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Silberfieber

Silberfieber

Titel: Silberfieber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Wuehrmann
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erst am Freitagmorgen nach Hamburg zurückgekehrt.«
    »Nein, den kenne ich wirklich nicht«, sagte er wahrheitsgemäß.
    Dann war Frau Keller tatsächlich am Ende ihrer ersten Vernehmung in England angelangt und machte sich auf den Rückweg in ihr Hotel. Als sie außer Hörweite war, sagte Peter:
    »Na, da haben wir ja eine grandiose Vorstellung abgeliefert, was? Sie hat uns total ausgequetscht. Alles, was wir nicht verraten wollten, steht jetzt bis ins letzte Detail in ihrem kleinen Notizbuch.«
    Frank schien das nichts auszumachen. »Beschwer dich nicht. Du wolltest doch immer schon Bekanntschaft mit der deutschen Polizei machen.«
    »Ich hab mich nur gefragt, warum sie wissen wollte, wo wir übernachten?«
    »Blödmann«, sagte Frank, »los, zurück ins Institut. Bis morgen haben wir noch einen kleinen Vorsprung. Wir müssen unbedingt Micha anrufen und hören, ob er was über die Koordinaten rausgefunden hat.«

17
    Nachdem Frank und Peter zum dritten Mal an diesem Tag die U-Bahnhöfe High Street Kensington, Kings Cross und Russell Square passiert hatten, fühlten sie sich auf der Circle Line und dem kurzen Stück der Piccadilly Line schon fast zu Hause. Immer tiefer sog sie das Abenteuer ein, und mehr und mehr wurden sie von einem befreienden Gefühl der Wurzellosigkeit und Ungebundenheit ergriffen. Für Peter verstärkte sich das Gefühl dadurch, dass er seine Wohnung gerade in einem reichlich verwüsteten Zustand zurückgelassen hatte. Und Frank, nun, Frank war gerade einmal vor vierundzwanzig Stunden, die ihm jetzt schon wie eine ganze Woche vorkamen, in London gelandet, und er verschwendete keinen Gedanken an irgendein Zuhause.
    Die Straßen rund um den Campus bis hinüber zur Tottenham Court Road belebten sich bereits mit den ersten Feierwütigen des frischen Samstagabends. Ihre Wege kreuzten sich mit denen der aus dem U-Bahnhof strömenden Rückkehrer vom nachmittäglichen Shopping-Ausflug. Frank und Peter betraten ein weiteres Mal an diesem Tag das Geophysikalische Institut, in dem sie, wenn ihre vorsichtige Einschätzung gegenüber Frau Hauptkommissarin Christine Keller richtig war, voraussichtlich auch die Nacht verbringen würden. Eilig überprüften sie, ob sich die Landkarte noch an ihrem alten Versteck befand. Als Frank sie ertastet hatte, rief er Michael in Hamburg an.
    »Michael Zylinski.«
    »Micha, was ist mit dir? Wir haben den ganzen Nachmittag über mit deinem Anruf gerechnet. Hast du was über die Koordinaten herausgefunden?«
    »Ja, ja, habe ich, aber ich wollte ganz sichergehen und bin gerade noch dabei, einige Optionen zu überprüfen. Außerdem war ich noch mit Katja einkaufen«, antwortete Michael.
    »Frank, du solltest sie unbedingt anrufen«, fuhr er fort, bevor Frank etwas sagen konnte, »sie macht sich wirklich große Sorgen um dich.«
    »Wieso das denn? Mir geht’s doch gut, ich bin mit Peter unterwegs, und wir versuchen, was über die Karte herauszufinden. Das weiß sie doch auch.« Frank hatte nicht damit gerechnet, dass Michael ihn auf Katja ansprechen würde. Er wartete voller Unruhe darauf, zu erfahren, was Michael über die Koordinaten herausgefunden hatte.
    »Ja, schon«, beharrte Michael weiter, »es ist aber nicht nur das, ich glaube sie ist auch, na, wie sag ich es am besten, sie ist ein wenig verstimmt, dass du sie in Hamburg sitzen gelassen hast und auf Abenteuertour gegangen bist.«
    Frank wurde ärgerlich. Er hatte keine Lust, jetzt mit Problemen wegen Katja konfrontiert zu werden, gerade nicht von Michael, von dem er doch eigentlich gehofft hatte, er würde Katja beruhigen können.
    »Schon gut, Frank, ich wollte es dir nur gesagt haben. Ich habe sie ja auch so gut wie möglich aufgemuntert. Also, jetzt mal zu eurem Koordinatenproblem, ich wiederhole die Zahlen noch mal, um sicherzugehen, dass kein Missverständnis vorliegt: einundvierzig Grad sechsundvierzig Minuten Nord und fünfzig Grad vierzehn Minuten West, und die Jahreszahl ist 1912, korrekt?«
    Manchmal konnte Michael einen mit seiner wissenschaftlichen Genauigkeit in den Wahnsinn treiben.
    »Ja, roger, ich bestätige die Angaben, alles korrekt«, sagte er und verdrehte die Augen.
    »Tja, dann habe ich eine Überraschung für euch, Jungs«, sagte Michael jetzt in verändertem Tonfall. »Die Daten, die du mir da durchgegeben hast, sind wahrscheinlich die berühmtesten Koordinaten in der Geschichte der Seeschifffahrt. Sie bezeichnen die Stelle im nordwestlichen Atlantik, von der das Passagierschiff Titanic am

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