Fahrstuhl steigt, mein Name steht dran.«
»Sehen Sie, war doch gar nicht so schwer«, sagte Hauptkommissarin Keller lächelnd und schrieb die Adresse in ihr Buch, bevor sie es endgültig schloss. »Zum Ausgleich gebe ich Ihnen sogar meine Adresse.«
Nur für einen kurzen Moment dachte Peter, sie würde jetzt mit ihnen flirten.
Frank notierte sich die Adresse eines Hotels in der Nähe der Paddington Station.
»Es dürfte das Beste sein, Sie beide finden sich mit der Karte im Laufe des morgigen Tages wieder hier ein. Ich kann Ihnen leider noch keine Uhrzeit nennen, weil ich noch mit den Kollegen von Scotland Yard sprechen muss.«
Zusammen verließen sie die enge Dachkammer und das Haus. Als sich Frank und Peter auf der Straße schon von ihr verabschiedet hatten, drehte sich Hauptkommissarin Keller noch einmal zu ihnen um. »Ach, eine Frage hätte ich da noch«, sagte sie. Frank seufzte und wunderte sich, ob wohl alle Kommissare auf der Welt immer noch eine letzte Frage hatten.
»Sagen Sie, Herr Schönbeck, hat Herr Professor Pfleiderer Ihnen gegenüber jemals den Namen Franz Felgendreher erwähnt?«
»Nein«, sagte Frank. Er war erleichtert, weil er bei dieser Frage gar nicht erst in die Verlegenheit kam, sich irgendetwas ausdenken zu müssen. »Den Namen habe ich noch nie gehört, wer soll das sein?«
»Das war nach Angaben seiner Sekretärin die Person, die Professor Pfleiderer in der Schweiz besucht hat. Von dieser Reise ist er
Weitere Kostenlose Bücher