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Silberfieber

Silberfieber

Titel: Silberfieber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Wuehrmann
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bestanden.
    »Ja, ein wirklich passender Ort. Wenn wir die Karte finden sollten, können wir sie ja hier verstecken«, sagte Peter, und hoffte, Zeit zu gewinnen, indem er sich ausgiebig mit dem Auseinanderzerren der ineinander verkeilten Klappstühle beschäftigte. Doch Frank griff das Kartenthema wieder auf.
    »Wir haben die Karte nicht. Die Leute, die hier gesucht haben, konnten also gar nichts finden«, sagte Frank.
    »So, so. Da hat mir Ihre Freundin aber etwas ganz anderes erzählt. Katja Albers, das ist sie doch, Ihre Freundin, oder?«
    Peter rollte hinter Frau Kellers Rücken mit den Augen, und Frank fluchte still in sich hinein. Mist, dachte er, wenn man sich schon vornimmt, die Polizei zu belügen, sollte man sich dabei wenigstens richtig absprechen.
    »Ja, stimmt, ich habe ihr erzählt, dass ich nach London fliege, um die Karte zu holen. Aber ich habe mich geirrt, die Karte ist tatsächlich nicht hier. Ich muss sie Professor Pfleiderer mit den anderen wiedergegeben haben. Wir haben gestern Abend alles durchsucht und nichts gefunden.«
    »Da war hier noch nicht so ein Chaos«, fügte Peter brummend hinzu, beendete seinen Scheinkampf mit den Klappstühlen und bot Frau Keller einen der Stühle als Sitzgelegenheit an.
    Die Hauptkommissarin setzte sich und strich sich mit den Händen über die Oberschenkel. Die schwarze Leinenhose war vom Regen noch unangenehm nass. Christine Keller war zweiunddreißig Jahre alt und arbeitete seit ihrer ersten Ausbildung bei der Polizei in Hamburg. Seit sechs Jahren war sie beim Morddezernat. Ihr leichtes Übergewicht, mit dem sie meistens im Winter zu kämpfen hatte, rührte von ihrem Heißhunger auf Süßigkeiten. Der wiederum trat aber nur dann ein, wenn sie zu viel Zeit mit Büroarbeit verbringen musste. Vor zwei Jahren hatte sie sich von ihrem Mann scheiden lassen, der eine Karriere als Ausbilder auf einer Münchner Verwaltungshochschule dem kernigen Polizeidienst und dem unsteten Eheleben mit einer Polizistin im Außendienst vorzog. Die Scheidung war ihm umso leichter gefallen, als er bei seiner Ehefrau ein ihm unverständliches Interesse an den dunklen Seiten der menschlichen Seele beobachtet hatte. Seit der Trennung ging Christine Keller voll und ganz in ihrer Arbeit auf. Auf den beruflichen Kurzausflug nach London hatte sie sich sogar gefreut. Amüsiert beobachtete sie, wie die beiden zauberhaften jungen Männer versuchten, ihre langen Beine in der beengten Dachkammer irgendwo auszustrecken, ohne sich dabei ins Gehege zu kommen. Falls sie noch einmal die Plätze wechselten, könnte sie ja einen weiteren Blick auf ihre flachen Hintern werfen.
    Das Schweigen zwischen ihnen dauerte nun schon eine ganze Zeit lang an, doch Christine Keller machte das nichts aus. Den Anblick von Peter Adams, wie er mühsam versuchte, seine Hände in den Taschen seiner Lederjacke unterzubringen, um eine möglichst lässige Haltung einzunehmen, konnte sie sich auch noch länger gönnen. Als Peters Versuch misslang, baumelten seine Arme an der Stuhllehne herab, und seine Finger berührten fast den Fußboden. Sie entschloss sich, die Sache voranzubringen, damit sich die beiden nicht noch weitere unnütze Erklärungen ausdenken mussten, um diese geheimnisvolle Landkarte, hinter der offenbar plötzlich die halbe Welt her war, vor ihr versteckt zu halten.
    »Also gut«, begann sie, »ich schlage vor, wir sprechen wie vernünftige Menschen miteinander, damit wir wenigstens heute Abend noch etwas vorankommen. Erstens, ich weiß, dass Sie die Karte haben.« Sie hob ungeduldig die Hand. »Nein, nein, unterbrechen Sie mich jetzt bitte nicht. Zweitens, ich weiß, dass der Mann, der dort unten nach der Karte gesucht hat, der Mann ist, der Sie, Herr Schönbeck, vorgestern überfallen, bedroht und mit Handschellen an Ihre Heizung gekettet hat. Ich weiß weiter, dass er sich Einstein nennt und mit großer Wahrscheinlichkeit der Mann ist, der gestern Mittag Herrn Professor Anton Pfleiderer in seinem Arbeitszimmer in der Hamburger Universität überfallen und mit einem roten Ziegelstein erschlagen hat. Anschließend hat er das Zimmer von Professor Pfleiderer nach der Karte durchsucht. Und das bedeutet drittens, dass Sie, Herr Schönbeck, nicht als Täter in Frage kommen. Und das schließe ich unter anderem aus der Verwüstung der Wohnung Ihres Freundes, denn genau das gleiche Chaos habe ich gestern im Arbeitszimmer von Professor Pfleiderer gesehen. Und so viel weiß ich aus Erfahrung, Räume, die so aussehen,

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